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Markus ATZERT und Jörg KOCK gründen eigenen Kerzenladen
10.11.15 - Es war nicht nur für die 90 Mitarbeiter eine Hiobsbotschaft, als im Oktober 2014 verkündet wurde, dass die Eika-Kerzenmanufaktur schließen muss - das osthessische Traditionsunternehmen beendete den Betrieb am 1. April dieses Jahres. Für die Belegschaft blieben einige Monate mehr, um einen neuen Job zu finden. Markus Atzert (53) und Jörg Kock (51) stehen wieder in Lohn und Brot, denn sie verkaufen nun selbst Eika-Kerzen in der Fuldaer Rangstraße 39 (ehemaliger Reno-Schuhladen).
"Was wird eigentlich aus dem Eika-Werksverkauf? Die Nachfrage stimmt doch, wieso ist noch niemand auf Idee gekommen", hatte der damalige Betriebsleiter Karl Sennert in den Raum gestellt. Markus Atzert befasste sich mit dem Gedanken, informierte sich bei der Industrie und Handelskammer und schmiedete erste Pläne. Eines Freitags im August wurde dann Jürgen Kock "überrollt" - Sennert rief ihn in sein Büro, wo der Betriebsleiter und sein heutiger Geschäftspartner Atzert saßen. "Ich hatte ein Wochenende Zeit, um mir den Geschäftsplan anzuschauen, mir meine Gedanken zu machen und dann war klar: Ja ich mache mit", sagt der 51-Jährige.
Aufregende Wochen mit Vermietern, Geschäftsgründung, Bankabwicklung und natürlich dem Einräumen tausender Kerzen standen noch bevor. "Eigentlich hatten wir den 1. Oktober eingeplant, aber wegen verschiedener Verzögerungen ist es dann der 19. Oktober geworden", sagt Markus Atzert zu OSTHESSEN|NEWS. Für beide war die Unternehmensgründung völliges Neuland: "Ohne das Aus der Eika hätte ich nie gedacht, dass ich einmal ein Geschäft gründen würde."
Heute stehen die beiden in ihrem Kerzengeschäft und blicken positiv und auch etwas stolz auf die ersten drei Wochen Verkauf zurück: "Die Resonanz unserer Kunden ist durchweg positiv und bisher sind die Zahlen auch im positiven Bereich", so Atzert weiter. Dennoch würden einige bei den Preisen im A&K-Kerzenverkauf stocken. "Wir sind kein Werksverkauf mehr, sondern ein ganz normaler Händler", erklärt Kock. Im ehemaligen Werksverkauf habe es kein Controlling gegeben, weswegen Produkte deutlich unter Wert, teilweise sogar unter den Produktionskosten verkauft wurden. "Diese Preise können wir natürlich nicht mitgehen, denn wir müssen die Produkte schließlich beim neuen Hersteller Bolsius einkaufen", so Kock weiter.
Über 3.000 Produkte, Kerzen in allen Farben und Formen und Accessioirs werden Montags bis Samstags (9 bis 18 Uhr) angeboten - zusammen mit zwei Verkäuferinnen, die auch aus der alten Eika-Belegschaft kommen, schmeißen sie das Geschäft. "Es ist genau die gleiche Qualität, es sind sogar die gleichen Maschinen, mit denen in Fulda Eika-Kerzen hergestellt wurden, die wir hier anbieten", versprechen die beiden Gründer unisono, "wenn unser Geschäft genauso gut angenommen wird, wie der ehenmalige Werksverkauf, dann brauchen wir vor der Zukunft keine Angst zu haben." (Julius Böhm) +++