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Blick hinter die Festspielkulissen: So wird aus Ulrich BÄHNK Oliver HARDY
15.07.16 - Ein vollkommen anderes Körpergefühl in etwas mehr als einer halben Stunde: das klingt nach einem fadenscheinigen Fitnessversprechen. Im Falle der Bad Hersfelder Festspiele aber verbirgt sich dahinter etwas ganz anderes. Schauspieler Ulrich Bähnk bekommt in rund 30 Minuten von Maskenbilder Thomas Thiel und Kostümankleiderin Renate Vey Übermaß statt Modelmaß - nämlich dann, wenn das Team ihn in diesem Sommer allabendlich zu Oliver Hardy aus dem Zwei-Personen-Stück "Laurel & Hardy" verwandelt.
Mit Fatsuit, Melone und typischem Bärtchen wird Bähnk zum perfekten Double des berühmten Komikers vom Duo "Dick und Doof". "Das ist ein komplett anderes Körpergefühl. Auch wenn es nicht eins zu eins das Gewicht von Oliver Hardy ist, merkt man schon, dass es einen nach vorne zieht. Man macht automatisch ein Hohlkreuz und wenn man dann in die Filme schaut, merkt man: das stimmt sogar", erzählt Bähnk nach seiner Transformation. Mit dem perfekten Kostüm steht und fällt seine Performance, deshalb bestand er bei den Vorbereitungen auf einen Fatsuit. "Einfach schnell ein paar Kilo zunehmen hätte nicht gereicht", sagt er. "Aber mir war es sehr wichtig, dem Original ganz nah zu kommen."
Dafür nimmt der Schauspieler auch gerne die Last der zusätzlichen Kilos auf sich, die der - eigentlich leichte - Anzug durch seinen Schweiß gewinnt. Zu warm sollte es während der Aufführungen nicht werden. Mit einem Lachen erklärt Bähnk: "Alles was über 25 Grad ist, ist nicht unbedingt gut für mich. Man schwitzt, das ist wirklich eine Sauna da drin. Und das Gewicht wird nicht weniger, weil da schon ein, zwei Liter Schweiß drin sind. Man freut sich, wenn man das Ding wieder los ist und fühlt sich spindeldürr danach."
Nach der Maske ist vor der Maske
Für Maskenbildner Thiel und Kostümankleiderin Vey geht mit dem ersten Auftritt der Schauspieler auf der Bühne die Arbeit erst richtig los. Gerade bei "Laurel & Hardy" müssen die Schauspieler Ulrich Bähnk und Roland Renner sich immer wieder in sekundenschnelle verwandeln. "Ich muss beide ankleiden und auf der Bühne für blitzschnelle Umzüge sorgen. Alles muss dort liegen, wo es hingehört", Kostümankleiderin Renate Vey muss aber auch alles richten, was bei diesem Tempo mal schnell kaputt geht. Reißt eine Naht oder platzt ein Reißverschluss muss sie reagieren. Dann kommt notfalls auch mal schnell eine Sicherheitsnadel zum Einsatz und sobald es ein kleines Bisschen Luft gibt wird auch mal während der Vorstellung in der Kostümabteilung die Nähmaschine angeworfen.
Und auch ihr Kollege Thomas Thiel hat während der Vorstellung keine Ruhepause. Vor und auch während der Aufführung macht ihm im Falle von Oliver Hardy das Bärtchen die meiste Arbeit. Es gibt Szenen, in denen Hardy rasiert wird. Dabei bekommt er relativ viel Rasierschaum ins Gesicht und der Bart wird schmutzig. Thiel muss ihn während und auch nach der Vorstellung wieder reinigen. "Es wird ständig nachgearbeitet", sagt Thiel.
Neben dem Bärtchen, das übrigens eigentlich "Mücke" heißt, sind für Oliver Hardy vor allem die dicken Pausbacken und die bärigen Bewegungen wichtig. Zusätzlich schafft sich Schauspieler Ulrich Bähnk eine Menge biografisches Wissen drauf und sah gerade für diese Rolle viele Dokumentationen - denn gespielt werden nicht nur die Rollen von Laurel & Hardy, sondern auch die Privatmenschen. Und dann, im richtigen Moment, ist man vollkommen der Andere. "Wenn man sich sechs Wochen intensivst damit beschäftigt hat und abends ins Theater kommt, dann ist das wie ein Schalter, der umgelegt wird. Man guckt sich einmal an, grinst einmal und man hat die Rolle wieder", sagt Bähnk mit einem Augenzwinkern. Dann schiebt er seinen Bauch noch ein Stückchen nach vorn und tänzelt grinsend davon. (Sabrina Ilona Teufel) +++