Archiv
50 Jahre Städtepartnerschaft -Bebra und Knaresborough feiern ihre Freundschaft
31.05.19 - Im Jubiläumsjahr der 1250-Jahrfeier in der Eisenbahnerstadt gab es einen weiteren schönen Anlass, um gemeinsam zu feiern. In der letzten Maiwoche kamen 21 Engländer nach Bebra, um mit den Bebraern Bürgern auf 50 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Bebra und Knaresborough mit Stolz zurückzublicken. Zu den Höhepunkten der Festwoche gehörte der gestrige öffentliche Festabend im Hotel Hessischer Hof in gelöster freudiger Stimmung. Bürgermeister Uwe Hassl begrüßte die Festredner Michael Roth als Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt sowie Staatssekretär Mark Weinmeister vom Hessischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten, eine Vielzahl der städtischen Gremienvertreter und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger.
Um freundschaftliche Beziehungen im Zuge der Europawerdung zu pflegen, suchte die Stadt Bebra im Jahre 1968 nach einer Städtepartnerschaft. In der englischen Grafschaft von Yorkshire wurde man fündig und schloss mit der etwa gleichgroßen Stadt nach einer einjährigen Anbahnungszeit am 17. Juni 1969 im Alten Rathaus in Bebra die Städtepartnerschaft mit der Stadt Knaresborough. In den Folgejahren entstand ein reger Austausch zwischen den beiden Kommunen und es fanden jährliche, wechselseitige Besuche statt. Wie jede andere Städtepartnerschaft auch steht diese für den gelebten Willen zur Völkerverständigung. Das gegenseitige Kennenlernen, der Abbau von wechselseitigen Vorurteilen sowie das Verständnis für andere Kulturen, die Einigung Europas und zum Frieden in der Welt beizutragen waren und bleiben primäre Zielsetzungen.
Neben den offiziellen Zusammentreffen von Repräsentanten der partnerschaftlich verbundenen Städte, dem kommunalen Fachaustausch sowie gemeinsamen Projekten auf der Arbeitsebene, lebt diese Städtepartnerschaft vor allem von der direkten Bürgerbegegnung. Dabei wird die Stadt Bebra seit über 30 Jahren von dem gegründeten Partnerschaftsverein unter dem Vorsitz von Nortrud Hoffmeister herausragend unterstützt. Mit viel ehrenamtlichem Engagement organisieren die Mitglieder vielfältige Austauschprojekte in den Bereichen Kunst und Kultur, Jugend und Sport sowie vielfältige Kontakte auf privater Ebene. Bestehende Schulpartnerschaften wurden gefestigt und vor allem die Vereine sind tragende Säulen dieser verschwisterten Städte. Regelmäßig reisen Bebraer Freunde im Juni zum traditionellen Bettenrennen nach Knaresborough und der Gegenbesuch der englischen Freunde findet seither immer zur Kirmes im Oktober statt. Der Partnerschaftsverein war auch federführend für die Organisation und Durchführung der aktuellen Feierlichkeiten.
Stadtverordnetenvorsteher Herbert Börner versprach den Freunden aus dem Vereinigten Königreich, dass er nicht über den Brexit sprechen wird, sondern über Freundschaft. Er betont, dass die Bebraer Kirmes ohne Besuch aus der Partnerstadt keine richtige Kirmes ist. Staatsminister Michael Roth wandte sich zunächst an die angereisten Gäste. Er betont im Hinblick auf die Brexit-Verhandlungen: "Wir wollen keinen abstrafen, sondern ein Angebot unterbreiten, das akzeptabel ist". Als Mitglied im Rat für Auswärtige Beziehungen in Brüssel weiß er um die tiefe Spaltung in der britischen Bevölkerung auch in Knaresborough und motiviert: "Bleiben sie dieser Freundschaft treu, gerade jetzt, wenn es schwierig wird". Für seine flammende Rede bekam Michael Roth tosenden, zustimmenden Applaus.
Staatssekretär Mark Weinmeister ist sich sicher, dass Menschen sich grenzüberschreitend direkt treffen und miteinander ins Gespräch kommen sollten. 74 Partnerstädte gibt es in Hessen, die sich mit Städten im Vereinigten Königreich verschwistert haben. "Aber nicht bei allen funktioniert es so vorbildlich wie hier in Bebra", richtet er sein Lob insbesondere an Nortrud Hoffmeister, die von Anbeginn als Vorsitzende des Partnerschaftsvereins alle Fäden in der Hand hält. Eine Zuwendung in Höhe von 500 Euro an den Verein hat Weinmeister in Aussicht gestellt. Landrat Dr. Michael Koch brachte es in seinem Grußwort zusammenfassend kurz und knapp auf den Punkt: "Es geht um das Europa der Menschen".
Christine Willoughby, die 2008 erstmals und einmalig Bebra besucht hat, stand jetzt als Bürgermeisterin am Rednerpult. Berührend die Ansprache von Mavis Clemmitt vom "Town Twinning Committee". Sie wollte Bebra nur ein einziges Mal besuchen, inzwischen ist die Stadt ihre zweite Heimat, in der ihre "deutsche Tochter Monika" zuhause ist. Sie betont, dass beide Städte stolz sein können, ein halbes Jahrhundert in Freundschaft verbunden zu sein. Einen großen Anteil daran haben ihrer Erfahrung nach die großzügigen Gastfamilien. Sie hofft, dass sich die jüngere
Generation weiter engagiert. Für die Verdienste um die Städtepartnerschaft verlieh Mavis Clemmitt jeweils einen Award an das Ehepaar Heide und Jens Mittermeier und an Nortrud und Hans-Jürgen Hoffmeister für ihr unermüdliches Engagement.
Das heitere Miteinander und die Redebeiträge wurden durch wunderschöne Musikbeiträge aufgelockert. Dudelsackklänge schon zu Beginn der Veranstaltung stimmten ein, der Mandolinenverein aus Weiterode unter der Leitung von Igor Karasek begeisterte mit Instrumenten, die die Engländer so noch nie gehört haben. Schülerinnen und Schüler der Brüder-Grimm-Gesamtschule bekamen viel Applaus für einfühlsame Liedbeiträge, der kleine Star des
Abends, aber ganz groß, war der elfjährige Noel Stockmann, der mit seinem Geigenspiel für Gänsehautmomente sorgte und mit stehenden Ovationen belohnt wurde. Begleitet wurde er von Heinrich Janzen am E-Piano. Jung und modern präsentierten sich die Tänzerinnen der Tanzschule "Spotlight".
Was im Jahr 1969, das Jahr der Mondlandung und des Woodstock-Festivals, in Bebra angestoßen wurde, wurde an diesem Abend "zweisprachig" deutlich: "Es lebe Europa und es lebe die deutsch/britische Freundschaft".