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"Die KASKADE darf nicht baden gehen!" - Förderverein kämpft für Wellnessbad
13.09.16 - Im Halbdunkeln liegen die verlassenen Schwimmbecken des einst so beliebten Freizeit- und Wellnessbades "Kaskade" in Gersfeld. Wo früher geplanscht, geschwommen und relaxt wurde, herrscht heute gähnende Leere. Schade, finden nicht nur einige Gersfelder Bürger. Dass sich dieser Zustand möglichst schnell wieder ändert, dafür kämpfen nun die Vereine "Kaskade" und "Wir für Gersfeld".
„Einer wollte einen Eimer Wasser spenden“, erzählt Horst Oetke vom Förderverein des Freibades in Gersfeld lachend. Nicht ganz ernst gemeint war dieses Angebot eines Gersfelder Bürgers und wäre in diesem Fall tatsächlich der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Eine Gruppe engagierter Mitstreiter aus dem Förderverein Kaskade und dem Verein „Wir für Gersfeld“ haben sich das Ziel gesetzt, das beliebte Familien- und Wellnessbad Kaskade wieder zu eröffnen. Zum Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS trafen sich Mark Rehm als Vorsitzender des Gewerbevereins, Ute Dupeire, Anna Liebig die viele Jahre in der Kaskade gearbeitet hat, und Udo Weinig als Vertreter der Beherbergungsbetriebe.
Seit Mai 2015 ist die Kaskade nun geschlossen, das dazu gehörige Blockheitzkraftwerk steht still und die Badetücher bleiben trocken. Ein verstohlener Blick durch die Fenster lassen das einst mit fröhlich planschenden Kindern belebte Becken leer im halb Dunkeln erkennen. Statt entspannter Gäste auf Liegen erblickt man den bloßen Fliesenboden. Selbst die Pflanzen vor dem Eingang scheinen sich zu langweilen. Ganz im Gegenteil dazu die rührigen Aktiven der Mission zur Wiedereröffnung des Hallenbades. Ein auf verschiedenen Säulen aufbauendes Konzept wurde von ihnen erarbeitet. Um die Tragweite des Vorhabens einschätzen zu können hier einige Fakten: Rund 7,5 Millionen Euro wurden in den Bau der Kaskade einst investiert. Da Gewinne aus Einrichtungen dieser Art nicht zu erwarten sind wurde bereits bei Planung und zur Eröffnung ein Betreibervertrag mit einem Partner geschlossen und der Standort mit Bedacht gewählt. 2007 sprang der Partner allerdings vorzeitig ab und die Stadt Gersfeld, welche zu 100 Prozent auch Eigentümer ist, betrieb diese für die Region wichtige Einrichtung weiter.
Rund 350.000 Euro jährliche Kosten nach Abzug der Einnahmen zwangen die Verantwortlichen schließlich doch dazu, die Türen des Bades dauerhaft zu schließen. Diese endgültige Schließung möchten die Menschen vom Förderverein und von „Wir für Gersfeld“ nicht akzeptieren. Die Kaskade böte Lebensqualität für die Bürger in und um Gersfeld und sei ein unverzichtbares Angebot für die Touristen aus nah und fern. Für die mit dem Prädikat „heilklimatischer Kurort“ ausgezeichnete Gemeinde sei das Bad einfach ein „must have“. „Wir haben volle Unterstützung von der Stadt und auch die Beherbergungsbetriebe, Gewerbetreibende und die meisten Bürger stehen hinter uns.“ Diese Aussage bestätigen alle. Wie sonst könnte die nötige Motivation zu einer solchen Mamutaufgabe aufgebracht werden? Nicht nur ihr eigenes Geschäft zu versorgen sondern mit ehrenamtlichem Engagement für den Heimatort und Attraktivität der Region für den Tourismus zu kämpfen?
Für Ute Dupeire eine klare Sache: „Ich will Weihnachten 2016 wieder schwimmen gehen!“ Damit dies gelingt, haben die Vereine nun schon über 3.000 Flyer verteilt und werben damit kräftig um potentielle Schwimmbadbesucher. "Ideal wäre, wenn uns die Leute schriftlich versichern würden, dass sie, im Falle einer Wiedereröffnung der Kaskade, eine Jahreskarte für das Schwimmbad kaufen würden", so Dupeire. "Wenn so mindestens 500 Dauerkarten reserviert werden würden, hätten wir endlich etwas in der Hand und könnten damit zur Stadtverwaltung gehen." Zu ihrem Motiv, das Bad wiederzueröffnen, sagt die engagierte Frau: "Ok, ich selbst bin nicht einmal so der Schwimmbadgänger, weiß aber, dass der Besuch anderen unheimlich gut tut. Wenn sich andere also wieder an der Kaskade erfreuen dürfen, ist das für mich der größte Lohn. (Bettina Masché/ Miriam Rommel) +++