Archiv
Hasskommentare gegen Lübcke im Visier der Staatsanwaltschaft
05.06.19 - Das Landeskriminalamt und die Kriminalpolizei ermitteln aktuell im Fall des erschossenen Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke wegen Mordes (OSTHESSEN|NEWS berichtete). Nun überprüfen Ermittler Hassmails und Morddrohungen. Auch aktuelle Kommentare in sozialen Medien könnten strafrechtlich relevant sein. Zuerst berichtete der Hessische Rundfunk darüber.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Kassel sagte: "Es wird geprüft, ob es strafrechtlich relevante Inhalte in den Botschaften gegen Lübcke gibt und ob sie möglicherweise im Zusammenhang mit der Tat stehen." Der 65-jährige Familienvater war in der Nacht auf Sonntag auf seinem Grundstück in Wolfhagen-Istha (Kassel) durch einen Kopfschuss getötet worden.
Im Jahr 2015 wehrte sich Lübcke klar gegen Flüchtlingsgegner. Wer gewisse Werte des Zusammenlebens nicht teile, könne das Land verlassen, sagte er. Der Regierungspräsident hatte sich damals klar zur Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekannt. Aufgrund von Morddrohungen und rechtsradikalen Anfeindungen stand er damals zeitweise unter Polizeischutz.
Auch nach dem Tod tauchen Hasskommentare in den sozialen Medien auf. "Hat er sich nun selbst dazu entschieden, das Land freiwillig zu verlassen? Karma?", schreibt ein Facebook-Nutzer auf der O|N-Seite. Präsidentin des Landeskriminalamtes, Sabine Thurau, erklärte bei der Pressekonferenz am Montag, dass bisher keine Erkenntnisse über einen Zusammenhang vorliegen.
Sanitäter soll Tatort verändert haben
Währenddessen rufen die Kirmesburschen Istha bei Facebook auf, Hinweise an die Polizei weiterzugeben. "Mord in der Kirmesnacht. Wir brauchen dringend eure Hilfe. Am Samstag wurde in der nördlich des Kirmeszeltes gelegenen Straße „Turnplatz“ nahe dem Kindergarten der Vater von zwei unserer Kirmesburschen, Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke, kaltblütig erschossen. Wir bitten alle, die etwas Sachdienliches gesehen oder gehört haben, oder jemanden kennen, der Hinweise geben kann, sich an die eingerichtete SoKo unter der Telefonnummer 0561/9104444 oder per Mail an [email protected] zu wenden."
Noch hat die 20-köpfige Sonderkommission keine belastbaren Hinweise gefunden. (Nina Bastian) +++