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Rutschen falsch montiert: Petersbergs Kinder dürfen nur bergauf rutschen
01.04.16 - Petersbergs Bürgermeister ist nicht gerade dafür bekannt, Fehler gerne zuzugeben. In diesem Fall zeigt er sich jedoch erstaunlich einsichtig: „Hier ist schief gelaufen, was nur schief laufen konnte. Von der Planung bis zur Umsetzung schlichtweg alles“, räumt Karl-Josef Schwiddessen gravierende Mängel ein. Wie die Gemeinde erst jetzt bemerkt hat, wurden in den vergangenen Jahren mindestens 15 Rutschen auf Spielplätzen falsch herum montiert.
Problem: Die Rutschflächen sind oben und unten absolut baugleich und identisch, lediglich ein kleines „o“ beziehungsweise „u“ ziert die Rückseite. „Leider haben die zuständigen Mitarbeiter die Montagehinweise übersehen. Jetzt stehen mehr als ein Dutzend Rutschen auf dem Kopf“, ärgert sich der Bürgermeister. Prinzipiell hat dies keine Auswirkungen auf die Funktion der Spielgeräte, doch Schwiddessen ist Perfektionist: „Die werden in den nächsten Wochen alle umgebaut.“
Die Gemeinde hat umgehend reagiert und weist Eltern und Kinder gut sichtbar auf die Problemrutschen hin. Haben die Kleinen die Startplattform erklommen, so klebt hier ein Hinweiszettel: „Achtung, hier unten. Rutschen verboten!“ Im Auslauf prangt ein zweiter Zettel: „Achtung, hier oben: Bitte nur bergauf rutschen!“ Leider würden sich nicht alle an die Vorschrift halten: „Täglich erwischen wir Kinder, die von oben nach unten rutschen“, berichtet ein Ordnungshüter. Nachdem man es in den ersten Tagen bei mündlichen Verwarnungen belassen habe, verhängt die Gemeinde neuerdings für Bergabrutscher ein Bußgeld in Höhe von 25 Euro.
Im Rahmen einer Ortsbegehung hat sich die Petersberger Opposition gestern ein Bild von den fehlkonstruierten Rutschen verschafft. Trotz mehrfacher Versuche und die durch den Regen spiegelblank polierte Oberfläche gelang es keinem der Lokalpolitiker, bergauf zu rutschen: „Elende Nörgler! Selbst zum Rutschen sind die zu blöd“, ließ der Bürgermeister die Kritiker verstummen. Wer genau den Planungs- und Montagefehler zu verantworten hat, steht momentan noch nicht fest. „Klar ist nur, dass derjenige sich warm anziehen kann. Der fällt bei uns garantiert die Karriereleiter nach oben“, deutet Schwiddessen Konsequenzen an.
Die Sorgenfalten des Rathauschefs dürften in den nächsten Wochen allerdings nicht weniger werden. Am Mittwoch hatte der Bürgermeister durch Zufall entdeckt, dass auf einem Spielplatz in einem Petersberger Ortsteil die Schaukeln falsch herum aufgehängt sind. (Jochen Wieloch) +++