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Opfer als "Schlampe" bezeichnet - kreatives Urteil wegen Beleidigung gefällt
27.08.20 - Ein 19-Jähriger aus Bad Hersfeld musste sich jetzt vor dem Jugendgericht verantworten, weil er in einem Video, das sich rasend schnell über die sozialen Netzwerke verbreitete, eine junge Frau als "Schlampe" beleidigt hat. Die damals 18-jährige Betroffene hat Anfang Juli 2019 bei der Polizei auf Mallorca eine Vergewaltigung angezeigt, der die Festnahme von vier jungen Männern aus Bad Hersfeld und Bebra folgte.
Mit seinem Aufruf wollte der Beschuldigte seine festgenommenen Freunde unterstützen. Verteidiger Artak Gaspar betonte, dass sein Mandant eingesehen hat, dass er aus falsch verstandener Solidarität einen Fehler gemacht und übers Ziel hinausgeschossen sei. Das Verfahren wird eingestellt, wenn der 19-jährige Schüler innerhalb von drei Wochen einen Aufsatz schreibt, in dem er den Aufbau von Gericht und Staatsanwaltschaft und die Bedeutung des Paragrafen 185 (Beleidigung) erläutert. Darauf einigten sich die Prozessbeteiligten und folgten damit dem Vorschlag von Richterin Michaela Kilian-Bock.
Das berichtet die Hersfelder Zeitung in ihrer gestrigen Ausgabe und fügt im Hintergrund an, dass zwei der vier jungen Männer nach den Vernehmungen gleich wieder freigelassen wurden, zwei Männer blieben in Untersuchungshaft. Einer von ihnen kam im September frei, der letzte vor einigen Wochen, nach nicht bestätigten Informationen des Angeklagten aufgrund eines Freispruchs. (gs)+++