Archiv
Juwelier Christian ADOLPH saniert einen "fast aussichtslosen Fall"
23.05.16 - Noch verbirgt der Bauzaun, was sich oben in der Fuldaer Pfandhausstraße Nr. 2 gegenüber der Pizzeria Romantica befindet. Nur wenige Eingeweihte kennen die Geheimnisse, die sich im Inneren des kleinen Hauses mit dem Dreiecksgrundriss verbergen. Christian Adolph, Inhaber des Juweliergeschäfts Bott in der Friedrichstraße ist einer von ihnen. Er kennt das dreigeschossige Gebäude vom Keller bis unter das Dach und hat mittlerweile manche Wand und viele Balken auch von innen gesehen. Dabei ist der 43-Jährige von Haus aus weder Baufachmann noch Architekt und hat auch mit Denkmalpflege nicht beruflich zu tun. Aber er ist Besitzer und Bauherr und überlässt es nicht nur den Experten, aus dem eigentlich schon dem Abriss geweihten Schandfleck ein wieder nutzbares Gebäude mit ansehnlichem Äußeren zu machen.
Als Adolphs Vater das Haus in der angrenzenden Friedrichstraße kaufte, bekam er das damals schon marode "Kleinod" quasi obendrauf. Erst nach dem Kauf und dem ersten Versuch, 1990 daraus etwas zu machen, wurde das Häuschen zum Einzeldenkmal. Dann verfiel das enge verwinkelte Gebäude in einen fast 30-jährigen Dornröschenschlaf - bis Christian Adolph es wach küsste.
Da er durchaus kein weltfremder Idealist, sondern studierter Betriebswirt ist, war der Gedanke an Abriss und Neubau sicher naheliegend. Wie kommt es, dass er sich dennoch auf das kostspielige Abenteuer der Sanierung eingelassen hat? "Stellen Sie sich einfach mal vor, jeder der ein altes Haus besitzt oder erbt, würde die Kosten der Erhaltung scheuen und es radikal abreißen und neubauen. Wie würden unsere Städte wohl aussehn?", fragt er zurück. Und fügt ganz lapidar hinzu: "Eigentum verpflichtet". Dass er in seinem Freund Jörg Sturm einen unerschrockenen wie versierten Architekten an der Seite hat, beförderte die Idee einer "Renaissance" des Hauses sicher auch. Und der Denkmalpfleger der Stadt Adrian Hehl unterstützte den Bauherrn und dessen Team nachdrücklich im Bestreben, das fast 500 Jahre alte Häuschen zu erhalten.
Es folgten gründliche Untersuchungen der Substanz - die to-do-Liste wurde lang und länger. Schadenskartierungen zeigten, wo Decken und Balken erneuert, Böden ausgeglichen, schiefe Wände begradigt werden mussten. Dazu kamen Schwierigkeiten an der Baustelle, weil die Enge zwischen Luckenberg und Pfandhausstraße, wo die Außengastronomie von zwei Lokalen und auch der Anlieferverkehr für die benachbarte Drogerie Müller noch Platz finden muss, eine ausgeklügelte Logistik nötig macht. Der Dachstuhl ist mittlerweile komplett erneuert, das Dach neu eingedeckt, Fenster und Fassade werden folgen. Ende des Sommers sollen Büro und Uhrmacherwerkstatt einziehen können.
Die Uhrmacher von Juwelier Bott leben auf großem Fuß. Ihr "Format" bzw. Längenmaß, das fast 2 Meter-Höhe erreicht, stellte eine besondere Anforderung für ihre neue Werkstatt dar, denn die originalen Raumhöhen in dem Häuschen hätten die Handwerker nur in gebückter Haltung arbeiten lassen. Inzwischen ist auch für dieses Problem eine praktikable Lösung gefunden und die Geschosshöhe so angepasst worden, dass die künftige Uhrmacherwerkstatt mit einem wunderbaren Blick über den Luckenberg ein Herzstück des Hauses sein wird.
Heute Abend ist bereits Richtfest - und obwohl noch eine Menge Arbeit auf das Team wartet, ist der Erhalt und die neue Nutzung des so lange leerstehenden Hauses auf jeden Fall ein Gewinn für Fulda.+++ci