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REGION WIELOCHS WIRRE WELT (52)

Deutsche Bahn auf Abstellgleis: Kunden streiken bis zum 20. Dezember

07.11.14 - Bis Montag geht bei der Bahn mal wieder nichts: Die meisten Züge bleiben stehen. Ab Montag droht bereits der nächste Streik. Der soll bis zum 20. Dezember dauern, mindestens. Diesmal trifft GDL-Chef Claus Weselsky allerdings keine Schuld. Wie der Fahrgastverband „Pro Bahn“ gestern ankündigte, haben sich jetzt die Bahnkunden für einen Streik ausgesprochen. Die haben die Nase nämlich voll.

Konsequenz: Seit Tagen versucht die Deutsche Bahn am Uniplatz in Fulda verzweifelt Freitickets für Reisen quer durch ganz Deutschland zu verteilen, wirft hunderttausende Blanko-Fahrkarten in die Briefkästen, hat die Fahrpreise um bis zu 90 Prozent auf Normalniveau gesenkt. Doch niemand zeigt Interesse. Selbst auf der „BahnCard 100“, die Rüdiger Grube in der Bahnhofstraße verschenken will, bleibt der Bahnchef sitzen. „Ne Mikrowelle und ein Reisebügeleisen lege ich noch oben drauf“, fleht der DB-Vorstandsvorsitzende die Passanten an. Ohne Erfolg.

Einige hundert Meter weiter am Fuldaer Bahnhof: ICE 537 nach München steht abfahrtbereit. Aber kein einziger Fahrgast ist an Bord. Hoffnung für das Zugpersonal: Eine Gruppe osthessischer Kegelfreunde schlendert über die Bahnsteigkante und lässt sich alle Zeit der Welt. „Die Abfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Grund ist Böschungsbrand“, witzeln die Männer und Frauen und kippen sich kleine Fläschchen mit Hochprozentigem hinter die Birne. „Oh, Signalstörung“, freut sich der Vorsitzende, der wie seine Mitkegler kaum noch einen fehlerfreien Satz sagen kann. „Verzögerungen im Betriebsablauf“, lallt der Kassenwart und stolpert vor sich hin. Alles um ihn herum dreht sich. „Wir verkehren heute in umgekehrter Wagenreihung“, brabbelt die Gruppe, steigt hinten im Abteil ein, macht eine Polonaise durch die 1. Klasse und verdrückt sich dann doch zum lieb gewonnenen Fernbus. Genau wie die Bimbacher Bastelfrauen. Die Hünfelder Handballer. Die Gersfelder Glasbläser. Die Schlitzer Schlittenfreunde und die Dipperzer Drachenflieger.

Vor dem Triebwagen hat sich eine Schulklasse versammelt. Werkunterricht heute mal auf fremdem Terrain. Die Siebtklässler haben Bumerangs gebaut. Der ideale Ort für den Lehrer, um auf die Gefahren dieses Sportgeräts hinzuweisen. „Der Streik ist wie ein Bumerang. Er kommt zurück und trifft dich mitten im Gesicht“, erklärt er und verweist auf die deprimierten Lokführer, die seit Tagen tatenlos in ihren Führerständen hocken und auf Kunden warten. Doch auch die Schüler steigen nicht ein. Geschlossen geht’s zurück zum Parkplatz. „Gebraucht, aber gut in Schuss. Der gehört jetzt uns“, zeigt der Lehrer stolz auf einen Reisebus. Gekauft vom angesparten Fahrgeld für die wegen Streiks geplatzte Klassenreise mit der Deutschen Bahn nach Hamburg. „Vom Rest zahlen wir das Hotel und fliegen noch eine Woche nach Mallorca“, erzählen die glücklichen Schüler.

Auf dem Uniplatz hält der FDP-Vorsitzende Christian Lindner eine Rede. Lautstark appelliert er an seine Parteifreunde. „Wir müssen aus der Vergangenheit lernen. Das darf uns nie wieder passieren. Wir wollten 5 Prozent, am Ende sind wir brutal auf die Nase gefallen. Jetzt mag uns keiner mehr und die meisten von uns stehen ohne Job da.“ Ein Passant bleibt stehen und brüllt Richtung Bühne: „Weselsky, hör auf mit deinem Geschwätz!“ (JOCHEN WIELOCH) +++


HINTERGRUND:  „Wielochs wirre Welt" erscheint heute am 52. Freitag in Folge bei OSTHESSEN|NEWS. Jochen Wieloch (38) blickt dabei pointiert, humorvoll und teilweise mit einer gehörigen Portion Ironie auf die Ereignisse, die die Menschen in der Region und im Land bewegen. Der Petersberger kennt sich als selbstständiger Redakteur in den Medien Print, TV und Internet bestens aus, ist Buchautor und als Spezialist für Unterhaltungselektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Außerdem berät und betreut der 38-Jährige Unternehmen in allen Fragen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete Jochen Wieloch unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München. Für osthessen-tv.de stellt der Germanist neuerdings regelmäßig automobile Neuheiten in Filmbeiträgen vor. +++


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