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Kaum ein Durchkommen - so geht es den Hilfskräfte immer wieder, wenn sie auf die Autobahnen gerufen werden. - Archivfoto

REGION Kommentar von Hans-Hubertus Braune

Unfassbare Ignoranz: Rettungsdienst im Stau - "Krieg" auf Autobahnen

31.03.18 - "Das ist wie Krieg, was auf unseren Autobahnen los ist." Dieser Meinung sind viele, die durch ihre Arbeit mitbekommen, welcher Wahnsinn sich auf den Fernstraßen Tag für Tag abspielt. Getrieben vom Druck, schnellstmöglich am Ziel anzukommen, nimmt die Rücksichtslosigkeit ein Ausmaß an, welches nicht mehr zu tolerieren ist. Das Verhalten auf unseren Autobahnen spiegelt die Situation in unserer Gesellschaft wider. Das aktuelle Beispiel auf der A 7 ist alarmierend.

O|N-Redaktionsleiter Hans-Hubertus Braune

Ein Lastwagen ist auf der Autobahn verunglückt. Er blockiert die drei Fahrspuren, die Rettungskräfte werden alarmiert. Doch die Besatzung des Rettungswagens hat keine Chance. Sie versucht sich durch den Stau zu kämpfen, ihr Fahrzeug wird sogar in der Enge demoliert. Rettungsgasse auf vier Fahrspuren? (bis kurz vor der Unfallstelle) - Fehlanzeige! Sie müssen aufgeben, die Leitstelle schickt einen zweiten Rettungswagen los, die Polizei macht die Autobahn dicht, damit die Retter und die Feuerwehr gegen die Spur anfahren können. Die für diesen Abschnitt zuständige Feuerwehr wird erst gar nicht alarmiert - sie hätte ohnehin keine Chance gehabt.

In dieser Nacht - kurz vor den Osterfeiertagen sind viele Lastwagen und Kleintransporter unterwegs - das Hattenbacher- und Kirchheimer Dreieck gehört zu den großen Knotenpunkten im nationalen- wie internationalen Verkehr. Die Fahrer wissen genau: Sobald die Rettungskräfte und Feuerwehr vor Ort sind, wird erstmal (und richtigerweise) dicht gemacht. Also, möglichst vorher noch schnell an der Unfallstelle vorbeikommen. Das ist das Ziel vieler. Wie es dem "Kollegen" im verunglückten Laster geht? Scheißegal. In dem aktuellen Beispiel am Donnerstag hat der junge Fahrer Glück, er übersteht den Unfall unverletzt. Das aber wissen die Egoisten im Stau nicht. Unvorstellbar, wenn es um Sekunden gegangen wäre, weil Personen schwerst verletzt sind.

Rudi Heilmann von der Feuerwehr Waldaschaff - auch neue Aufkleber sollen die Verkehrsteilnehmer ...

Ich will auf keinen Fall alle Verkehrsteilnehmer über einen Kamm scheren oder die LKW-Fahrer an den Pranger stellen - sie sind das letzte Glied der Kette. Aber es sind der schwarzen Schafe eindeutig zu viele. "Es ist einfach nur noch schlimm, was auf den Autobahnen los ist", hat mir Feuerwehrmann Rudi Heilmann vor wenigen Tagen beim Fernfahrerstammtisch erzählt. Er versucht, die Gesellschaft teils durch unkonventionelle Methoden aufzuwecken. Im Kern seiner Botschaft hat er völlig Recht.

In dem Rettungsgassen-Drama spiegelt sich aber unsere Gesellschaft wider. "Ich zuerst". Die bequem bestellte Ware soll ja schließlich am nächsten Morgen ankommen - und zwar pünktlich. Hier fängt die Verkettung an. Der Druck landet schließlich auf der Autobahn - bei den Fahrern, die getrieben sind, pünktlich zu sein. Das kann und darf natürlich keine Entschuldigung für die Missachtung von Rettungsgassen sein. Hier hilft wohl nur der viel tiefere Griff in die Geldbeutel der Fahrer aber auch und insbesondere der Speditionen. Dazu gesellen sich die "cleveren" Autofahrer, die meinen, schnell durch die Gasse zu entwischen.

Wenn irgendwann die haupt- wie ehrenamtlichen Kräfte der Hilfs- und Rettungsorganisationen zu Hause bleiben, weil sie eh nicht zur Unfallstelle gelangen können, dann ist es zu spät. Dann fordert der Krieg auf den Autobahnen tatsächlich noch mehr Opfer. (Hans-Hubertus Braune) +++


Hans-Hubertus Braune   seit Januar 2007 im Unternehmen, Redaktionsleiter. Lokalpolitik, Wirtschaft, lokale Veranstaltungen, Dorfleben und Sport sind seine Leidenschaft.



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