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FULDA Zwei Stunden Anklageverlesung

95 Einbrüche in 6 Monaten: Diebesgut und Sachschaden fast 200.000 Euro

24.08.18 - Nach der ersten Stunde, in der er rund die Hälfte der 95 angeklagten Einbrüche und Diebstähle einzeln verlesen hatte, bat Staatsanwalt Christoph Wirth das Gericht höflich darum, sich für seinen weiteren Anklagevortrag setzen zu dürfen. Und fast genauso lang brauchte er dann nochmal, bis schließlich alle Straftaten aufgeführt waren. Vor der 1. großen Strafkammer des Landgerichts Fulda müssen sich seit Donnerstagmorgen drei Männer aus Fulda und Ebersburg für bandenmäßigen Einbruch und Diebstahl meist in Firmen- und Bürogebäude verantworten. Alle drei sind in Kasachstan geboren und haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Zwischen März und September 2017 verging demnach fast keine Nacht, in der die drei 32, 34 und 38 Jahre alten Männer nicht in wechselnder Besetzung in eine Firma einstiegen, dort Türen, Schränke und Schreibtische aufbrachen und auf der meist erfolgreichen Suche nach Bargeld und sonstigen verwertbaren Gegenständen jede Menge Verwüstung hinterließen. So ist der entstandene Sachschaden fast ebenso hoch wie der des Diebesgutes.

Opfer von Schreinerei über Zeitarbeit bis Pietät

Fünf Verteidiger und drei Angeklagte harren der Verhandlung Fotos: Laura Struppe

Staatsanwalt Christoph Wirth musste 95 angeklagte Einzeltaten verlesen

Die lange Liste der geschädigten Unternehmen liest sich wie das Branchenverzeichnis aus Fulda und Umgebung: der erste Bruch traf die Fahrradwerkstatt der Arbeiterwohlfahrt, dann folgten Baumaschinen-, Ofenbau-, Stahlbau- und Werkzeugfirmen über Schreinerei, Pietät, Druckerei, Treppenbau-, Spedition-, Landmaschinen-, Logistikfirmen, Reisebüro, Arztpraxis, Friseursalon, Versicherungen, Raiffeisenlager, Zeitarbeit bis zum VdK-Büro. Und ob in Gersfeld, Schlitz, Großenlüder, Eichenzell, Wächtersbach, Rotenburg, Gersfeld, Langenselbold, Schwalmstadt, Niederaula, Frankenberg, Tann oder Neukirchen - die Vorgehensweise der drei Profi-Einbrecher war immer ähnlich. Meist in den frühen Morgenstunden stand einer Schmiere, während die anderen beiden die aufgebrochenen Firmenräume systematisch durchkämmten und offenbar bald auch die beliebtesten Verstecke von Bargeld, Laptops, Handys bis zum Tresorschlüssel kannten. Ob das Geld nun in leeren Gurkengläsern im Regal stand oder teure Notebooks und Fotoapparate unverschlossen herumlagen - fündig wurden sie meistens. Wenn sich allerdings der Tresorschlüssel einer Firma, die dort 7.000 Euro Bargeld aufbewahrt, lose in einer Küchenschublade befindet und auch EC-Karten mitsamt dem Pin dort gelagert werden, muss man sich über solche Sorglosigkeit der Unternehmen schon wundern. 

Mitunter legten die Drei Strecken von bis zu 400 Kilometern in einer Nacht zurück. Dabei fuhren sie teilweise kreuz und quer durch Hessen sowie die angrenzenden Bundesländer. Motiv für die Einbrüche dürfte bei allen drei Angeklagten die Finanzierung ihrer Drogensucht gewesen sein. Ihr Drogenkonsum und dass keiner der Drei einen Führerschein besaß, sie aber dennoch rege das Auto der Mutter der 34- und 38-jährigen Brüder für ihre Diebestouren nutzten, erscheint in der Anklage eher marginal.

Doch die Kripo war den drei Profis auf der Spur: sechs Monate lang ermittelten die Beamten des Einbruchskommissariats Fulda, um ihnen schließlich das Handwerk zu legen. Nach einem Einbruch im nordhessischen Frankenberg in der letzten Septemberwoche gelang schließlich die Festnahme, das Diebesgut nebst Einbruchswerkzeug, Drogen und Waffen fand sich bei einer Hausdurchsuchung. Alle drei kamen in Untersuchungshaft, wo sich die beiden Brüder bis heute befinden. Weil der 32-jährige Ebersburger anschließend ein umfangreiches Geständnis abgelegt hat, kam er gegen Auflagen frei.

Die Anwälte der beiden Brüder bestreiten aber die Angaben des 32-Jährigen und behaupten, ihre Mandanten seien in weniger Fällen tatbeteiligt gewesen. Für die Beweisaufnahme sind zunächst neun Verhandlungstage anberaumt.(Carla Ihle-Becker)+++

Die 1. große Strafkammer unter dem Vorsitzenden Richter Josef Richter


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