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REGION NACHGEDACHT 95

Ich bin, indem du… - von Christina LEINWEBER

02.11.14 - Ein Begriff aus meiner Religion, den ich bereits als Kind nicht so richtig begreifen konnte, war die Gottesebenbildlichkeit. „Als Abbild Gottes schuf er ihn“ – dies können wir in der Bibel nachlesen. Diese bescheinigt uns: Wir sind salopp gesprochen „Doppelgänger“ Gottes. Hat er dann auch eine Nase, Ohren oder Beine? Oder bezieht sich die Ebenbildlichkeit nicht auf körperliche Merkmale? Kann man solche einfachen Vergleiche überhaupt ziehen? Für mich sind alle Vergleiche fast respektlos, denn wir sind ja wahrlich nicht so allmächtig und gütig wie Gott.

Und eigentlich verbietet uns die Bibel auch, uns ein Bild von Gott zu machen. Welch ein verwirrender Gedanke. Also dann weg mit diesem Gedanken von den Ohren und der Nase. Es geht womöglich auch nicht um solche Oberflächlichkeiten. Es geht um viel mehr als um das Aussehen. Und nur ein Theologe hat es geschafft, mir diesen schwer verstehbaren Gedanken gut zu erklären. Karl Barth sagte zur Gottesebenbildlichkeit nur einen Satz und für mich wurde alles klar.

„Ich bin, indem du bist.“ – Diese fünf Wörter vermögen zu erklären, wie dieses große Mysterium der Gottesebenbildlichkeit zu verstehen ist: Wir leben mit Gott in einer Beziehung, die sich gegenseitig bedingt. Wir sind nur, indem Gott ist. Und Gott ist nur, indem wir sind. Also können wir dann beide nicht ohneeinander. Wir brauchen uns, wir sind auf alle Zeiten verbunden, ansonsten könnten wir nicht existieren. Ein mächtiger Gedanke. Ein wunderschöner Gedanke. Denn in den Wörtern schwingt auch mit, dass wir niemals, auch wenn wir ihn einmal weniger stark fühlen, gottverlassen sind. „Und wenn ich auch wanderte durchs dunkle Tal, so fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“ (Psalm 23) - Christina Leinweber

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November 2013 im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 95 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++


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