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MdB und Staatsminister für Europa, Michael Roth (rechts) hat sich mit Intendant Joern Hinkel wieder einen hoch interessanten Gast eingeladen. - Fotos: Gudrun Schmidl

BAD HERSFELD Roths Kaffeeklatsch in geselliger Runde

Michael Roth plaudert mit Intendant Joern Hinkel über das, was bewegt

01.09.18 - Roths Kaffeeklatsch ist immer gut besucht, am Freitag war er „ganz besonders gut besucht“. Gastgeber Michael Roth, Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Werra-Meißner und Hersfeld-Rotenburg und Staatsminister für Europa begrüßte als Gesprächspartner Intendant Joern Hinkel im Falkenheim vis-a-vis der Stiftsruine, in der zeitgleich das Musical „Hair“ aufgeführt wurde. Die mitreißenden Songs und die Festspielfanfare stimmten auf das kurzweilige und überaus interessante Gespräch rund um die Festspiele, aber auch weit darüber hinaus, ein.

Französischen Wein und einen Bundestag-Schirm als Dankeschön

Joern Hinkel war über Jahre das besonnene Organisationstalent, der umtriebige künstlerische Leiter und „kreative Geist“ im Hintergrund. Jetzt steht er nach dem Rücktritt seines Vorgängers Dr. Dieter Wedel als Intendant in der ersten Reihe, hat alles zu verantworten. „Das ist besser für mich, weil ich ganz so handeln kann wie es mir entspricht. Was mich bewegt, was mich berührt, kann ich mit anderen in die Tat umsetzen“, bekräftigt Joern Hinkel, der sich an seinem großen Vorbild Charlie Chaplin, der alle Künste zusammenbringt, orientiert. Mit Dieter Wedel hat Joern Hinkel etwa 20 Jahre zusammengearbeitet. Diese enge Bindung macht es für Joern Hinkel schwierig, sich in der Öffentlichkeit über die erhobenen Vorwürfe und die Anklage wegen angeblicher sexueller Übergriffe gegen Dieter Wedel zu äußern.

Für die einen ist Joern Hinkel der „Retter“, für die anderen eine „Übergangslösung“, wirft Michael Roth ein. „Das fühlt sich komisch an“, bekennt Hinkel, der sich selbst nicht als Retter sieht. Er vergleicht sich mit einem Kapitän, der sein Schiff in den Hafen steuern muss. „Ich bin ja nicht alleine, es sind viele Menschen um mich herum, die ihre Aufgaben, die alle gleich wichtig sind, erledigen“. Mit diesem Teamgeist, Charme und Hingabe meistert er seine erste Saison als Festspielchef bestens, sind sich Gastgeber Michael Roth und die Zuhörer, die viel Zwischenapplaus spenden und Joern Hinkel auf einer Woge der Sympathie tragen, einig.

Für die Bewirtung sorgte der SPD-Stadtverband Bad Hersfeld

Michael Roth gelang es, dem Intendanten auch Privates zu entlocken. Joern Hinkel wurde in Berlin geboren, die Familie zog aufgrund der beruflichen Veränderung des Vaters „in ein Kuhdorf“ nahe des Starnberger Sees, wo es wenig Anregendes gab und somit viel Platz für Fantasie blieb. Seine Sehnsucht nach Geschichten spürte der kleine Joern bereits mit fünf oder sechs Jahren und beschloss, einen kreativen Beruf zu ergreifen. Er überlegte sich Filme, hat für „Die drei???“ neue Stories entwickelt und erste Bühnenerfahrungen ganz klassisch im Schultheater gesammelt. Nach dem Abitur studierte er Opern- und Theaterregie an der Bayerischen Theaterakademie. Sowohl in der Filmbranche als auch im Theater überzeugt Hinkel mit seinem Talent beispielsweise als Dokumentarfilmer für den Bayerischen Rundfunk oder als Regisseur von „Sommernachtsträumereien“, „Krabat“ oder „Indien“ bei den Bad Hersfelder Festspielen.

Seine spätere Ehefrau traf er in einer Herberge entlang des Jakobsweges und bot der hungrigen Spanierin ein Nutella-Brot an. Nach dieser kurzen Begegnung pilgerte er allein hunderte Kilometer bis zum Ziel. An der Kathedrale in Santiago de Compostela begegneten sie sich ein zweites Mal. „Wir haben einen wundervollen Sohn zusammen und leben jetzt getrennt“, beschreibt Joern Hinkel seinen Familienstand. Romeo Hinkel (13) spielt in der aktuellen Festspiel-Inszenierung „Der alte Mann und das Meer“ den Jungen Manolo. „Er hat das richtige Alter, kann Spanisch sprechen und hat sich dem Regisseur Jens Hasselmann vorgestellt“, beugt Joern Hinkel dem Verdacht vor, dass das Engagement durch Beziehungen zustande kam.

Die Festspielsaison neigt sich dem Ende zu. Hinkel will lieber keine Zahlen als falsche Zahlen nennen, äußert sich aber dankbar für die beträchtlichen Summen, die Land und Bund für die Festspiele geben. „Pfeile im Köcher habe ich immer“, betont Joern Hinkel auf Nachfrage von Michael Roth. „Spielplan machen ist ein organisches, zerbrechliches Gebilde“ und es muss immer ausgelotet werden, wie weit kann man bei den Festspielen gehen. Die Stiftsruine als wichtiger Bestandteil der Stadt muss bei dem Hessentag im kommenden Jahr zusätzlich in Szene gesetzt werden, ist sich Joern Hinkel seiner Aufgabe bewusst und arbeitet gemeinsam mit den Stadtoberen an Lösungen.       

Natürlich befragte Michael Roth seinen Gast auch nach seinem politischen Engagement. Hier sieht sich Joern Hinkel eher in der Rolle des Beobachters mit klarer eigener Meinung. „Ich habe großen Respekt für das politische Geschäft. Ich wüsste oft nicht, wie ich mich entscheiden sollte“, erläutert Hinkel, dessen Abschlussrede am Sonntag mit Spannung erwartet wird. Michael Roth würde sich persönlich freuen, wenn Intendant Joern Hinkel „vielleicht sogar noch Jahre“ den Festspielen erhalten bliebe. (Gudrun Schmidl) +++

 

  

 

 

 


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