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„Aufgaben der Energiewende sind klar und schulterbar“ – Hans-Josef Fell in seinem Vortrag vor der Energiegenossenschaft Vogelsberg eG -

MÜCKE „Energiewende kann nur mit den Menschen vor Ort gelingen!“

Hans-Josef FELL über Ausstieg, Umstieg und Wirtschaftsmächte

02.06.15 - Er war Mitglied der Fraktion der Grünen im Bundestag, Autor des Entwurfs des EEG 2000, Weggefährte des Energie-Pioniers Hermann Scheer. Heute ist Hans-Josef Fell Präsident der Energy Watch Group und Botschafter für 100% Erneuerbare Energien. Offenbar der richtige Mann für die Energiegenossenschaft Vogelsberg eG, die den Visionär in Sachen Energiewende als Redner zu ihrer Generalversammlung am 28. Mai ins Landhotel Gärtner in Mücke eingeladen hatte.

Fell, der der Versammlung zuvor aufmerksam gefolgt war, lobte die Vogelsberger Genossenschaft für ihr Engagement: Nur durch private, kleinunternehmerische und kommunale Initiativen könne die Energiewende nach dem Rückzug der Politik gelingen, konstatierte der Redner, der mit seinem Biogasfahrzeug eigens aus Hammelburg angereist war. Seinem Vortrag folgten nicht nur die Genossenschaftsmitglieder, sondern auch ein japanisches Filmteam, das über die deutsche Energiewende berichten möchte.

Die aktuelle politische Diskussion, so Fell zum Einstieg in das Thema, sei gegen Klima- und Ressourcenschutz gerichtet: Nicht nur würde durch die Novelle des EEG das Wachstum der erneuerbaren Energien gebremst, obendrein sehe man auch „das Gespenst der Subventionen für fossile Energie“ wieder hervorkommen. Die Energiewende werde als zu teuer in Misskredit gebracht, anderslautende wissenschaftliche Berechnungen kämen kaum zum Zuge, bedauerte der Politiker, der seit Jahrzehnten als Streiter für die Energiewende unterwegs ist. „Ohne Ökostrom wäre in Deutschland der Strompreis um 11 Mrd. Euro teurer“, legte Fell dar, Windenergie und Solarstrom seien heute diejenigen Energien mit den niedrigsten Stromerzeugungskosten. Für die Abschaffung des Atomstroms bis 2022 fehle es in der Politik heute jedoch an Dynamik, so Fell. Die Frage sei, wo der Strom denn herkommen solle, wenn die Diskussion immer weiter wegführe von den erneuerbaren Energien.

Dabei hingen alle politischen Herausforderungen zusammen, befand der Experte: Erderwärmung, Atom- und Umweltbelastungen, Energiesicherheit, Ölkriege, Armut, Flüchtlinge und Wirtschaftskrisen. „All diese Herausforderungen sind verbunden mit fossilen und nuklearen Energien und Rohstoffen“, so Fell, und: „Erneuerbare Energien und Rohstoffe tragen entscheidend zur Lösung bei.“ Die Abhängigkeit von fossilen Energien und deren Lieferanten (z. B. Russland) bezeichnete er als „kein Segen für die Welt“, ebenso wenig wie die Klimagipfel, die seit 1990 keine Lösungen in Sachen Energiesicherheit und CO2-Reduktion gebracht hätten. Dennoch zeichnete der Redner keine rosige Zukunft für fossile Energien: die großen Fonds der Welt und ganz langsam auch die Energiekonzerne verabschiedeten sich mehr und mehr davon – eine Folge der immer unrentabler werdendem fossilen und atomaren Investments.

Außerdem seien die Gesundheitsschäden durch Kohlenstoff in Europa auf 15 bis 42 Milliarden Euro zu beziffern: Kosten, die nicht im Strompreis eingerechnet sind, wie der Experte betonte. Selbst für Vögel seien fossile Energien gefährlicher als Windräder, betonte er, darüber hinaus seien die landschaftlichen Schäden durch den Braunkohleabbau erheblich gravierender als durch die Windkraft. Angesichts der ökologischen Herausforderungen im Zeitalter von Klimawandel und Wetterextremen forderte Fell nicht nur eine Begrenzung der CO2-Emissionen, sondern eine Abkühlung der Erde. „Und das ist machbar – die Techniken dafür sind da: wir sollten es tun“, appellierte der Redner an die Vorstellungskraft seiner Zuhörer und an den Willen, tatsächlich etwas ändern zu wollen. Zahlreiche Beispiele führte er dafür an, u.a. sinnvolles Pflanzen- und Ressourcenmanagement. Das EEG 2000 sieht er nach wie vor als geeignetes Mittel zur Energiewende in der Breite an, während die Novelle von 2014 in erster Linie Großinvestoren begünstige.

Die Erfolgsgeschichte der erneuerbaren Energien in Deutschland sei von jedem Einzelnen geschrieben worden. „Mit dem EEG ist den Konzernen das Energiegeschäft entglitten, es war eine Revolution in der Demokratisierung der Energie“. Wäre die Entwicklung in dem Maß weitergegangen wie sie war, hätte man bis 2030 bei 100% Strom aus erneuerbaren Quellen sein können. Das Ziel der Regierung, 80% bis zum Jahr 2050 zu schaffen, ist laut Hans-Josef Fell „kein ambitioniertes.“

Die Menschen allerdings stünden nach wie vor hinter der Energiewende, kommunale Initiativen wie die der Stadt Frankfurt belegten dies und verdeutlichen, dass sie in einem komplexen Verbund aus Strom, Wärme und Logistik gelingen könne. Vorhandene Technologien müssten vernetzt werden, so der Experte, des Weiteren müssten Energieeffizienz und Elektromobilität forciert werden. Von Windkraft extrem betroffenen Regionen wie dem Vogelsberg riet er, das Repowering alter Windräder voranzutreiben und vor allen Dingen an der Energiewende dranzubleiben: „Es geht darum, sich vor Ort gut zu organisieren.“+++


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