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FULDA "Brisante Situation der Bundeswehr"

Bischof ALGERMISSEN bei „Fuldaer Gesprächen“ der Soldatengesellschaft

11.10.16 - „Die Bundeswehr ist eine demokratische Armee, da sie parlamentarisch kontrolliert wird, aber in den letzten Jahren ist sie von einer Verteidigungsarmee in eine Einsatzarmee umgewandelt worden – das ist für die Soldaten brisant und gefährlich, denn bei diesen Einsätzen im Ausland müssen sie gegebenenfalls auch töten.“ Auf diese veränderte Situation der deutschen Bundeswehrsoldaten hat Bischof Heinz Josef Algermissen jüngst im Bonifatiushaus in Fulda hingewiesen. Der Oberhirte äußerte sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema „Im Spannungsfeld von Verteidigung, Konfliktbewältigung und Ethik: Soldat sein heute“, an der er in seiner Eigenschaft als Präsident der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“ teilnahm.

An dem Akademieabend, wirkten des Weiteren Privatdozent Dr. Fritz Felgentreu MdB (Berlin), Mitglied des Verteidigungsausschusses, Oberst Prof. Dr. Winfried Heinemann (Potsdam), Historiker, Prof. Dr. Knut Krusewitz (Fulda), Umwelt- und Friedensforscher, und Privatdozent Dr. Dieter Krüger (Potsdam), Historiker, mit. Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel (SPD) sprach zu Beginn ein Grußwort. Der Abend wurde moderiert vom Direktor des Bonifatiushauses, Diplomvolkswirt Gunter Geiger, und dem Präsidenten der Internationalen Offiziers- und Soldatengesellschaft e. V., Hauptmann d. R. Günter Wolf (Hünfeld).

Die Teilnehmer der Gesprächsrunde betonten, dass die Soldaten der Bundeswehr eine wichtige Rolle in der demokratischen Gesellschaft von heute spielten. Birgit Kömpel verwies auf die positive Rolle der Bundeswehr bei der Not- und Flüchtlingshilfe. Dr. Felgentreu stellte heraus, dass man einen Einsatz der Bundeswehr im Inneren unter den engen Voraussetzungen des Grundgesetzes bei Katastrophenfällen, nicht aber bei rein polizeilichen Aufgaben befürworten könne. Vielmehr gelte es, die jeweilige Landespolizei im Hinblick auf den Terrorismus zu stärken. Oberst Heinemann bejahte das Konzept des „Staatsbürgers in Uniform“ und mahnte für die Bundeswehr das militärische Kerngeschäft an, wobei dem Gewissen und dem Verantwortungsbewusstsein der Soldaten eine hohe Bedeutung zukomme.

Auch katholische Soldaten müssten als „Diener des Friedens“ Verantwortung übernehmen. Kritisch wurde die Situation der Bundeswehr von Prof. Krusewitz gesehen, der eine neue Rolle der deutschen Armee beim politischen Wandel in der Welt konstatierte. Das Ziel einer Demokratisierung nach westlichem Muster, auf die die Bundeswehr Einfluss nehme, werfe ethische Fragen auf. Dass es andererseits wieder Bedrohungen in der Welt gebe, die den Auftrag der Bundeswehr beeinflussten, unterstrich Dr. Krüger, gab aber auch zu bedenken, dass sie eine „Armee für alles Mögliche“ geworden sei, z. B. in Afghanistan. Die Aufgabe, eine andere Nation „aufzubauen“, sah er indes als Anmaßung an.

Bischof Algermissen erinnerte an den jüngsten Besuch des katholischen Bischofs von Erbil, Bashar Warda, bei der Deutschen Bischofskonferenz, der den Rückgang des Christentums im Irak (von 1,5 Millionen auf heute 200.000) durch Flucht und Vertreibung beschrieben hatte. „Die amerikanische Intervention im Irak hatte dramatische Folgen für die ganze Region – den IS gäbe es ohne diese Intervention nicht!“, unterstrich Algermissen und kritisierte auch den Versuch, in Afghanistan ein westliches Demokratiemodell einzuführen. Deutschland dürfe nicht weiter als Rüstungsverkäufer auftreten und vor allem nicht Länder wie Saudi-Arabien beliefern. „Waffen sind ethisch niemals einwandfrei“, gab er zu bedenken.

Während Prof. Krusewitz dem Bischof beipflichtete, betonte Dr. Felgentreu, dass sich die Situation der jungen Menschen in Afghanistan sehr wohl gebessert habe. Oberst Heinemann stellte fest, dass US-Präsident George W. Bush sich auf eine reine Militärpolitik verlassen habe, wohingegen eine ganzheitliche Sicherheitspolitik wesentlich mehr sei als das. Eine erfolgreiche Sicherheitspolitik mit militärischen, politischen und wirtschaftlichen Implikationen lasse sich erfolgreich nicht im nationalen Alleingang, sondern beispielsweise im europäischen Kontext verwirklichen, so Dr. Krüger. Die Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass die Kirche die Soldaten seelsorglich begleiten müsse, vor allem auch in schwierigen persönlichen Situationen wie Traumata und Familienproblemen. +++


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