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Polizeiführer Rainer Paul (rechts) bespricht die Lage mit einem Kollegen. - Fotos: Hans-Hubertus Braune

BAD HERSFELD Großes Aufgebot am und um den Bahnhof

Auf Streife mit Polizeiführer Rainer Paul: Alles für die Sicherheit der Reisenden

12.06.19 - "Warum müssen wir hier langlaufen und können nicht direkt zum Gleis gehen?", fragt sich eine Gruppe auf dem Bahnhofsvorplatz in Bad Hersfeld. Rainer Paul erklärt es ihnen, während nebenan Mitarbeiter der DB Sicherheit einem anderen Reisenden weiterhelfen. Eines fällt sofort auf: Im Bahnhof wimmelt es nur so von Mitarbeitern der Bundespolizei und der Bahn. Sie alle eint ein Ziel: "Wir machen das alles für die Sicherheit der Bahnreisenden. Das ist unser oberstes Ziel", sagt Paul. Er ist zehn Tage lang der Polizeiführer der Bundespolizei. Der stellvertretende Inspektionsleiter der Bundespolizei in Kassel kennt das Veranstaltungsformat Hessentag wie seine eigene Westentasche.

Die Besucher werden zu den Gleisen gelenkt

Ein ordentliches, stressfreies Einsteigen ist das Ziel

Lautsprecherdurchsagen der Bundespolizei am Bahnhofsvorplatz

"Es ist der zehnte Hessentag für uns", sagt Paul. Das Grundprinzip sei ähnlich, die Bahnhöfe aber eben unterschiedlich. Wer vor dem Bahnhof in Bad Hersfeld steht, wundert sich ob der vielen Absperrgitter, den Lichtmasten und den riesigen Hinweisschildern. Davor steht ein Lautsprecherwagen. Nimmt der Zulauf zu, werden die Hessentagsbesucher (und natürlich auch die anderen Reisenden) per Durchsagen geleitet. Die Stimmung unter den Beamten ist konzentriert. "Aber ein Spruch gehört nun mal auch dazu", sagt Paul. OSTHESSEN|NEWS war exklusiv bei einer der Lagebesprechungen der Führungskräfte dabei. In den Räumen der Fahrschule Krebs hat die Bundespolizei ihr Lagezentrum eingerichtet.

Mehrere Videokameras beobachten genau, was auf und um den Bahnhof los ist. "So können wir unmittelbar eingreifen und lenken", sagt Paul. Nach dem Silbermond-Konzert hat sich gezeigt, wie wichtig diese aufwendige Verkehrslenkung ist. "Da hat uns der Polizeihubschrauber wertvolle Luftbilder geliefert. So konnten wir den Besucherstrom gut einschätzen", erklärt der Polizeiführer und zeigt die einzelnen Stauräume vor dem Bahnhof. Innerhalb kurzer Zeit strömten 4.000 Menschen in Richtung des Bahnhofs. "In knapp einer Stunde waren alle Reisenden in den Zügen unterwegs. Das hat super geklappt", sagt Paul und lobt während der Lagebesprechung seine Kollegen.

Das Prinzip ist logisch: Insbesondere in der engen Bahnunterführung darf keine Panik entstehen. Dort soll es keinen Kreuzungsverkehr von ankommenden und abreisenden Gästen geben. Deshalb werden die Reisenden auf verschiedenen Wegen an die entsprechenden Gleise gelenkt. Auf Gleis 1 fahren die Züge von Nord nach Süd, auf Gleis 4 in die Gegenrichtung. Dazwischen sind die Gleise 2 und 3 für den Fernverkehr und die durchfahrenden Züge festgelegt. "Das war Grundvoraussetzung für mich. Ansonsten ist die Gefahr viel zu groß", sagt der Polizeiführer. Lange im Vorfeld haben sich die Bundespolizei und die Bahn zusammengesetzt, "das hat sich bewährt. Für uns war wichtig, eingreifen zu können, bevor die Bahn ihr Konzept erstellt hat", erzählt Paul. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Behörden - neben der Bahn, auch die Kollegen der Polizei und der Stadt Bad Hersfeld - klappe vorbildlich.

Die ersten drei Tage vom Hessentag waren unterschiedlich geprägt. Der Auftakt am Freitag war witterungsbedingt schwächer besucht. Etwa 3.000 Reisende kamen mit dem Zug. "Für Bad Hersfeld war ein starkes Gewitter hervorgesagt. Letztlich hat es stark geregnet, die Gewitterzelle hatte sich kurz vor Hersfeld geteilt. Wir haben die Absperrungen geöffnet, damit die Reisenden unter Dach stehen konnten", sagt Paul. Am Samstag haben die Besucherzahlen zugenommen. Bei der Abreise nach dem Silbermond-Konzert herrschte eine gute Stimmung. "Der Kollege hat das sehr gut gemacht. Ein Extralob für ihn, gebt das bitte weiter", sagt Paul während der Besprechung. Mit unterfränkischen Dialekt hatte der Kollege am Mikrofon die Lage im Griff. Die Reisenden Richtung Norden hatten eine Gasse gebildet, damit die anderen Reisenden ihren Zug bekommen. Es gab spontanen Applaus.

"Uns ist wichtig, zu kommunizieren, weshalb beispielsweise die Absperrungen oder die Stauräume notwendig sind", sagt Klaus Ahrend, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundespolizei. Gerade auch über Twitter postet Ahrend laufend die aktuelle Lage, gibt Hintergrundinfos. "Das fördert die Akzeptanz der Reisenden und gibt ihnen ein Sicherheitsgefühl", sagen Ahrend und Paul. Neben der Besucherlenkung beobachten die Einsatzkräfte die Lage sehr genau, auch was mögliche Straftaten angeht. Bislang war es relativ ruhig. Eine sexuelle Belästigung konnte schnell aufgeklärt werden. Am Samstagmorgen mussten vier Jungs ihre Heimreise früher als geplant antreten, sie hatten wohl zu tief ins Glas geschaut und wurden aggressiv.

Für Rainer Paul und seine Mannen sind es aufregende, aber auch schöne Tage beim Hessentag in Bad Hersfeld. Übrigens: Viele Pensionäre nutzen den Hessentag, um die Kollegen auf der Wache zu besuchen. Doch an erster Stelle steht die Sicherheit. Und Paul ist ein Polizeiführer mit Herz. Der Bürostuhl sieht ihn nur selten, Paul ist mittendrin, schaut, spricht und wenn es etwas nicht passt, gibt es klare Ansagen. Beim Weg um den Bahnhof fehlen ein paar Hinweisschilder auf den Absperrungen, die Reisenden können nicht eindeutig genug sehen, wo sie langlaufen müssen. Flugs setzt sich ein Bundespolizist an den Computer, Schilder werden ausgedruckt.

Von vielen Seiten gibt es Lob, auch am bislang besucherstärksten Tag, dem Sonntag, lief alles reibungslos. Bis zum späten Nachmittag zählten die Beamten rund 10.000 Menschen, die mit dem Zug angereist sind. Wenn alles klappt, die Reisenden sicher an- und wieder abreisen, dann sind auch Rainer Paul und seine Kollegen zufrieden. Ein lockerer Spruch hilft, um die Lage zu entspannen. Dann sind ein paar Meter Fußweg mehr zum Bahngleis auch kein Problem. (Hans-Hubertus Braune) +++


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