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20 Jahre an der Spitze von Blau-Weiß Großentaft: Margarete Schellenberger
24.07.20 - Sie ist eine Verfechterin des Ehrenamts, tief in ihrem Glauben verwurzelt, liebt den Fußball und ihren Heimatort Großentaft (Marktgemeinde Eiterfeld). Die Rede ist von Margarete Schellenberger, die seit 20 Jahren 1. Vorsitzende der SV Blau-Weiß Großentaft ist. Für ON|Sport Grund genug, um sich mit der engagierten 63-Jährigen zu treffen.
Als ich auf den Hof der Familie Schellenberger fahre, fällt mein Blick sofort auf das blau-weiße Scheunentor. Sofort war mir klar – hier wird Blau-Weiß Großentaft gelebt. Herzlich wurde ich von der Familie empfangen. Margarete, ihr Ehemann Richard und ihr jüngster Sohn Georg bildeten eine Art "Empfangskomitee". Für das Interview war bereits alles vorbereitet. Zeitungsartikel aus der Vergangenheit, die Chronik des Vereins zum 100-jährigen Jubiläum lag griffbereit und auch der Ehrenbrief des Hessischen Fußballverbands wurde für das Interview bereits von der Wand abgehangen.
Seit 20 Jahren 1. Vorsitzende von Blau-Weiß
Es kommt selten vor, dass eine Frau an der Spitze eines Vereins steht, besonders eines Sportvereins. Margarete Schellenberger, die von Vielen liebevoll "Mecki" genannt wird, übt dieses Amt seit nunmehr 20 Jahren mit Leib und Seele aus. Doch die 63-Jährige ist bescheiden und stellt sofort eine Sache klar: "Ich bin nur so viel wert, wie die Menschen um mich herum. So, wie alle, die in den vielen Jahren beim BW Großentaft an meiner Seite standen." Ihre Tätigkeit im Verein begann aber nicht erst im Jahr 2001, als sie die Nachfolge von Harald Hahn antrat, und die erste Frau an der Spitze des Vereins wurde. Seit dem 1. Januar 1970 ist sie Mitglied im Verein und ist in der Gymnastikgruppe aktiv – bis heute. Fünf Jahre lang war sie Kassenwart, danach 2. Vorsitzende und von 1989 bis 1994 im Kulturausschuss. 2001 dann die Wahl zur 1. Vorsitzenden.
"Als ich damals erste Vorsitzende wurde, haben wir erst einmal den Thekenumbau in Angriff genommen und eine Spülmaschine im Sportlerheim angeschafft", lacht Margarete Schellenberger. Neben der Fußballabteilung umfasst der Verein eine Gymnastik- sowie eine Badmintonabteilung. Schellenberger selbst spielt seit 20 Jahren aktiv Badminton und seit 30 Jahren Tennis beim TC Rot-Weiss Eiterfeld.
Neben den vielen anderen Aktivitäten ist Margarete Schellenberger ein leidenschaftlicher Fußballfan. So spielte ihr Gatte viele Jahre Fußball, den sie da schon immer gerne begleitete. Die erste Mannschaft der "Däfter" spielt zurzeit in der A-Liga Hersfeld/Hünfeld, "für uns ist das wie die Champions-League! Wir haben super Derbys und pflegen gute Beziehungen zu den Nachbarvereinen". Kaum ein Spiel der Blau-Weißen habe Schellenberger in den letzten 20 Jahren verpasst, in guten wie in schlechten Zeiten. Noch immer kommen gerne ehemalige Trainer zu "Schellos": "Ich lege einen großen Wert auf eine persönliche und freundschaftliche Beziehung."
Das Ehrenamt und der Glaube
Margarete Schellenberger ist nicht nur großer Fußball-Fan, sondern eine große Verfechterin des Ehrenamts. "Wer sich im Ehrenamt engagiert, bereichert die Gesellschaft", ist Margarete überzeugt. Laut Statistiken haben Menschen, die sich im Ehrenamt engagieren, eine höhere Lebenserwartung. Dieses Engagement, sowie ihre Rhetorik, so die 63-Jährige, habe sie von ihrem Vater geerbt: "Und meine Mutter war eine sehr christliche Frau, die mir gute Werte vermittelt hat." Diese Werte setzt Schellenberger in ihre Arbeit bei Blau-Weiss und auch in die Kirchengemeinde St. Joseph Großentaft. Dort ist sie seit vielen Jahren Lektorin und war bereits mehrere Jahre Küsterin. Sie ist tief im christlichen Glauben verwurzelt. Von ihrem Garten genießen Schellenbergers einen herrlichen Blick auf den Kirchturm. Apropos Garten: in dem malerischen Idyll blitzt einem das Fußballtor ins Auge. Dieses ihr für Enkelsohn Raphael – natürlich mit blau-weißem Netz. Für ihr Engagement wurde Schellenberger bereits mehrfach ausgezeichnet. Kein Wunder, begleitete sie einmal acht Ehrenämter gleichzeitig, wozu auch ihre Ehrenämter in der Kommunalpolitik und als Schöffin am Land- und Amtsgericht zählten. Seit einigen Jahren engagiert sie sich als Gästeführerin auf Point Alpha.
Ausgefallenes Jubiläum
Wie viele Vereine hätte auch der SV Blau-Weiß Großentaft in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum gefeiert. "Ich bedauere es sehr, dass die liebevoll geplanten Feierlichkeiten zum Jubiläum ausfallen mussten", sagt Schellenberger. Der Verein hatte sich ins Zeug gelegt, um für das Jubiläum alles perfekt zu machen. Doch aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben.
Nach 20 Jahren an der Spitze des Vereins zieht Margarete Schellenberger ein Fazit. "Mein persönlicher Wunsch ist es, dass es immer genügend Ehrenamtliche gibt, die den Verein führen und tragen", betont die 63-Jährige, "junge Leute treiben in einem Verein nicht nur Sport, sondern lernen auch Kameradschaft." Die Verkörperung von guten Werten zeichnen Margarete Schellenberger aus und stehen bei ihr an erster Stelle. Glaube, Fußball und das Ehrenamt prägen das Leben von Margarete Schellenberger, aber eine Sache umso mehr, "denn ich bin mit Leib und Seele Großentafterin." (Franziska Vogt) +++