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Keine Angst vorm Smalltalk: Tipps und Tricks für erfolgreiches Netzwerken
31.01.20 - Netzwerken ist nicht nur für Berufstätige wichtig, um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen - auch das Privatleben profitiert vom taktischen Ins-Gespräch-Kommen, das sogar das Wohlbefinden steigern soll: Business-Coach Valentina Siemens gab am Donnerstagabend beim 5. Netzwerkabend der Fuldaer Netzwerke im Parkhotel Kolpinghaus Tipps, wie auch Laien zum Profinetzwerker mutieren können.
Regionalmanager Christoph Burkhardt konnte 100 Gäste im Saal begrüßen, 13 Netzwerke waren vertreten. Nicht nur der lockere Austausch und das Kennenlernen stehen beim inzwischen etablierten Netzwerkabend der Region Fulda GmbH im Fokus: "Vom Catwalk zur moderierten Selbstvorstellung bis zum Quiz bieten wir den Teilnehmern einiges, um ihr Wissen und ihre Präsentation aufzupolieren. In Zukunft wird etwa das agile Management dafür sorgen, dass Leute häufiger nur für bestimmte Projekte in losen Teams aufgrund ihrer Qualifikation zusammenkommen - professionelles Netzwerken ist deswegen nicht nur mehr was für Profis. Und es funktioniert interessanterweise immer noch am besten im echten Leben: Face-to-Face-Kommunikation ist verbindlicher, der Kontakt ist meist qualifizierter als im Internet. Durch Netzwerke vor Ort entstehen außerdem Vertrauensverhältnisse, auf die man sich berufen kann, die einen aber natürlich auch in die Pflicht nehmen", so Burkhardt.
Wer nicht netzwerkt und nur auf seine Qualifikation vertraut, stellt sein Licht unter den Scheffel und wird erst gar nicht richtig wahrgenommen, meint Business-Coach Siemens: "In manchen Branchen ist heute eine Karriere nur noch möglich, wenn ich meiner Leistung bereits im Vorfeld ein Gesicht gegeben habe - wenn ich Netzwerke vorweisen kann, die auch auf der sozialen Ebene meine Kompetenzen widerspiegeln. Sehen und Gesehenwerden quasi. Aber das ist leichter, als viele denken - wenn man seine Einstellung zum Netzwerken verändert. Dabei können folgende Tipps helfen:
1. Was sind meine Ziele?
Habe ich fachliche Fragen am Arbeitsplatz? Habe ich viel Informationsbedarf, weil ich in einem innovativem Umfeld tätig bin? Bin ich auf der Suche nach Kunden / Kundinnen oder GeschäftspartnerInnen? Für Erweiterung des eigenen Fachwissens und Expertenwissen sind fachliche Netwzerke sinnvoll. Für verbindliche Kontakte oder Serviceleistungen sind Verbände hilfreich. Für generelle Hintergrundinformationen ist ein eigenes informelles Netzwerk das Richtige.
2. Aktiv werden und authentisch bleiben!
Mit unterschiedlichen Strategien und mit unterschiedlichem Stil kann ein ausgeprägtes Netzwerk entstehen. Entscheidend ist die Fähigkeit aus der Komfortzone herauszukommen und regelmäßig aktiv zu werden. Planen Sie regelmäßige Gelegenheiten zum Netzwerk fest mit ein. Passen Sie auch Ihre Kleidung in dem Maße dem Event an, wie es sich für Sie gut anfühlt. Denken Sie dran: Es gibt zahlreiche Bestimmungsfaktoren für den ersten Eindruck. Auf die verbale Kommunikation fallen ungefähr 7%. 38% auf die paraverbale Kommunikation und 55% auf die nonverbale Kommunikation.
3. Beherrsche ich die Grundsätze des Smalltalk?
Wir fallen nicht mit der Tür ins Haus. Der Smalltalk ist die freundliche Einleitung für einen potenziell hilfreichen Kontakt. Sogenannte Tabuthemen können einen positiven Eindruck zerstören und im schlechtesten Fall einen negativen Eindruck hinterlassen. Zu den gefährlichen Themen gehören Grundsatzdebatten, Politik und Religion, Fußball, Gesundheit und Krankheit, Intimes / Privatleben, Geld. Eine Strategie um wieder aus einem Gespräch herauszukommen, sollten Sie ebenfalls in Ihr Verhaltensrepertoire aufnehmen.
4. Ein Gespür für das Gegenüber!
Ist das Gegenüber gerade eher auf ein Gespräch auf fachlicher oder persönlicher Ebene aus? Wirkt es interessiert, hält Augenkontakt und stellt Fragen? Stimmen Sie Ihr Verhalten auf die Bedürfnisse des Gegenübers ab. Seien Sie nicht übereifrig und drängen Sie sich nicht auf. Falls Sie nicht zum Zug gekommen sind, dann gelten Punkt 8 und 9. ;-)
5. Aktiv hinhören und positive Körpersprache!
Augenkontakt, Nicken, Lächeln - reagieren Sie angemessen auf das Gesagte. Mit Fragen sowie nonverbalen Signalen versichern Sie, dass Sie hinhören und an dem Gespräch interessiert sind. Setzen Sie auch Ihre Körpersprache bewusst ein. Spiegeln Sie Ihr Gegenüber zum Beispiel hin und wieder in der Körperhaltung. Halten Sie die persönliche Distanzzonen ein - in Deutschland liegt diese bei 50-120 cm.
6. Geben und Nehmen!
Es fällt auf, wenn nur Kontakte für eigen Zwecke genutzt werden. Ein gesundes Netzwerk lebt vom Geben und Nehmen. Wenn Sie ein Gespür für Ihr Gegenüber entwickelt haben (Punkt 4) und gut hingehört haben (Punkt 5), dann ergeben sich vielleicht Möglichkeiten für Empfehlungen von Literatur, Veranstaltungen, weiterer Kontakte.
7. Bin ich eine Vertrauensperson?
Apropos andere Kontakte. Wenn Sie alle Kontakte, auch die flüchtigen, frei ausplaudern und weiterreichen, kann dies ein Minuspunkt auf der Glaubwürdigkeits- und Vertrauensskala sein. Zudem könnte es so wirken, als ob mit den zahlreichen Kontakten die eigene Wertigkeit gesteigert wird.
Üben Sie sich also lieber in Zurückhaltung und fragen Sie die Personen um Erlaubnis, wenn Sie eine Gelegenheit wahrnehmen um untereinander Kontakte herzustellen. Machen Sie zudem keine Versprechungen, die eventuell nicht eingehalten werden können.
8. Das Visitenkartenthema!
Ein Visitenkartensammelmarathon wird Sie viel Energie kosten, ohne einen langfristigen qualitativen Nutzen. Fragen Sie nach Visitenkarten, wenn Ihnen der Kontakt hilfreich erscheint oder Sie Gemeinsamkeiten erkennen. Drängen Sie aber keine Visitenkarten auf, wenn Sie nicht gefragt werden.
Wenn Sie eine Karte bekommen, dann würdigen Sie diese auch einen Moment und stecken Sie die Karte an eine passenden Ort (z.B. Visitenkarten-Etui).
Es ist sinnvoll, sich auf der Rückseite der Visitenkarten Notizen zu der Veranstaltung, zum Gesprächsthema, zur Person etc. zu machen. Falls die Karte keinen Platz dafür aufweist, dann notieren Sie es sich anderweitig.
9. Eine nachhaltige Pflegestrategie!
Ein Netzwerk entsteht und wächst langsam. Versuchen Sie Ihr Netzwerk überschaubar zu halten. Sodass Sie das persönliche Gespür für den jeweiligen Kontakt nicht verlieren.
Legen Sie sich eine Datenbank an (Achtung, beachten Sie die Sicherheit der Daten im Bezug auf den Datenschutz). Schaffen Sie Gelegenheiten, um sich hin und wieder bei den Kontakten zu melden (z. B. Geburtstage oder Veranstaltungen).
Melden Sie sich innerhalb von 2 Wochen nachdem Sie einen neuen Kontakt erstellt haben und rufen Sie sich in Erinnerung.
10. Perfektion adieu!
Netzwerken kann jeder und jede, Fehler machen auch! Verabschieden Sie sich vom Perfektionismus und davon, dass jeder Kontaktversuch auch etwas bringt. Nur so können Sie locker und unverkrampft in Gespräche gehen, auch mal über sich selbst lachen und netzwerken wird (wenn überhaupt) nur noch positiver Stress sein!" (mau) +++