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Die Ohmtahlbahn könnte wieder reaktiviert werden. - Fotos: Luisa Diegel

GEMÜNDEN / HOMBERG (OHM) Ihre Meinung ist gefragt!

Reaktivierung der Ohmtalbahn? "Wenn Verkehrswende, dann richtig!"

21.01.20 - In Nieder-Ofleiden (Vogelsbergkreis) erinnert ein abgezweigtes, stillgelegtes Gleis an die ehemalige Ohmtalbahn, die zwischen 1900 und 1980 zwischen Nieder-Gemünden und Kirchhain verkehrte. Im Jahr 1980 wurde die Strecke stillgelegt - 40 Jahre später ist eine Reaktivierung der Bahn in aller Munde. Die beiden Vogelsberger Kommunen Gemünden (Felda) und Homberg (Ohm) könnten also wieder an den Landkreis Marburg-Biedenkopf angebunden werden. Doch was halten die Kommunalpolitiker davon?

Dietmar Schnell (Die Linke) spricht sich für eine Reaktivierung der Ohmtalbahn aus. ...Foto: privat

In Nieder-Ofleiden wurde die acht Kilometer lange Strecke bis nach Nieder-Gemünden ...Fotos: Luisa Diegel

In Nieder-Gemünden fuhr die Bahn entlang.

"Die Bahn wurde 1980 für den Personenverkehr stillgelegt, ein paar Jahre später wurde ein Teilstück für den Güterverkehr wieder reanimiert - dieser fährt bis heute", erinnert sich Dietmar Schnell, Kreistagsabgeordneter der Linken im Vogelsberg, im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Mit seiner Partei engagiert er sich dafür, dass die Ohmtalbahn für den Personenverkehr nun reanimiert wird. "Ausgehend von einer Idee der Linken in der Kirchhainer Stadtverordnetenversammlung fand das Vorhaben in den letzten Wochen immer mehr Unterstützer." Die Partei erhofft sich nun auch eine positive Resonanz im Vogelsberg.

Denn in Zeiten des Klimawandels ist der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs wieder zu einem großen Thema geworden. Für Schnell wäre eine Reaktivierung der Strecke nicht nur interessant, sie würde außerdem "die Vogelsbergbahn stärken", die bereits stündlich zwischen Gießen und Fulda verkehrt. Doch diese allein reiche für eine Verkehrswende nicht aus: "Wenn wir eine Verkehrswende schaffen wollen, dann brauchen wir mehr und bessere Alternativen zum Individualverkehr, gerade auch im ländlichen Raum." Eine Reaktivierung der Bahn wäre für ihn ein Schritt in die richtige Richtung. "Die Schienen sind in Ordnung. Und im Abschnitt zwischen Nieder- und Burg-Gemünden und Nieder-Ofleiden, wo die Gleise abgebaut wurden, müssen eben neue gesetzt werden. Aber das sollte in der Regel kein großes Problem sein, wenn der Untergrund intakt ist."

Der Bahnhof in Burg- und Nieder-Gemünden konnte als Station für die Ohmtalbahn wieder ...

Hombergs Bürgermeisterin Claudia Blum. Archivfotos: O|N

Gemündens Bürgermeister Lothar Bott.

Im Landkreis Marburg-Biedenkopf ist das Thema der Reaktivierung schon etwas weiter fortgeschritten - denn bei allen Fraktionen trifft das Vorhaben auf Zustimmung. Nun möchte der Landkreis den Nachbarkreis und die benachbarten Orte mit ins Boot holen, um die Chancen für eine positive Entwicklung zu steigern. Deshalb lädt Kirchhains Bürgermeister Olaf Hausmann am 29. Januar die Bürgermeister der betreffenden Gemeinden und ersten Kreisbeigeordneten Dr. Jens Mischak zu einem gemeinsamen Austausch mit dem RMV ein.

Dietmar Schnell hofft auf Unterstützung und Zustimmung seiner kommunalen Kollegen, auch wenn er denkt, dass diese ein geringeres Interesse zeigen könnten als der Kreis Marburg, "da hier weniger davon betroffen sind", sagt er. "Sie sollten aber auch daran interessiert sein. Denn das Ziel des Bundesverkehrsministeriums ist es doch, doppelt so viele Menschen für die Bahn zu gewinnen - und das geht nicht, wenn wir diese Menschen in bestehende Züge reinstopfen, die jetzt schon voll sind. Es gibt nun mal immer mehr Pendler." Doch laut Schnell gibt es von der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) wenig Zustimmung: "Sie halten die Reaktivierung für wenig sinnvoll, denn sie glauben nicht, dass genug Leute mitfahren würden."

Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak

Auf diesen Gleisen ist schon lange kein Zug mehr gefahren.

"Nicht blauäugig an die Sache rangehen"

Landrat Manfred Görig und erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischaek sehen das Gespräch "lediglich als Prüfung des aktuellen Sachstandes". "Das Treffen der Beteiligten soll Raum bieten für einen ersten Gedankenaustausch zu Verkehrsperspektiven für den ländlichen Raum", sagen sie auf Nachfrage von O|N. "Auch soll das Thema fachlich – über Stadt-, Gemeinde-, und Kreisgrenzen hinweg – erörtert werden." Für Gemündens Bürgermeister Lothar Bott wäre eine Reaktivierung "eine extreme Aufwertung für die Region und unsere Gemeinde würde davon profitieren". Doch das nur, wenn eine Machbarkeitsstudie zum Ergebnis komme, dass eine Reaktivierung auch Sinn mache. "Es bringt nichts, sich blauäugig auf die Sache einzulassen." Außerdem solle eine Reaktivierung auch relativ zeitnah erfolgen, um den Bau des Radweges rechtzeitig mit einer möglichen Bahntrasse abzustimmen. Hombergs Bürgermeisterin Claudia Blum hat sich zu unserer Anfrage bislang noch nicht geäußert.

Nun ist Ihre Meinung gefragt, liebe Leser: Sind Sie für eine Reaktivierung der Ohmtalbahn? Stimmen Sie ab oder schreiben Sie uns Ihre Meinung gerne an [email protected].

Die Ohmtalbahn in vergangenen Zeiten Archivfotos: Stefan Sitzmann


Aktionstag am 11. April

Die Vogelsberger Linke wollen nun einen entsprechenden Antrag zum Haushalt einbringen und fordern, dass eine Vorstudie vom Kreis finanziert wird - "einfach um zu sehen, ob es einen Markt und Möglichkeiten gibt - ansonsten wird ein solches Projekt eh nicht genehmigt".

Um weitere Menschen für das Reaktivierungs-Projekt zu gewinnen, planen die Eisenbahnfreunde Treysa für den 11. April einen Aktionstag. Ein dampflokbetriebener Zug wird auf der noch bestehenden Strecke der Ohmtalbahn fahren, um für die Reaktivierung zu werben. (Luisa Diegel) +++


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