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REGION NACHGEDACHT 142

Durch den Tag reisen - Gedanken von Christina LEINWEBER

ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hatte dann ihr erstes Staatsexamen in der Tasche und nach einjähriger Refendarzeit in Lauterbach seit kurzem auch das zweite Staatsexamen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 142 Wochen) in der Serie NACHGEDACHT Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht.

27.09.15 - Es gibt Tage, die so vollgepumpt mit Terminen sind, dass man funktioniert, alles hinter sich bringt und abends müde auf die Couch fällt oder eben sofort ins Bett. Wenn ich solche Zeiten hinter mir habe, wird mir oft noch mehr die Schnelligkeit des Alltags bewusst und ein trauriger Gedanke macht sich breit: Dass ich in solchen Momenten kaum die Möglichkeit habe, mein Leben zu genießen. Ein Tag - 24 Stunden wieder dahin - und das Problem: Es geht alles viel zu schnell und von meinen ganzen Terminen sind nicht alle Kraftquellen, sondern Energiekiller.

Es hört sich wie ein Dilemma an und es ist auch eines: Natürlich muss man den Verpflichtungen wie Steuererklärung, Essen einkaufen, Versicherungen abschließen, etc., etc. nachgehen - wir sind ja nicht allein auf der Welt, sondern gehören auch zu einem System, in dem wir wichtig sind. Aber das alles kostet auch Kraft und raubt die wichtige Zeit. Also stelle ich mir immer wieder die Frage: Wie mache ich einen vollen Tag, an dem ich hetze und renne, zu einem wertvollen Tag?

Ich kenne noch nicht die Antwort, aber seitdem ich den Film "Alles eine Frage der Zeit" gesehen habe, bin ich ihr näher gekommen. Der Protagonist kann durch die Zeit reisen und sein Vater gibt ihm den entscheidenden Tipp, um glücklich zu werden: Er soll den Tag immer zwei Mal erleben: Beim ersten Durchgang soll er den Tag "normal" leben. Beim zweiten Mal soll er den Tag - mit all seinen Chancen und Risiken - bewusst leben. Natürlich ist der zweite Tag viel besser, er kann richtig auf andere Menschen reagieren, kann die Fehler des ersten Tages wieder richten und sich angemessen freuen, wenn es Grund dazu gibt.

Nur leider können wir das nicht - kein Tag ist wie der andere. Und wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Aber wir können den Tag auch zwei Mal leben. Das glauben Sie mir nicht? Naja, nicht tatsächlich zwei Mal, sondern zum ersten Mal wirklich und zum zweiten Mal im Kopf. Denn wir können unseren Tag abends im Bett reflektieren und uns an die schönen Momente erinnern. So leben sie wieder auf und unser Körper schüttet sogar dieselben Glückshormone wie im tatsächlichen Erlebnis aus. Das kann unsere Zeitreise sein und so können wir vielleicht mehr aus einem gewöhnlichen Tag machen. (Christina Leinweber)+++


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