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REGION "Region hat versagt"

Schock nach SOMMERLAD-Entscheidung - Betriebsrat: "Schlag in die Magengrube"

06.08.16 - Die Stadtregion Fulda zeigt sich geschockt, nachdem Unternehmer Frank Sommerlad (49) am Freitagmorgen erklärt hat, er werde die Möbelstadt in Petersberg schließen. Eigentlich wollte der Firmen-Chef ein neues Möbelhaus bauen, den osthessischen Standort stärken und 100 neue Arbeitsplätze schaffen, doch das Regierungspräsidium Kassel stellt sich quer. "Wir müssen die Region nach mehr als 30 Jahren verlassen und konzentrieren uns auf unser Stammhaus in Gießen. Das tut sehr weh, denn hier steckt viel Herzblut drin. Der Schritt ist aber aus wirtschaftlichen Gründen unumgänglich", sagt Sommerlad zu OSTHESSEN|NEWS und spricht vom "schwärzesten Tag in seinem Berufsleben". Schwer sei es gewesen, den rund 130 Mitarbeiter diese Hiobsbotschaft zu überbringen. "Es war sehr emotional, denn an den Arbeitsplätzen hängen auch Familien. Ich habe an den Neubau in Künzell - an der A7 - geglaubt und dafür fast drei Jahre hart gekämpft. Aber ich habe verloren."

Bei Sommerlad in Petersberg bei Fulda gehen im März 2017 die Lichter aus. ...Fotos: Christian P. Stadtfeld

Hinter verschlossenen Türen gab es viele Gespräche, auch mit Regierungspäsident Dr. Walter Lübcke und Landrat Bernd Woide (beide CDU) - zuletzt am 20. Juli. Der RP hätte deutlich signalisiert, dass sich das Projekt an der Autobahn nicht realisieren lasse. Und Landrat Woide hatte sich seit dem öffentlichen Bekanntwerden des 30 Millionen Euro-Projekts im Jahr Juli 2013 mehrfach als Gegner geoutet. Die offizielle Begründung: das Integrationsgebot (danach ist großflächiger Einzelhandel nur in Vorranggebieten 'Siedlung' zulässig, der Standort in Künzell liegt jedoch in einem Vorranggebiet für 'Industrie und Gewerbe'). "Ich habe eins und eins zusammengezählt: der Antrag auf Abweichung des Regionalplans wird am 5. September vom Zentralausschuss abgelehnt und das Vorhaben ist damit gescheitert." Über die Hintergründe hat O|N bereits ausführlich berichtet.

Der Altstandort in Petersberg.

Das Möbelhaus ist nicht mehr zeitgemäß.

Sommerlad hat entschieden: "Im März 2017 schließen wir das Möbelhaus in Petersberg, im Juli werden wir es wahrscheinlich an den Eigentümer übergeben und dann ist im Kreis Fulda Schluss." Diese Nachricht macht viele Politiker zornig, denn die Parlamente der Stadtregion (Fulda, Eichenzell, Künzell und Petersberg) haben mit großen Mehrheiten für den Sommerlad-Neubau gestimmt: "Das ist ein ganz schlechter Tag - für mich persönlich, aber auch für die ganze Region", sagt Bürgermeister Dieter Kolb aus Eichenzell. "Ich bin sehr betroffen." Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld spricht von einer "schmerzlichen Nachricht". Und die CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) erklärt in einer Pressemitteilung: "Hier sind schwerwiegende Fehler gemacht worden. Die Politik muss alles daran setzen, das Unternehmen und die Arbeitsplätze in der Region zu halten."

Firmen-Chef Frank Sommerlad und Centerleiter Dieter Schützeichel.

Sommerlad-Betriebsrat Horst Gremm arbeitet seit 30 Jahren für das Möbelunternehmen. ...

Nicht mehr zeitgemäß: die Bandanlage im Lager.

In der Belegschaft ist der Frust ebenfalls groß. Niemand versteht, warum die Kasseler Behörde sich gegen den Sommerlad-Neubau ausspricht. "Wir kommen doch gar nicht neu auf den Markt. Wir sind bestehender Möbelhändler und kein neuer Konkurrent", sagt eine Mitarbeiterin der Bettenabteilung. Horst Gremm (57) aus Schlitz ist im Betriebsrat, arbeitet im Lager und seit 30 Jahren bei Sommerlad beschäftigt: "Das war auf der Versammlung wie ein Schlag in die Magengrube. Es war ein Schock für alle, denn unser Chef hat gekämpft. Jetzt macht man sich so seine Gedanken, denn viele von uns sind über 50. Da wird es mit einem Job schwer - die Angst ist groß." Auch Centerleiter Dieter Schützeichel ist entsetzt: "Ich bin schockiert, fassungslos und enttäuscht, wie einige Politiker mit 128 Menschen und ihren Familien umgehen. Der Neubau sollte nur 300 Meter vom Altbau entfernt, realisiert werden."

Freitag, der 5. August 2016 - es ist nicht nur ein schwarzer Tag für das Familienunternehmen Sommerlad und die Mitarbeiter, sondern auch ein rabenschwarzer Tag für den Wirtschaftsstandort Fulda. Die politische Organisation MIT im Kreis Fulda fasst das Politik-Desaster zusammen: "Die Region wirbt damit, wirtschaftsfreundlich zu sein. Hier hat sie versagt." (Christian P. Stadtfeld) +++


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