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Bad Königshofens Stadtnikolaus, Leonhard Hoffmann, hat seine Utensilien für den Nikolausdarsteller an seinen Nachfolger Stefan Weigand übergeben. - Fotos: Friedrich

03.12.08 - Bad Königshofen

"Du musst vor allem langsam sprechen" - Tipps für neuen Stadtnikolaus

70 Jahre war Leonhard Hoffmann Stadtnikolaus von Bad Königshofen und mit seinen 85 Jahren der dienstältester Nikolaus Bayerns. Nun hat er am Montagabend an seinen Nachfolger sowohl Mitra und Bischofsstab als auch das Gewand mit Chormantel und Goldenem Buch übergeben Gleichzeitig gab er seinem Nachfolger, dem 41-Jährigen Stefan Weigand, seinem Neffen, auch einige Tipps. Vor allem legte Leonhard Hoffmann seinem Nachfolger ans Herz, langsam und deutlich zu sprechen und bei den Kindern auch einmal nach Gebeten zu fragen. Wichtig sei ein würdiges Auftreten. Schließlich sei Sankt Nikolaus eine Respektsperson.

Der neue Stadtnikolaus Stefan Weigand hat am 6. Dezember seinen ersten öffentlichen Auftritt und sieht dieses Amt als Fortführung einer Tradition in Bad Königshofen und im Grabfeld an. Wer in diesen Tagen in die Küche von Leonhard Hoffmann kommt, der findet dort nicht nur Emil Wirsing, den ehemaligen Knecht Rupprecht, sondern auch Stefan Weigand, der mit seinem Onkel Leonhard Texte durchgeht und im „Goldenen Buch“ blättert. Natürlich muß er auch so ab und zu mal vorlesen und nachsprechen. Zum Beispiel die Begrüßung: „Grüß Gott ihr lieben, alten Leute, es ist mir eine große Freude...“

„Das ist gut, Du musst vor allem langsam sprechen“, sagt Leonhard Hoffmann seinem Nachfolger und bittet ihn auch, vor allem auf die Kinder einzugehen. „Da solltest Du durchaus einmal fragen, ob sie ein Gebet aufsagen können, oder was sie über den lieben Gott wissen und wie oft sie beten.“ Gerade heute sei das oft nicht mehr so der Fall, wie das früher einmal war. Dabei ist der 86-Jährige Leonhard ein ausdauernder Lehrmeister. Immer wieder werden die Texte durchgegangen und so manchmal, da hat Stefan Weigand doch Probleme, denn sein Onkel Leonhard, der hat seine Texte teils in altdeutscher Schrift verfasst. Lachend meint Hoffmann: „Das ist halt meine Schrift, die kann eigentlich nur ich gut lesen, aber wenn Du sie abschreibst oder mehrmals durchliest, dann klappt das schon.“

Doch der Stadtnikolaus Nachfolger ist ein gelehriger Schüler und weiß auf was es ankommt. So ist im klar, dass er als Sankt Nikolaus mit Mitra, Stab, Chormantel und Goldenem Buch eine Respektsperson darstellt. Da müsse man auch entsprechend auftreten, deutlich und klar und vor allem mit der notwendigen Würde sprechen, sagt Stefan Weigand. „Das probieren wir gleich einmal, meint Leonhard Hoffmann,“ und sein Nachfolger spricht im nach: „Von draus vom Walde komm ich her...“ Für Stefan Weigand war es übrigens keine Frage die Nachfolge seines Onkels anzutreten. Im Gegenteil: Er sieht dies als eine Fortführung der Tradition und opfert dafür gerne seine Zeit. Immerhin stehen heuer schon an die 25 Auftritte im Nikolaus-Terminbuch. Er verweist aber auch darauf, dass er es wirklich gerne macht. Für ihn ist klar: „Freude, die man gibt, die kommt auch wieder zurück.“ Das habe er immer wieder einmal erfahren. „Ich bin deshalb ganz besonders gerne Nikolausdarsteller,“ fügt Stefan Weigand an.

Ein Problem gibt es allerdings und das ist das Dichten. Hier ist der neue Stadtnikolaus noch nicht ganz so gewandt, wie sein Onkel. „Aber das kommt schon noch, wenn man erst einmal beim Dichten ist, dann klappt das auch nach und nach.“ Trotzdem ist er froh, dass Onkel Leonhard ihn noch unterstützt und die Texte für die öffentlichen Auftritte, zum Beispiel am Nikolaustag beim Rhönklub Bad Königshofen, noch selbst dichtet. Unterstützt wird er dabei von Emil Wirsing, der dies schon seit mehr als dreißig Jahren macht. Allerdings ist es nun etwas anders, denn Leonhard schreibt ja nicht mehr selbst die Texte und so müssen sie geschrieben werden. Dazu hat Emil Wirsing ein Diktiergerät dabei, auf das er alles aufnimmt, zu Hause dann in den Computer schreibt und an Stefan Weigand weiter mailt. Der weiß, dass er nach und nach in dieses Amt hineinwächst, hat aber sein Ziel, einmal genau so gut und perfekt zu werden, wie der ehemalige Stadtnikolaus Leonhard Hoffmann.

Dabei erinnert sich der heute 41-Jährige auch an seine Kinderzeit, als natürlich Onkel Lenhard kam. Angst habe er schon vor dem „Heiligen Mann“ gehabt. Allerdings habe seine Mutter den Nikolaus immer erst zur Seite genommen und ihn gebeten, „den Kleinen nicht zu arg zu schimpfen.“ Das habe natürlich schon etwas Gutes gehabt. Leonhard Hoffmann, der ist in diesen Tagen natürlich noch ganz in seinem Element, vor allem was das Dichten anbelangt, aber, sagt er: „Ich weiß, dass ich heuer zum ersten Mal nicht mehr Nikolaus sein kann, das schmerzt schon ein bisschen, aber Abschiednehmen, auch von so einem Amt, gehört halt auch zum Leben.“ Irgenwann müsse man aufhören und das sei für ihn im vergangenen Jahr gewesen. Vor allem auch, da die Gesundheit zu wünschen übrig lässt.

Einer der ebenfalls aufhört und damit die Rute aus der Hand gibt ist Emil Wirsing, mehr als drei Jahrzehnte war er als Knecht Rupprecht an der Seite von Leonhard Hoffmann. Er erinnert sich an eine schöne Zeit, die er nicht mehr missen möchte. Man habe vieles erlebt und herrliche Stunden als Nikolaus und Knecht Rupprecht verbracht. Wirsing verweist auf die Besuche im Kloster Rödelmaier oder Maria Bildhausen, an die Auftritte in den Vereinen und bei Kindern zu Hause. „Das alles wird mir in Erinnerung bleiben, aber jetzt ist erst mal Schluß.“ Er habe immer gesagt, dass, solange Leonhard Hoffmann den Nikolaus darstellt, auch er als Knecht Rupprecht dabei sein wird. Daß er weiterhin beim Dichten mithilft, das sei doch selbstverständlich

Doch zurück zu Stefan Weigand. Der hat als neuer Stadtnikolaus natürlich auch die notwendigen Kleidungsstücke und vor allem das Goldene Buch erhalten. In einem grünen Koffer hat Leonhard Hoffmann alles aufbewahrt. Die goldene Mitra, das Buch, den Chormantel, eine Stola, das Kreuz und den weißen Chorrock. Natürlich gehört dazu auch noch der goldene Bischofsstab. Der neue Knecht Rupprecht heißt übrigens Alfred Fischer und so darf man gespannt auf den Stadtnikolaus Stefan Weigand sein. Auch wenn der erste Auftritt schon am Samstag beim Rhönklub Zweigverein sein wird – Lampenfieber kennt der neue Stadtnikolaus übrigens nicht. Im Gegenteil er freut sich auf das neue Amt und die vielen Begegnungen vor allem mit den Kindern. Was natürlich ein bisschen noch „Bauchschmerzen“ bereitet, das ist wohl der große Auftritt beim Christkindlmarkt am 21. Dezember, wenn sich der „Neue“ dann erstmals am Rathauserker zusammen mit dem Bad Königshofener Christkind zeigt. (hf) +++


Nicht zum „alten Eisen“ gehören Leonhard Hoffmann und Emil Wirsing. Beide unterstützen noch den neuen Stadtnikolaus und übernehmen das Dichten.

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