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Kehrt Ende des Jahres dem Rotenburger Herz- und Kreislaufzentrum (HKZ) den Rücken: Professor Dr. Christian Vallbracht (65), langjähriger Chefarzt der Kardiologie. - Foto: Stefanie Harth

ROTENBURG/F. Eine Koryphäe steigt herab vom Berg

Nach 23 Jahren: Professor Dr. Christian Vallbracht verlässt das HKZ

24.11.16 - Pulsierende Herzen. Aus dem Takt geratene Herzen. Schwache Herzen. Kranke Herzen. Herzen sind Professor Dr. Christian Vallbrachts Passion. In jedem Winkel seines Büros lässt sich der Motor des Blutkreislaufes – aus den mannigfaltigsten Materialien gefertigt – aufspüren: Hölzerne Herzen. Steinerne Herzen. Kristallene Herzen. Gläserne Herzen. Porzellanerne Herzen. Der langjährige Chefarzt der Kardiologie am Rotenburger Herz- und Kreislaufzentrum (HKZ) lässt seinen Blick durch den Raum schweifen. „Das sind zu einem Gros Geschenke von ehemaligen Patienten“, erläutert der 65-Jährige.

Seit September 1993 lenkt der aus Wuppertal-Elberfeld stammende Mediziner die Geschicke der Kardiologie am HKZ. Untrennbar ist er mit der medizinischen Entwicklung des Hauses verbunden. In der wechselvollen Geschichte des HKZ war der Herz-Spezialist besonders nach der Insolvenz des Unternehmens in 2001/2002 eine Stütze, als er Gesellschaftsanteile der Klinik übernahm und diese bis zum Verkauf an den Landkreis Hersfeld-Rotenburg hielt. Doch jetzt stehen alle Zeichen auf Abschied: Mit Professor Dr. Christian Vallbracht kehrt eine Koryphäe zum Jahresende dem HKZ den Rücken.

Die kürzlich geschlossene Kooperation mit der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim sowie dem Universitätsklinikum Gießen-Marburg (OSTHESSEN|NEWS berichtete) betrachtet der scheidende Chefarzt eher skeptisch. „Ich gehe in Sorge“, betont er und zieht seine Stirn kraus. „Ich habe Angst, dass sich das HKZ in eine Portalklinik für Gießen und Marburg verwandeln wird, was ein ständiges Kommen und Gehen von fremden Gesichtern mit sich bringen könnte.“ Universitäres Niveau sei ein dehnbarer Begriff. „Von wegen: die Verfügbarkeit von Chefärzten wird sich zukünftig erhöhen“, kontert Geschäftsführer Martin Ködding. „Wie auch immer“, entgegnet Professor Dr. Christian Vallbracht, „ich bin nicht glücklich darüber, dass bei der personellen Besetzung plötzlich Namen genannt wurden und es keine öffentliche Ausschreibung gab – das ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.“

Themenwechsel: Entspannt lehnt sich Professor Dr. Christian Vallbracht in seinem Sessel zurück. Das Licht in seinem Büro ist gedimmt. Er spricht mit ruhiger, leiser, angenehmer Stimme. Er hätte letzten Sommer für sich persönlich entschieden, seinen bis Ende 2018 währenden Vertrag aufzulösen. Zur Ruhe setzen will er sich aber noch nicht. „Ich werde in Bad Hersfeld eine Privatpraxis für Kardiologie eröffnen beziehungsweise in eine bereits bestehende Praxis mit einziehen“, berichtet der Herz-Spezialist. „Und: sofern es mir möglich ist, werde ich mich weiterhin der Forschungsarbeit widmen.“

Seine Augen funkeln, als er beginnt, aus dem Nähkästchen des Mediziners zu plaudern. „Wir Ärzte durchleben verschiedene Stadien.“ Hochgefährlich sei das Stadium der unberechtigten Sicherheit. „Das Stadium der berechtigten Sicherheit ist ein regelrechtes Nirwana“, philosophiert der Kardiologe. „Ein anständiger Arzt ist sich niemals zu hundert Prozent sicher – das sage ich auch meinen Patienten.“ Man müsse wagen, den Weg gemeinsam zu gehen.

Apropos gemeinsame Pfade: Zum Abschiedssymposium, das am Freitagnachmittag zu Ehren des langjährigen Chefarztes ausgerichtet wird, haben sich viele Weggefährten angekündigt. „Die Kollegen, die teilnehmen und referieren werden, sind ganz große Nummern“, verspricht der Mediziner. Im Zentrum der Fachvorträge steht – wie könnte es anders sein – das Herz. Pulsierende Herzen. Aus dem Takt geratene Herzen. Schwache Herzen. Kranke Herzen. Herzen sind Professor Dr. Christian Vallbrachts Passion. (Stefanie Harth) +++


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