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Teuflisch: Nierenerkrankungen oft zu spät erkannt - Urin-Check hilft
25.04.16 - Jeden Tag leisten sie Schwerstarbeit, indem sie das Blut filtern und für die Ausscheidung von Giftstoffen sorgen. Die Nieren übernehmen damit lebenswichtige Aufgaben im menschlichen Körper. Werden die Organe geschädigt, kann das langfristig fatale Folgen haben. Professor Dr. Marion Haubitz, Direktorin der Medizinischen Klinik III (Nephrologie) am Klinikum Fulda, ist Expertin für Nierenerkrankungen. Sie sagt im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS: "Ich empfehle einen regelmäßigen Urin-Check. Sind kein Eiweiß und keine Roten Blutkörperchen im Urin, dann sind die Nieren zu 95 Prozent gesund."
Diese einfache Variante zur Statusbestimmung kann jeder mit einem sogenannten Urinteststreifen (Urinstix) - aus der Apotheke - selbst durchführen. Detaillierte Ergebnisse gibt es durch Urinproben, die der Hausarzt oder das medizinische Labor durchführen kann.
Mindestens zwei Millionen Deutsche sind nierenkrank, aber nur 30 Prozent wissen davon. "Die Niere ist besonders teuflisch, denn erst wenn die Hälfte der Leistung verloren gegangen ist, sieht man Veränderungen im Blut. Dann ist der Kreatinin-Wert erhöht." Prof. Haubitz rät täglich zwei Liter zu trinken und im Falle von Diabetes mellitus (Blutzucker) und hohem Blutdruck, die Werte von einem Internisten gut einstellen zu lassen. Außerdem sollten bestimmte Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol vermieden werden. "Hier gilt: vor Einnahme lieber erst den Arzt befragen." Für Raucher ist das Risiko besonders hoch: "Sie sind doppelt so häufig nierenkrank, wie Nichtraucher", mahnt die Expertin und betont: "Die meisten Nierenerkrankungen verursachen keine Schmerzen, sind aber häufig Ursache für Herzinfarkt oder Schlaganfall."
Ist das chronische Nierenversagen jedoch unabwendbar und fehlt eine Entgiftung des Körpers dauerhaft, wird der Patient dialysepflichtig oder muss sich einer Transplantation unterziehen. 80.000 Dialysepatienten gibt es bundesweit. Allein im Klinikum Fulda warten rund 70 Patienten auf ein Spenderorgan. Die Wartezeit betrage meistens sechs Jahre. Dazu erklärt die Fuldaer Nephrologin: "Je länger man warten muss, desto ungünstiger ist die Prognose. Erkennt man den Nierenschaden frühzeitig, kann man die Dialyse oft noch zehn bis 15 Jahren herauszögern." Am besten sei es aber, so Prof. Haubitz, wenn es gar nicht er soweit komme: "Lassen Sie sich regelmäßig durchchecken und vergessen Sie dabei den Urin-Test nicht, denn bei der Niere gibt es einen blinden Bereich."