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Steinbrucherweiterung: Ortsbeiräte appellieren ans Gewissen der Parlamentarier
02.07.20 - Mit bangen Erwartungen harren Gudrun Gundlach, Erika Becker, Jens Mohr, Christoph Knöckel, Richard Berge und Lothar Knoth der Bebraer Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend, 2. Juli, entgegen. Der möglichen Erweiterung des Kalksteinbruchs bei Gilfershausen (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) und dem damit verbundenen Verkauf der stadteigenen Wegeparzellen gilt die Aufmerksamkeit der Ortsvorsteher und Ortsbeiräte der Stadtteile Asmushausen, Braunhausen, Gilfershausen, Imshausen und Solz.
Wie OSTHESSEN|NEWS bereits berichtete, plant die in der Biberstadt ansässige Firma Beisheim, den Steinbruch zu reaktivieren. Und das passt der Bürgerinitiative "Lange Hecke" sowie den Ortsbeiräten der Stadtteile, die von dem Unterfangen direkt betroffen wären, gar nicht. "Rund 7,6 Millionen Tonnen Kalkstein könnten in den nächsten 30 Jahren abgebaut werden, wenn der Investor das Areal auf 21,4 Hektar erweitern darf", erläutert Jens Mohr, der Ortsvorsteher von Braunhausen. "Täglich würden zwischen 40 und 50 Lkw in unmittelbarer Nachbarschaft an uns vorbeidonnern."
"Orte der Ruhe", wie die Kommunität Imshausen und die Stiftung Adam von Trott, wären direkt betroffen, ergänzt Imshausens Ortsvorsteherin Gudrun Gundlach.
Ortsbeiräte sind eindeutig gegen die Steinbrucherweiterung
"Alle fünf betroffenen Ortsbeiräte haben sich eindeutig gegen die Freigabe und den Verkauf der Wegeparzellen und gegen eine Erweiterung des Kalksteinbruchs positioniert. Auch wenn wir lediglich eine beratende Funktion innehaben, sollte unser Votum Gehör finden", betont Jens Mohr, um an die hiesigen Stadtverordneten zu appellieren: "Wir erwarten von den städtischen Vertretern, dass die Belange der Orte ernst genommen werden." So sei beispielsweise die Forderung nach einer Bürgerversammlung vom Stadtverordnetenvorsteher abgeschmettert worden.
Schätze bewahren
Den Ortsbeiräten ist es ein wichtiges Anliegen, "die Ängste und Sorgen der Bürger ernst zu nehmen und deren Interessen zu wahren". Dazu zähle auch, die Bedürfnisse von Menschen und Natur gegenüber wirtschaftlichen Interessen abzuwägen. "Wir geben zu bedenken, dass wir unsere Freizeit damit verbringen, die Zukunft unserer Orte nachhaltig und lebenswert zu gestalten und dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. Das Landschaftsbild, die schöne Lage, aber auch die Ruhe, die in unseren Ortschaften vorherrscht, sind unsere Schätze. Das wollen wir erhalten und bewahren", untermauern die Ortsvorsteher.In einem offenen Brief hat sich das Quintett – kurz vor der möglicherweise entscheidenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung – an Bebras Parlamentarier gewandt: Ansinnen sei es, den politischen Gremien den Spiegel vorzuhalten. Dabei kreise alles um die zentrale Frage: Stellen sich die Stadtverordneten gegen die Empfehlung der Ortsbeiräte? Sitzungsbeginn am Donnerstagabend, 2. Juli, im Bebraer Lokschuppen ist um 19 Uhr.