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Stadt verkauft sechs Windkraftanlagen des Windparks "Alte Höhe"
24.08.20 - Mitte April des Vorjahres beauftragten Ulrichsteines Stadtverordnete einstimmig den Magistrat mit der HessenEnergie, Gesellschaft für rationelle Energienutzung mbH, Wiesbaden, einen städtebaulichen Vertrag und in der Folge einen Nutzungsvertrag abzuschließen. Anlass dafür war ein Repowering des Windparks "Alte Höhe" in Wohnfeld/Bobenhausen II. bei dem zehn Altanlagen abgebaut und drei bis vier neue moderne Windkraftanlagen errichtet werden sollen.
In diesem Gebiet befinden sich neben den zehn alten Anlagen des Typs NEG Micon NM 60/100 Nabenhöhe 70 m Baujahr 2000 noch zwei Anlagen des Typ Enercon E82 Nabenhöge 138 m. Sechs der zehn Altanlagen befinden sich im Besitz der Stadt Ulrichstein, zwei gehören der HessenEnergie und zwei der Windpark Alte Höhe Betriebs GmbH & Co.
Am Freitagabend beschlossen die Stadtverordneten jetzt bei nur einer Gegenstimme den Verkauf der alten sechs Windenergieanlagen an die OVAG. Übergabetermin ist der 30. September diesen Jahres. Hintergrund ist, dass die erhöhte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Vergütung für den Strom ab dem 01.Januar 2021 nicht mehr gezahlt wird. Das im Jahr 2000 in Kraft getretene EEG sicherte bisher den Betreibern von Windrädern für 20 Jahre eine feste Vergütung zu. Deutschlandweit endet nun mit dem Ablauf des Jahres 2020 der Förderanspruch nach dem EEG für Windanlagen mit einer Leistung von 4.000 Megawatt (MW).
Grundsätzlich können die Anlagen auch über die Förderdauer von 20 Jahren hinaus Strom produzieren, ein Weiterbetrieb für zusätzliche fünf oder gar zehn Jahre dürfte in den meisten Fällen technisch möglich sein. Die Anlagenbetreiber hätten die Möglichkeit, den Strom zu verkaufen.
Allerdings werde es vielen Anlagenbetreibern schwerfallen, sich am Markt zu behaupten. Die alten, kleinen Anlagen, die gegen Ende der Nutzungsdauer erhöhten Wartungsaufwand erfordern, dürften angesichts des derzeit niedrigen Preisniveaus im Stromgroßhandel kaum wettbewerbsfähig sein. Aufgrund von Corona sind die Preise schon jetzt in den Keller gerutscht und liegen bei 1 Cent/KW.
Die OVAG wird die Anlagen noch bis zum Abbau aufgrund des geplanten Repowering weiterbetreiben. Eine Anlage der Stadt kann nicht weiterbetrieben werden. Hierfür zahlt die Stadt einen Pauschalbetrag an die OVAG, mit dem der Abbau mitfinanziert wird. Kaufpreis und Zahlung werden miteinander verrechnet. Die Stadt hat eine Rücklage für den Abbau der Anlagen, die aber für diesen Fall nicht angetastet werden muss. Stadtverordneter Dr. Ernst-Ludwig Roth (Wohnfeld), forderte die Anlagen weiter zu betreiben, denn Corona dauere nicht ewig. Man sollte jetzt nicht unter Zeitdruck verkaufen, sondern erst noch einmal ein weiteres Gutachten einholen.
Dem widersprach SPD-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Repp. Ein Zeitdruck sei nicht gegeben, denn die Verhandlungen mit der OVAG liefen bereits seit über einem Jahr und bezüglich Corona sei man schließlich keine Wahrsager. Bei der Gegenstimme von Dr. Roth, beschlossen die Stadtverordneten im Innovationszentrum den Verkauf der sechs Altanlagen. (gr) +++