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Main-Kinzig-Kreis trauert um Ex-Bürgermeister Rainer Krätschmer (72)
09.10.17 - Der Main-Kinzig-Kreis trauert um Rainer Krätschmer. Der amtierende Kreistagsvorsitzende, langjährige Bürgermeister von Meerholz, Flörsbachtal und Wächtersbach, frühere SPD-Fraktionschef im Kreistag und einer der renommiertesten und erfahrensten Politiker des Kreises ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Die Nachricht erreichte die Kreisverwaltung am Wochenende.
Landrat Thorsten Stolz hat den Angehörigen im Namen des Kreisausschusses sein tief empfundenes Mitgefühl ausgesprochen. „Wir verlieren eine große Persönlichkeit, einen Gemeinschaftsmenschen mit ausgeprägtem Verantwortungsgefühl für seine Mitbürger, einen Mann der klaren Worte und einen vertrauten, engen politischen Weggefährten“, erklärte Stolz auch im Namen der Ersten Kreisbeigeordneten Susanne Simmler und des Kreisbeigeordneten Matthias Zach.
„Uns hat die Nachricht vom Tod Rainer Krätschmers sehr betroffen gemacht. Noch bis zu seiner Erkrankung ist er praktisch täglicher Besucher der Kreisverwaltung gewesen, hat uns mit seiner langen Erfahrung bis zuletzt gute Ratschläge geben können und als Kreistagspräsident auch in schwierigeren politischen Phasen eine Sprache des Ausgleichs gefunden“, sagte Stolz.
Seit der Kommunalwahl 2011 war Krätschmer Kreistagspräsident und damit qua Amt erster Bürger im Landkreis. Die ganz praktische kommunalpolitische Arbeit ließ ihn jedoch nicht los, weder in Wächtersbach, wo er von 1990 bis 2011 Bürgermeister gewesen ist und auch im Anschluss noch Ehrenämter innehatte, noch über die Kreisgrenzen hinweg. So vertrat er die Interessen der Abgeordneten und der Bürgerinnen und Bürger unermüdlich, selbst in den vergangenen Monaten noch in überregionalen Gremien, etwa als Präsidiumsmitglied des Hessischen Landkreistags und in der Regionalversammlung Südhessen.
Rainer Krätschmers Kreistagserfahrung reichte in die Anfangszeit des Main-Kinzig-Kreises zurück. Mit sämtlichen Landräten, von Hans Rüger über Karl Eyerkaufer und Erich Pipa bis hin zu Thorsten Stolz, hatte das Urgestein der Main-Kinzig-SPD seit 1977, dem Beginn seiner Kreistagsmitarbeit, schon zusammengearbeitet. 25 seiner 40 Jahre im Kreisparlament stand er dabei an der Spitze der SPD-Fraktion.
Parallel zu seiner Kreistagsarbeit erhob Krätschmer aus dem Bürgermeisteramt in Flörsbachtal – von 1974 bis 1990 wirkte er in der kleinsten Kommune des Kreises – und Wächtersbach heraus seine Stimme. Vor und während der Gebietsreform in den 1970er Jahren machte der damals jüngste Bürgermeister Hessens bereits von sich reden, als er für die Interessen der noch eigenständigen Gemeinde Meerholz kämpfte – 1972 war der gebürtige Wächtersdorfer (Sudetenland) mit 27 Jahren dort zum Rathauschef gekürt worden. Dieser Posten sollte mit der Eingemeindung durch Gelnhausen zwei Jahre später entfallen. „Rainer Krätschmer gehörte auch zu den Menschen, die mich vor über elf Jahren als junger Menschen dazu ermutigt haben, in Gelnhausen als Bürgermeister zu kandidieren, gerade auch weil er selbst in sehr jungen Jahren zum Bürgermeister von Meerholz gewählt worden ist", sagte Stolz.
Der amtierende Landrat erinnerte am Wochenende daran, dass Rainer Krätschmer maßgeblich geholfen habe, „dem in den 1970er Jahren noch jungen Landkreis Akzeptanz zu verschaffen, ihm ein Gesicht zu geben und ihn zu einem leistungsstarken Kreis aufzubauen“. Das sei ihm nicht zuletzt dadurch gelungen, dass er als Bürgermeister und geschätzter Ansprechpartner immer ein Ohr bei den Bürgerinnen und Bürgern gehabt habe.
In den raueren Kreistagsdebatten, die gerade in den ersten Jahrzehnten des Main-Kinzig-Kreises mehr die Regel als die Ausnahme gewesen seien, habe Krätschmer wortgewaltig und argumentationsstark für Trennschärfe zwischen Regierungskoalitionen und Opposition gesorgt. „Mir ist aber keine Plenardebatte bekannt, nach der sich Rainer Krätschmer und Mitglieder anderer Fraktionen lange böse gewesen wären. Er konnte hart in der Sache streiten, er bewahrte sich immer aber seinen einnehmenden, grandseigneurhaften Charme und seinen Humor, die ihm als Fraktionschef und später als Kreistagsvorsitzendem viel Anerkennung einbrachten. Seinen Ruf als Elder Statesman des Kreistags hat er sich durch sein ausdauerndes Engagement in der Kreispolitik verdient“, so Stolz.
Rainer Krätschmer wurden in den vergangenen Jahren schon etliche Ehrungen zuteil. Dazu zählte 2015 die Verleihung der Freiherr-vom-Stein-Plakette, die höchste Auszeichnung des Landes Hessen für kommunale Verdienste. „Der Lebensleistung lässt sich nur mit höchsten Ehren und größter Dankbarkeit begegnen. Rainer Krätschmer hinterlässt eine gewaltige Lücke im Main-Kinzig-Kreis. Wir werden ihn ehrenvoll in Erinnerung behalten“, erklärten Landrat Thorsten Stolz sowie die Kreisbeigeordneten Susanne Simmler und Matthias Zach. +++