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23.03.09 - Fulda

"Jeder Tropfen Wasser zählt" - Neues Projekt des Soroptimisten-Clubs Fulda

Passend zum Start des Weltwasserforums luden der Soroptimisten Club Fulda zu einem spannenden Vortrag zum "Thema Wasser" in die Räume des Kurfürst ein. Die zukünftige Präsidentin des Serviceclubs Soroptimisten (SI) Deutschland, Dr. Sibylle Lindenberg aus Glückstadt, stellte das Projekt von SI international “Soroptimists go for water“ vor. „Wasser - eine unendliche Ressource - oder das „Erdöl“ des 21. Jahrhunderts?“ lautete die Fragestellung, die behandelt wurde. Dr. Lindenberg nannte zunächst erschreckende Fakten: 1,2 Milliarden Menschen auf der Welt hätten keinen Zugang zu sauberem Wasser und 2,6 Milliarden, beinahe die Hälfte der Weltbevölkerung, würden keine sanitären Anlagen kennen.

Die Folgen weltweiter Wasservergeudung seien deutlich sichtbar: Fehlendes sauberes Wasser habe in vielen Ländern der Welt, besonders in Asien und Afrika, in eine Hygiene-Katastrophe geführt, von der besonders Kinder betroffen seien. Knappe Wasserressourcen führten zu regionalen, ethnischen und manchmal auch internationalen Konflikten. Wasserknappheit habe unterschiedliche Auswirkungen für Männer und Frauen. Der geschlechtsspezifische Aspekt eines Problems sei für die Soroptimisten, die sich weltweit für gleiche Chancen von Frauen und Mädchen gegenüber Männern einsetzen, immer besonders wichtig.

Wasser holen werde in vielen Ländern als "Frauensache" angesehen. Einige Frauen und Mädchen verbrächten vier bis fünf Stunden am Tag mit dem Gang zur Wasserstelle und zurück - viele Mädchen hätten deshalb keine Zeit für die Schule. Gebe es dagegen genügend Wasser, biete diees gerade Frauen eine Einkommensquelle, etwa weil sie einen Acker bewässern könnten. Von der Verteilung des Wassers seien Frauen jedoch ausgeschlossen, die liege fest in der Hand von Männern.

Auf der Weltausstellung in Saragossa habe sie - so Lindenberg - mit ihrer Club-Schwester Stephanie Ebel einen so genannten Hippo-Water-Roller entdeckt. "Sozusagen ein Hackenporsche für Afrika", kommentierte die Referentin. Das Gerät sieht aus wie eine Walze, wobei die eigentliche Walze aus einem Fass besteht, das 90 Liter Wasser fasst, mit einem Griff geschoben wird und somit nur einem Ziehgewicht von 10 Litern Wasser entspricht. Geschoben und nicht gezogen werde der "Hippo" - und dies sei ein weiterer unschätzbarer Vorteil der kleinen Maschine. Denn wenn Frauen und Kinder hinter dem "Hippo" gingen, biete er gleichzeitig Schutz vor Minen.

Alle zehn Sekunden sterbe weltweit ein Kind an Typhus oder Ruhr, weil es kein sauberes Wasser zur Verfügung habe - dafür würden aber täglich zwei Millionen Tonnen Müll in Wasserläufe gekippt. Es gebe auf der Welt Flüsse, die während der Trockenzeit nur Abwasser führten. Wasser sei knapp und werde immer knapper, doch der Verbrauch steige: seit 1950 um das Vierfache. 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs gingen in die Landwirtschaft, 20 Prozent in die Industrie und zehn Prozent in die privaten Haushalte, erklärte Lindenberg. In Deutschland benötige ein Einwohner durchschnittlich 128 Liter am Tag, in den USA 300, in Südspanien 400 Liter.

Trotz vieler Zahlen, die Sibylle Lindenberg präsentierte - die Zuhörer konnten sich eine bildliche Vorstellung vom Wasserverbrauch machen, wenn sie beispielsweise erfuhren, dass für die Produktion einer Tasse Tee 30 Liter, für eine Tasse Kaffee 140 Liter, für ein Kilo Feinpapier 250 bis 700 Liter und für ein einziges Kilogramm Rindfleisch 16.000 Liter Wasser benötigt werden. Gründe für die weltweite Wasservergeudung lägen in Management- oder Verteilungsfehlern und Kriminalität, im Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, in der Verstädterung und im Massentourismus.

Saragossa liegt in Nordspanien und Spanien wurde auch immer wieder in dem Vortrag von Dr. Lindenberg erwähnt. Die riesigen Anbauflächen für Tomaten und Erdbeeren sowie die Golfplätze - für die Bewässerung eines einzigen Golfplatzes könnte man 60.000 Dorfbewohner mit Wasser versorgen - würden ungeheure Wassermengen verschlingen, die zum Teil aus einer halben Million illegaler Brunnen fließen. Die Referentin dazu: "Mit derart abstrusen Auswirkungen, dass in diesem Sommer Trinkwasser in Schiffen von Marseille nach Barcelona transportiert werden muss."

Sonja Seidler vom Soroptimist Club Fulda erklärte, die anschließende lebhafte Diskussion habe aufgezeigt, welche Faszination von dem Thema Wasser ausgehe - aber auch welch starke Betroffenheit die Fakten auslösten. Die Reaktionen hätten natürlich auch das kritische Bewusstsein gespiegelt; dass Maßnahmen zur Wasserversorgung zwar die Lebensbedingungen vor Ort verbesserten. Gleichzeitig aber führe dies oft auch zu einem weiteren Bevölkerungswachstum und einer "Überdehnung" der verbesserten Lage. Ebenso würden oft Anbauflächen oder Viehherden vergrößert, die die verbesserte Versorgung erneut überforderten.

Die Präsidentin verband ihren herzlichen Dank für die Einladung und das Engagement des Fuldaer Clubs mit der Übergabe zweier kunstvoll als Miniaturen kreierten „Hippo water rollers“, die der Fuldaer Club finanzieren wird. Der SI Club Fulda habe das wichtige Thema "Wasser" für sich projektiert und wolle in diesem Jahr noch weitere interessante Veranstaltungen organisieren, die der Bewusstseinsbildung und der Hilfe dienten.

Soroptimist International (SI) ist die weltweit größte Service-Organisation berufstätiger Frauen. SI versteht sich selbst als eine weltweite Stimme von Frauen für Frauen und setzt sich, auf der Basis von internationaler Verständigung und Freundschaft, für die Verbesserung der Stellung der Frau, hohe ethische Werte, Menschenrechte für alle sowie Gleichheit, Entwicklung und Frieden ein. Der Name "Soroptimist" ist vom lateinischen "sorores optimae" ("die besten Schwestern") abgeleitet und wird von den Mitgliedern als Anspruch an das eigene Verhalten im Leben und im Beruf und als mitmenschliche Verpflichtung verstanden. In diesem Sinne wurde der erste Club von Soroptimist International 1921 in Oakland/Kalifornien (USA) gegründet. Heute hat die Organisation weltweit rund 91.000 Mitglieder in 125 Ländern. In Deutschland, wo der ersten Club 1930 in Berlin gegründet wurde, bestehen 187 Clubs mit rund 5.520 Mitgliedern. +++




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