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HSV-Trainer Holger Hölzinger: die charmante Autorität
17.06.19 - Die Suche zog sich in die Länge, doch kürzlich präsentierte Handball-Landesligist Hünfelder SV seinen neuen Trainer: Holger Hölzinger (48) übernimmt das Amt von Gerald Birkel, der nach der Trennung von Jonggi Pasaribu eingesprungen war. Mit Hölzinger übernimmt nun ein Mann mit einer interessanten Vita den HSV.
Denn der aus Flieden stammende Übungsleiter ist nicht nur beruflich vielfältig unterwegs und arbeitet als Erzieher, Diplom-Sozialarbeiter, Hypnosetherapeut und Sportmentaltrainer, sondern weist Erfahrungen als Trainer von den Minis bis in die 3. Liga Damen auf. "Abteilungsleiter Martin Abel hat mich überzeugt, mir die Mannschaft beschrieben und gesagt, dass jede Menge Potential in ihr steckt. Ich wollte auch tendenziell wieder etwas im Herrenbereich machen", erklärt Hölzinger im Gespräch mit ON|Sport, warum er den HSV übernimmt.
Denn eigentlich, so der 48-Jährige, habe er eine Pause vom Handball einlegen wollen. Nachdem Hölzinger kürzlich aber die Damen von Ex-Klub TSG Ober-Eschbach zum Klassenerhalt in der 3. Liga führte und dort auch weiterhin als Trainer fungieren wird, ist der Fliedener in der kommenden Saison für zwei Mannschaften verantwortlich. "Man muss mittlerweile in Teams denken. Es gibt nicht mehr die klassische Trainerrolle, die alles macht", verdeutlicht Hölzinger, wie er beide Aufgaben unter einen Hut bekommen möchte.
"In Ober-Eschbach bin ich Headcoach, habe aber ein starkes Team, das sich die Aufgaben aufteilt und in Hünfeld können erfahrene Spieler einspringen. Königsaufgabe wird es aber sein, die Spiele koordiniert zu bekommen", führt Hölzinger, der in Frankfurt arbeitet, aus. Bei Überschneidungen müsse geschaut werden, welche Begegnung wichtiger sei und wer jeweils die andere Mannschaft in diesem Spiel betreuen könnte.
"Mit einem guten Zeitmanagement und wenn man Sachen im Team löst, gewinnt man Freiräume für andere Dinge", schildert Hölzinger, der gerade seine A-Lizenz macht, seine Herangehensweise, Beruf und Trainer-Dasein zu verbinden. Als ehemaliger Fußballer kam Hölzinger nach der B-Jugend zum Handball, fand eine neue sportliche Leidenschaft und trainiert bereits seit er 17 Jahre alt ist Mannschaften.
Sich selbst beschreibt Holger Hölzinger - angelehnt an den Erziehungswissenschaftler Thomas Ziehe - als charmante Autorität. Was das heißt? "Ich bin in vielen Dingen kompromissbereit, weiß aber, wann ich meine Autorität ausspielen muss. Es gibt ein paar No-Gos, die ich auch verfestigen werde. Aber ich möchte auch, dass die Spieler mit mir in den Dialog treten und wir gemeinsam um Lösungen ringen", umreißt Hölzinger, auf was sich die Hünfelder Handballer künftig einstellen können.
Zudem lasse er Elemente aus seiner beruflichen Vita, die er sich im Laufe der Jahre angeeignet hat, einfließen. Handballerisch schwebe ihm ein tempo- und variantenreiches Spiel vor. "Wir wollen das schnelle Spiel von früher wieder mehr aufleben lassen. Das soll aber gepaart werden mit einem taktischen Feingefühl und nicht in einer wilden Rennerei enden", gibt Hölzinger, der zudem variabler in der Abwehr spielen lassen möchte, Einblick in seine Philosophie.
Intern werde es mit der Mannschaft eine Zielorientierung geben, für Hölzinger persönlich zähle zunächst ein frühzeitiger Klassenerhalt. "Denn dann können sich gerade die jungen Spieler besser entwickeln, wenn man nicht in eine Druck-Situation wie im letzten Jahr kommt", spielt der 48-Jährige auf den Abstiegskampf der vergangenen Saison an. Ein Szenario, das mit der charmanten Autorität Holger Hölzinger in der kommenden Saison vermieden werden soll. (Tobias Herrling) +++