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"Die größte Protestaktion, die es je in deutschen Krankenhäusern gegeben hat!"
24.06.15 - 162.000 Beschäftigte fehlen in deutschen Krankenhäusern, ganze 70.000 in der Pflege. Zu diesem Schluss kommt die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Um die teils gravierenden Missstände innerhalb der Krankenhäuser nach außen zu tragen und Aufmerksamkeit zu erregen, fand am Mittwochmittag um Punkt 13:00 Uhr eine bundesweite Protestaktion statt. Insgesamt 55 hessische Krankenhäuser beteiligen sich. Auch vorm Fuldaer Klinikum kamen rund 200 Betroffene zusammen. „Es ist die größte Protestaktion, die es je in deutschen Krankenhäusern gegeben hat“, so Betriebsrat Joachim Müller. „Mit dieser Protestkette machen wir heute den Personalmangel in den Krankenhäusern sichtbar.“
„Wir sind entsetzt, dass die Bundesregierung die Gefährdung von Patienten wissentlich in Kauf nimmt“, wird der hessische ver.di Landesfachbereichssekretär Stefan Röhrhoff in einer Pressemitteilung zitiert. Ein Nachtdienstcheck der Gewerkschaft in über 200 Krankenhäusern habe zu dieser Erkenntnis geführt. So sollen 59% der befragten Pflegefachkräfte im März 2015 angegeben haben, dass es in ihrem Nachtdienst in den vergangenen vier Wochen eine gefährliche Situation für Patienten gegeben hatte, die durch ausreichend Personal hätte vermieden werden können.
Laut Betriebsrat Joachim Müller mache sich der Personalmangel auch vor Ort deutlich bemerkbar. „Auch hier im Klinikum stellt sich die Situation nicht anders dar. Die Überlastungsanzeigen nehmen zu und viele Mitarbeiter sind unglücklich. Nur durch ein sehr hohes Engagement einzelner Kollegen ist die individuelle Betreuung der Patienten möglich.“
Die Gewerkschaft ver.di möchte eine gesetzliche Regelung bezüglich der Personalausstattung in Krankenhäusern erreichen. Des Weiteren sollen gesetzliche Pausen und Vorschriften des Gesundheitsschutzes eingehalten werden. Schichten in der Nacht, an Wochenenden sowie feiertags sollten laut Gewerkschaft künftig mit mindestens zwei Pflegefachpersonen besetzt werden. Krankenhäuser sollten kontinuierlich über die eigene Personalausstattung berichten, zu weiteren Personalverknappungen sollte es nicht kommen.
Joachim Müller berichtete gegenüber OSTHESSEN|NEWS von einer friedlichen Auseinandersetzung mit der Krankenhausleitung, der Vorstand des Klinikums sei der Protestaktion gegenüber sehr positiv gestimmt gewesen. Die Klinikvorstände seien schließlich nicht das Problem, kritisiert wurde von ver.di in erster Linie der Gesetzentwurf zur Krankenhausreform, den die Bundesregierung am 11. Juni veröffentlicht hat. Demnach sollen Kliniken je nach Behandlungsqualität künftig Zu- und Abschläge erhalten.
„Wir können und wollen nicht länger warten, es muss endlich etwas passieren. Alle Mitarbeiter im Krankenhaus machen ihre Arbeit gerne. Alle wollen gute Arbeit machen – ohne schlechtes Gewissen“, sagte Joachim Müller abschließend.(Konstantin Müller). +++