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Al-Hami: "Vor der Behandlung die Qualität des Krankenhauses überprüfen"
11.04.19 - In Hessen sind 127 Krankenhäuser im Krankenhausplan aufgeführt, von der Fachklinik bis zum Maximalversorger. Wie können Patienten prüfen, wo sie am besten ihre Gallenstein- oder Hüft-OP durchführen lassen sollten? Der Fuldaer Neurochirurg Dr. Samir Al-Hami gab am Mittwochabend in der Münsterfeldhalle Ratschläge, mit welchen Kriterien und Hilfsmitteln auch Normalverbraucher die richtige Klinik gezielt aufspüren können.
Die Wichtigkeit der Emanzipation des Kunden betonte Al-Hami anhand drastischer Zahlen: "Sicherheit und Gesundheit stehen auf dem Spiel, wenn nicht klar ist, welche Rechte ich als Patient habe, was ich verlangen kann. In deutschen Kliniken kommen auf eine Pflegekraft inzwischen 13 Patienten. Damit ist der Personalschlüssel in Deutschland in allen Industrienationen am schlechtesten. Aber gerade der ist wichtig für die Betreuungsqualität, genau wie qualifiziertes Fachpersonal." Um Kliniken und Ärzte nach Kriterien wie Patientenzufriedenheit, ärztlicher Qualifikation, Anzahl konkreter Behandlungsfälle oder auch Hygiene durchleuchten zu können, empfahl Al-Hami die Website der Stiftung "Weisse Liste".
"In Deutschland wird das Gesundheitssystem vom Gemeinsamen Bundesausschuss überwacht: Dort wird vorgegeben, welche Leistungen übernommen werden, welche Qualität erbracht werden muss. Aber dort werden auch die Qualitätsberichte als Leistungsstatistik der Krankenhäuser veröffentlicht. Ganz öffentlich, unter www.g-ba-qualitaetsberichte.de. Die haben dann allerdings teilweise einen Umfang von 1.500 Seiten, das interessiert vor allem Fachleute." Die unabhängige Stiftung "Weisse Liste" bereite diese Qualitätsberichte im Internet auf, indem über die Krankenkassen Patienten kontaktiert und nach ihren Erfahrungen befragt würden. Im Internet könnten Verbraucher unter https://www.weisse-liste.de nicht nur nach Einrichtungen und Ärzten suchen, sondern auch konkret nach Möglichkeiten, eine ganz bestimmte Operation vornehmen zu lassen. Patientenzufriedenheit und Anzahl der spezifischen Behandlungsfälle zusammen ergäben bereits eine gute Möglichkeit, die gewünschte Transparenz herzustellen. (mau) +++