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340 Flüchtlinge ab August in der Sportsfield-Kaserne
15.07.15 - Die kommunale Erstaufnahmeeinrichtung in vier Wohnblocks der Sportsfield-Kaserne im Stadtteil Wolfgang wird Anfang August in Betrieb genommen. Stadtrat Axel Weiss-Thiel hat die Bevölkerung in Wolfgang und im benachbarten Freigericht-Viertel am vergangenen Wochenende per Brief über die Ankunft der Flüchtlinge informiert. Fragen zur Betreuung durch Hauptamtliche und Ehrenamtliche und zur Willkommenskultur, aber auch zur Sicherheit beantwortet er mit Vertretern von Stadt, Polizei, DRK und Feuerwehr bei einer Informationsveranstaltung am Dienstag, 21. Juli, um 18 Uhr im Bürgerhaus Wolfgang.
Weltweit seien unzählige Menschen auf der Flucht. Bürgerkriege, gewalttätiger Fanatismus, Folter und Vergewaltigungen trieben sie dazu, ihre Heimat zu verlassen und in fremden Ländern Schutz zu suchen. Deutschland und auch Hanau stünden in der Verantwortung, diese Menschen zumindest vorübergehend aufzunehmen, schreibt Axel Weiss-Thiel an die Bürgerinnen und Bürger in Wolfgang und im Freigericht-Viertel. Auf sie werden die Flüchtlinge als erstes treffen, wenn sie sich von ihrem neuen Zuhause in Sportsfield auf den Weg machen zum Einkaufen oder zu Behörden in der Hanauer Innenstadt. Die kommunale Erstaufnahmeeinrichtung befindet sich direkt an der Bundesstraße 43 A zwischen der Aschaffenburger Straße und der Firma Dunlop.
Anfang August wird der erste Wohnblock bezogen, im Laufe des Jahres der zweite. Die zwei anderen Häuser müssen noch saniert werden und sind im Frühjahr 2016 bezugsfertig. In den vier Wohnblocks sollen rund 340 Menschen untergebracht werden. „Aus welchen Ländern sie stammen werden, ob es sich um Einzelpersonen oder Familien handelt, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen“, betont der Sozialdezernent. Zuweisende Behörde sei der Main-Kinzig-Kreis. Landrat Erich Pipa rechne für 2015 mit einer Landeszuweisung für den Kreis von 2.500 bis 3.000 Flüchtlingen. Daraus könnte sich für Hanau eine Aufnahmeverpflichtung von rund 400 Menschen ergeben, so Weiss-Thiel. Die genaue Zahl stehe noch nicht fest.
Ein Teil der Flüchtlinge werde Deutschland schnell wieder verlassen müssen, weil ihre Fluchtgründe nicht ausreichten. Viele aber würden eine mehr oder weniger lange Zeit bleiben, bis sich die Verhältnisse in ihrer Heimat wieder gebessert haben. Manche würden aber auch dauerhaft bleiben und müssten sich integrieren. In den Wohnblocks auf Sportsfield werden sie sozialpädagogische Fachkräfte dabei unterstützen, ihren Alltag in der neuen Heimat gut zu bewältigen. Darüber hinaus engagieren sich rund 40 von der Stadt ausgebildete Willkommens- und Sprachenlotsen sowie weitere Bürgerinnen und Bürger aus Vereinen und Kirchengemeinden.
„Unser Ziel ist es, dass die Flüchtlinge nach erfolgreicher Beendigung ihres Asylverfahrens unsere Erstaufnahmeeinrichtung verlassen und eine eigene Wohnung suchen“, so Axel Weiss-Thiel. „Eine dezentrale Versorgung mit Wohnraum schon während des Asylverfahrens war und ist immer der bessere Weg zur Integration. Doch vor dem Hintergrund stetig steigender Flüchtlingszahlen mussten wir ihn leider verlassen.“ Die Entscheidung, Flüchtlinge in der Sportsfield-Kaserne unterzubringen, war von Anfang mit der Entwicklung eines Betreuungskonzepts verknüpft. Dessen Handlungsfelder sind breit angelegt.
Mit den Angeboten soll nicht nur der soziale Zusammenhalt innerhalb der Erstaufnahmeeinrichtung gefördert werden. Wichtig sei ihm, die schon bestehende Willkommenskultur in einer Stadt mit mehr als 130 Nationen weiterzuentwickeln. „Wir wollen nicht nur unsere gesetzliche Verpflichtung erfüllen und die Flüchtlinge mit Wohnraum versorgen.“ Nächstenliebe und Solidarität zeigten sich auch darin, sie in der Anfangszeit zu Institutionen zu begleiten, niedrigschwellige Sprachkurse zu organisieren oder sie beispielsweise zum Sporttreiben mitzunehmen. „Das sind freiwillige Leistungen von hohem Wert, die das Leben in der fremden Heimat leichter machen und die Integration fördern.“+++