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Seit einem halben Jahr unterhält die TGS Niederrodenbach E-Sportler im Verein - Fotos: Carina Jirsch

RODENBACH Ein Handballverein zockt

Tastatur und Maus statt Ball und Tore

01.05.18 - Es ist ein ungewöhnlicher Weg, den die TGS Niederrodenbach geht. Die Turngesellschaft, dessen erste Handballmannschaft in der Bezirksoberliga spielt, hat seit Oktober vergangenen Jahres eine E-Sport-Abteilung ins Leben gerufen. Dabei geht es nicht darum, den Ball ins Netz zu werfen, sondern das beste Team in Computerspielen zu sein. Und was der Verein aus dem Main-Kinzig-Kreis seitdem aufgebaut hat, ist nicht mehr ungewöhnlich, sondern außergewöhnlich.

Als die Trainingseinheit los geht, vernimmt man dauerndes Klicken und Absprachen. Hier werfen sich die Spieler keine Bälle zu oder wärmen sich auf, das Team sitzt in einer Reihe nebeneinander und spielt 'League of Legends', ein Computerspiel. Weltweit ist das sogenannte 'E-Sport', das professionelle Spielen von Videospielen, ein Millionengeschäft, das sich auch in Deutschland im stetigen Wachstum befindet.

"Im Breitensport sucht man lange nach Mannschaften", sagt Abteilungsleiter Frederik King, der nebenbei auch Handballtrainer der A-Jugend ist. Zwar gibt es in der jüngeren Vergangenheit einige Beispiele von Profivereinen wie dem VfL Wolfsburg oder den Frankfurt Skyliners, die den 'E-Sports-Weg' gehen, doch auf Amateurniveau gibt es tatsächlich kaum ein Verein, der eine solche Abteilung unterhält. King selber kennt eine Hand voll. "Du brauchst natürlich junge, motivierte Leute mit einer Affinität dazu", weiß auch King.

Das League of Legends-Team mit (v.l.) Trainer Felix Wolter, Moritz Erbe, Marcel Krüger, ...

Anstatt Bälle und Tore sind Tastatur und Maus die Spielgeräte

Fünf Computer stehen für die Spieler bereit

Daraus ergibt sich allerdings auch ein Problem, denn es gibt keine Meisterrunde, in der sich die Spieler mit anderen messen können. Dennoch fiebert die TGS Niederrodenbach auf ein bestimmtes Datum hin. "Am 11. August spielen wir ein Turnier aus", freut sich Abteilungsleiter Frederik King auf den August. An zwei Tagen spielen die E-Sportler den Sieger und Gewinner eines kleines Preisgeldes aus. Bislang haben sich schon einige Teams angemeldet, unter anderem auch aus Magdeburg. "Der Landrat und Bürgermeister unterstützen uns bei diesem Vorhaben" zeigt sich King begeistert von der Unterstützung.

Den Unterstützern ist aufgefallen, dass sich bei der TGS etwas entwickelt. In einem halben Jahr hat die Abteilung vier Teams aufgebaut, die mit insgesamt 22 Spielern gefüllt sind. Auch im Verein gab es bei der Abstimmung zur Aufnahme der neuen Abteilung eine überzeugende Mehrheit: "Wir haben die komplette Unterstützung beim Vorstand", freut sich King.

Im E-Sport ist Kommunikation wichtig

Zu Beginn ließ man die Jungs zunächst nur spielen, daraus entwickelte sich später eine Trainingsanalyse mit Szenenwiederholungen. "Es ist schön zu sehen, dass das Training Früchte trägt", sagte King, der regelmäßig Bilder von den Fortschritten seiner stolzen Jungs zugeschickt bekommt. Dennoch reiche das Niveau noch nicht, um auf nationalen Turnieren eine ernsthafte Rolle zu spielen. Jüngst wurde die TGS auch beim E-Sport-Bund aufgenommen und freut sich über neue Wege, Kontakte zu knüpfen.

"Wir wollen junge Leute über ein neues Angebot für das Vereinsleben begeistern", sagt der Abteilungsleiter und Handballtrainer, "der soziale Aspekt und der Spaß stehen hier im Vordergrund". So sind die Ambitionen bei ihm etwas geringer als bei den Spielern. Nach Angaben der Handballer sind knapp 70 Prozent der 1.000 Mitglieder im Verein dem Handball verschrieben. Daneben gehören auch Leichtathletik, Judo oder eine Wandergruppe zum Portfolio der TGS Niederrodenbach. "Wir haben den jüngsten Schnitt aller Abteilungen", erwähnt King, dessen Abteilung zwischen 13 und 31 Jahre alt ist. Dabei haben alle das gleiche Mitspracherecht: "Wir wollen das gemeinsam entwickeln. Es gibt kein richtig oder falsch, wir machen unsere Erfahrungen selber".

E-Sport-Abteilungsleiter Frederik King

Auch der Abteilungsleiter schaut den Jungs über die Schulter

Erfahrungen haben die Zocker der TGS in dem halben Jahr schon reichlich gemacht, so gibt es auch die ein oder andere Anekdote zu erzählen. So sprang während einer Trainingssitzung die Sicherung heraus. Da der Sicherungskasten im Vereinsheim ist und King sowie die Trainer für dieses keinen Schlüssel besitzen, mussten die Jungs wieder nach Hause gehen. Besonders ärgerlich war dies für ein Team aus Hanau, das extra eine Stunde mit dem Bus in den Ortsteil der Gemeinde Rodenbach anreiste.

Für Frederik King seien drei Stunden Videospiele am Tag eine gesunde Dauer. Die Trainingssitzungen bei der TGS dauern demnach knapp zwei Stunden. "Ich kann natürlich nicht kontrollieren, was die Jungs zuhause machen", so King. Neben dem E-Sport spielen einige noch Handball bei der TGS Niederrodenbach, sind dem Verein also auch vorher schon verbunden gewesen. Nun versucht die neueste Abteilung, das positive Momentum zu nutzen, um vielleicht in Zukunft eine kleine Meisterschaftsrunde anbieten zu können. (Tino Weingarten)


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