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Gedenkfeier an REICHSPOGROMNACHT- Bischof Algermissen: "schlimmes Erbe"
10.11.14 - Er ist einer der geschichtsträchtigsten Tage im Jahr, der nie in Vergessenheit geraten darf: der 9. November. Im Jahr 1938 - der Reichspogromnacht - brannten in Deutschland die Synagogen. 1.400 Gotteshäuser wurden auf brutale Weise zerstört. Jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden zertrümmert, 400 Menschen ermordet, jüdische Friedhöfe geschändet und 30.000 Juden verhaftet und in Vernichtungslager deportiert.
Bundesweit gedenken in der so genannten Reichs-Kristallnacht tausende Menschen an das Beschämende vor 76 Jahren - auch in der Stadt Fulda. Am Platz der ehemaligen Synagoge - heute "Am Stockhaus", früher Judengasse - versammelten sich mehr als 120 Bürger, Politiker und Geistliche bei einer eindrucksvollen Gedenkfeier. Oberbürgermeister Gerhard Möller (CDU), Bischof Heinz Josef Algermissen, Pfarrer Marvin Lange und Vertreter der jüdischen Gemeinde legten Kränze nieder.
Von einem "Schicksalstag" sprach das Stadtoberhaupt und sagte: "Deutsche und jüdische Geschichte sind durch den 9. November untrennbar miteinander verbunden." Man dürfe nicht vergessen, sondern müsse erinnern. "Das ist eine besonder Pflicht." Bischof Algermissen betonte: "Dieser Tag hat in die Gesellschaft tiefe Wunden geschlagen." Es sei ein "schlimmes Erbe", aber Teil der Geschichte. "Krieg, Verfolgung und Hass müssen in der Welt ein Ende haben" - darum bat der evangelische Pfarrer Marvin Lange in seiner Fürbitte.
Der Chor der jüdischen Gemeinde sang eindrucksvolle Lieder. Und Dr. Irena Ostmeyer sagte: "Wir haben in Fulda wieder einen festen Platz. Der Tag verpflichtet: jetzt und in Zukunft." Schülerinnen der Bardoschule berichteten von ihren Erlebnissen im Konzentrationslager Ausschwitz, das sie im Rahmen der politischen Bildung besuchten. "Es ist ein Ort, der sich in das Gedächtnis eingebrannt hat." (Christian P. Stadtfeld). +++