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15. Winfried-Preis geht an Rita SÜSSMUTH: „Ich wollte, dass es schneller geht“
27.06.15 - „Als ich Bundestagspräsidentin wurde, dachten alle: „Na endlich gibt sie Ruhe!“ Dabei stimmte das gar nicht. Ich war keine Rebellin. Aber ich sage Ihnen: Ich mag Menschen.“ Feierlich wurde Bundestagspräsidentin a.D. Professor Dr.Dr.h.c.mult. Rita Süssmuth am Freitag der Winfried-Preis der Stadt Fulda verliehen. Oberbürgermeister Gerhard Möller honorierte im Marmorsaal „die besondere Weise, mit der sich Rita Süssmuth um eine Völkerverständigung verdient gemacht hat“. Die Laudatio auf die in Wuppertal geborene Christdemokratin hielt Armin Laschek, der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen. „Aus dem christlichen Glauben die Welt zu gestalten, war ihr immer wichtig. Immer streitbar hat sie nie einen Konflikt gescheut.“
Der ehemalige Redenschreiber der 78-Jährigen erinnerte an einige Verdienste der Wissenschaftlerin und Politikerin. „Man steht am Anfang allein, am Ende ist es Allgemeingut“. Er ging ein auf Süssmuths Engagement nach der Aussöhnung mit Frankreich, sich mit Polen zu verständigen und in seinen Grenzen zu respektieren; mit der Volkskammerpräsidentin Sabine Bergmann-Pohl eine gemeinsame Reise nach Israel für dessen Anerkennung anzutreten oder für die Integration von Zuwanderern, die damals als sogenannte "Gastarbeiter" als vorübergehende Arbeitskräfte gesehen wurden, zu kämpfen – all das sei ihr Verdienst. „Du hast diesem Land gutgetan. Du hast diesen wichtigen Preis verdient!“ schloss Laschet seine Laudatio.
„Mit dieser Ehrung habe ich nicht gerechnet“, bedankte sich Süssmuth für den mit 10.000 Euro dotierten Preis. Sie habe nie geplant, in die Politik zu gehen, aber nach Jahren in der Wissenschaft habe sie Veränderung gewollt. „Ich wollte, dass es schneller geht.“ In Hinblick auf die Gegenwart erinnerte Süssmuth daran, dass Verständigung und Frieden stets der zentrale Gedanke der Völkerverständigung gewesen sei. Dennoch sei es wichtig, Rückschau zu halten. In der Politik, die ein Geschäft der Kompromisse sei, gelte es, faire Einigungen zu finden. „Ob bei AIDS, Migration oder Frauenfragen: Faule Kompromisse helfen nicht weiter.“ Und:„Am Meisten habe ich gelernt, wenn ich gescheitert bin. Dann kitzelt´s im Kopf.“
Politische Eckdaten
Nach ihrem Eintritt in die CDU 1981 wurde Rita Süssmuth nach dem Rücktritt Heiner Geißlers 1985 von Helmut Kohl ins Ministerium berufen. Bis 1988 ist sie Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. 1988 wurde sie zur Präsidentin des Deutschen Bundestages gewählt. 2000 bis 2001 ist sie Vorsitzende der Zuwanderungskommission, 2002 bis 2004 Vorsitzende des Sachverständigenrats für Zuwanderung und Integration. Einen ausführlichen Lebenslauf finden Sie bei der Konrad-Adenauer-Stiftung unter http://www.kas.de/wf/de/71.8559/ . (Anna Medlin)+++