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REGION RP lehnt Neubau definitiv ab

SOMMERLAD schließt Möbelhaus im März 2017 - Massenentlassung von 130 Leuten

05.08.16 - Es ist nicht nur ein Schwarzer Freitag in der Geschichte der Möbelstadt Sommerlad, sondern auch für die Wirtschaft in Osthessen. Der Gießener Unternehmer Frank Sommerlad (49) gibt den dreijährigen Kampf um den Neubau eines 30 Millionen Euro teuren Möbelhauses an der A7 bei Fulda-Mitte auf. Er schließt am 31. März 2017 den Standort Petersberg und zieht sich aus der Region Fulda zurück. 130 Mitarbeiter werden entlassen. Am heutigen Freitagmorgen hat der 49-Jährige seine Belegschaft informiert. Sie sind geschockt. "Mehr als gerne hätte ich mit ihnen weitergearbeitet, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass einzelne Behörden in dieser Region Verfahrensfragen wichtiger nehmen, als die Arbeitsplätze der Menschen", sagte der Firmenchef während der Betriebsversammlung.

Zu den Gründen erklärte Frank Sommerlad: Die bauliche Konzeption des vor über 31 Jahren errichteten Hauses werde den heutigen Kundenansprüchen nicht mehr gerecht und könne deshalb nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden. "Gerne hätte ich mein Engagement in der Region Fulda weiter fortgeführt und die langjährigen, wertvollen Beziehungen zu vielen Mitarbeitern und Kunden erhalten – jedoch wurden meine Pläne zur Verlagerung des Standortes in das interkommunale Gewerbegebiet in Künzell, nur wenige hundert Meter vom Altstandort entfernt, vom Regierungspräsidium Kassel nach langen Verhandlungen definitiv abgelehnt." Das habe das Regierungspräsidium in einer Besprechung am 20.07.2016 mit Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (Fulda), den Rathauschefs Timo Zentgraf (Künzell), Karl-Josef Schwiddessen (Petersberg), Dieter Kolb (Eichenzell), Landrat Bernd Woide und RP Dr. Walter Lübcke mitgeteilt. "Andere Standorte in der Stadtregion Fulda stehen nicht zur Verfügung oder sind nicht realisierbar."

Das Regierungspräsidium begründete seine Ablehnung Sommerlad gegenüber damit, dass der Standort Künzell nicht mit dem Integra-tionsgebot des Regionalplans Nordhessen vereinbar sei. Danach ist großflächiger Einzelhandel nur in den Vorranggebieten Siedlung zu-lässig; der Standort Künzell liegt im Vorranggebiet für Industrie und Gewerbe. Wie das Unternehmen jedoch recherchiert hat, liegen in Nordhessen die großen Baumärkte und Möbelhäuser der bekannten Filialisten fast ausnahmslos in Vorranggebieten Industrie und Gewerbe. Eine Gleichbehandlung lehnt das Regierungspräsidium trotzdem ab. Nachvollziehbare Gründe dafür wurden nicht genannt. Dass der Erhalt der Arbeitsplätze und die Fortführung eines erfolgreichen und etablierten Familienbetriebes an einer bürokratischen Hürde scheitere, bezeichnete Sommerlad als "nicht nachvollziehbar und traurig".

Das Möbelaus Sommerlad schließt im März 2017. Fotos: Hendrik Urbin / Christian P. Stadtfeld

Unternehmer Frank Sommerlad heute Vormittag nach der Betriebsversammlung ...

Sommerlad sieht sich nicht nur innerhalb Nordhessens ungleich behandelt, sondern verweist auch auf eine entgegengesetzte Genehmigungspraxis in anderen Teilen Hessens. "Lägen die Stadtregion Fulda und die Gemeinde Künzell in Mittelhessen, hätte das Unternehmen diese Probleme nicht. Das Regierungspräsidium Gießen geht pragmatisch vor und hat in den letzten Jahren in vergleichbaren Fällen Abweichungen vom Integrationsgebot zugelassen (u.a. Baumarkt Bauhaus in Gießen, Baumarkt Hellweg in Dillenburg). Von Seiten der obersten Landesplanungsbehörde sind dagegen keine Einwände erhoben worden."

"Die öffentlich geführte Diskussion, begleitet von einer einseitigen Berichterstattung in der Fuldaer Zeitung, ist nicht ohne Wirkung auf die Kunden geblieben. Die Kunden wollen wissen, wie lange das Möbelhaus noch bleibt. Größere Möbelkäufe werden wegen der Lieferzeiten und möglicher Reklamationen anderweitig getätigt. Die Umsätze gehen zurück mit weiter fallender Tendenz. Die Kostenbelastung aber bleibt", sagt Frank Sommerlad. In diesem Jahr sei das Haus in Petersberg tief in die Verlustzone geraten.

Die Mitarbeiter sind geschockt.

30 Jahre Jahre existierte der Standort in Fulda und feiert dieses Jahr sogar Jubiläum. ...

Frank Sommerlad im Gespräch mit O|N Reporter Christian P. Stadtfeld.

Experten und Berater Sommerlads halten eine Klage gegen die Entscheidung des Regierungspräsidiums zwar für erfolgversprechend, allerdings sei mit einer Dauer des Verfahrens von drei bis vier Jahren zu rechnen. "Über einen so langen Zeitraum können wir die Verluste nicht durchgehalten werden, so dass die niemals gewollte Schließung der einzige Ausweg war", betonte der Unternehmer. Das Regierungspräsidium werde in seiner ablehnenden Haltung vom Landkreis Fulda unterstützt. Dazu Sommerlad: "Landrat Woide, der auch Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Regionalversammlung Nordhessen, hat sich damit über den erklärten Willen der Stadtregion Fulda hinweggesetzt, die eine Umsiedlung engagiert vorangetrieben hat und die Schließung des Möbelhauses bewusst in Kauf genommen."

Die Folgen für die gemeinsame Zukunft des Interkommunalen Gewerbegebiets der Kommunen Fulda, Künzell, Petersberg und Eichenzell sind derzeit noch nicht absehbar. (Christian P. Stadtfeld) +++

Gibt auf: Frank Sommerlad baut hier bei Fulda-Mitte kein neues Möbelhaus ...

Der aktuelle Sommerlad-Standort in Petersberg.

Hier sollte das 30-Mio-Projekt entstehen....

Nur wenige hundert Meter vom Altstandort entfernt sollte der Neubau entstehen...

Für die Gemeinde Petersberg wird der Wegfall eines großen Steuerzahlers massive Folgen haben... ...

Unverständlich: gegen den erklärten Willen der vier Kommunen wird der Sommerlad-Neubau verweigert... ...

Frank Sommerlad und Dieter Schützeichel.

Der Geschäftsleiter des Möbelhauses in Fulda, Dieter Schützeichel.

Die bauliche Konzeption wird nicht mehr den aktuellen Kundenansprüchen gerecht, so Sommerlad. ...

Der Eingangsbereich des Möbelhauses in Petersberg.


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