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Der Impfstoff AstraZeneca sorgt aktuelle für Diskussionen. - Foto: picture alliance / Pressebildagentur ULMER | ulmer

REGION Gefahr vergleichbar?

AstraZeneca-Vakzin ausgesetzt: Thrombose-Risiko bei Pille längst bekannt!

16.03.21 - Die Verunsicherung ist groß nach den aufgetretenen Thrombosefällen: Nachdem der Impfstoff des Präparates AstraZeneca in mehreren Ländern, darunter auch Deutschland, bis zur weiteren Klärung ausgesetzt wurde, stehen nun viele Fragen im Raum. Besonders auffällig: In den sozialen Medien und im Internet werden Vergleiche zu Nebenwirkungen der Anti-Baby-Pille gezogen. Hier bestehe ebenfalls ein Risiko auf Thrombosen, das junge Frauen in Kauf nehmen müssen. O|N hat bei Adrian Böhm, Arzt und Freier Journalist im Bereich Gesundheit, nach seiner medizinischen Einschätzung gefragt: "Insgesamt ist es schwierig, das Auftreten von Becken- und Beinvenenthrombosen bei der Pille mit Sinusvenenthrombosen, die nun im Zusammenhang mit AstraZeneca-Impfungen gebracht werden, zu vergleichen." 

Laut Europäischer Arzneimittel-Agentur (EMA) bekommen 1.000 von 1.000.000 Frauen wegen der Pille eine Thrombose. Der Zusammenhang sei wissenschaftlich belegt. Trotz vieler Nebenwirkungen ist das Verhütungsmittel mehrheitlich unumstritten. Im Vergleich: Sechs von 1.000.000 Menschen in Europa haben nach einer Astrazeneca-Impfung eine Bein- und Beckenvenenthrombose bekommen. Wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag bekannt gab, ist die Impfung mit dem Vakzin nun ausgesetzt worden, weil er im Zusammenhang mit sieben Sinusvenenthrombosen bei mittlerweile 1,6 Millionen Geimpften in Deutschland steht.

Pille: Andere Art der Thrombose

Anti-Baby-Pillen können ein hohes Thromboserisiko aufweisen. Foto: picture alliance / dpa Themendienst | Andrea Warnecke

"Bei der Pille hat man eine signifikante Häufung an Thrombosen festgestellt. Die jungen Frauen, die das Präparat zur Verhütung nutzen, haben das Thromboserisiko bei der Verwendung akzeptiert", so Böhm. Der Unterschied zu den jetzt aufgetretenen Fällen: Die Art der Thrombose. "Bei der Pille entwickelt sich die Thrombose im Becken oder in der Beinvene. Die große Gefahr besteht nun darin, dass sich das Blutgerinsel ablösen und in Richtung Lungenarterien wandern kann." Dadurch könne eine Lungenarterienembolie entstehen, tödliche Verläufe sind nicht auszuschließen. Rauchen könne dabei allgemein das Thromboserisiko stark erhöhen. Bei den sieben anderen Fällen handle es sich um Sinusvenenthrombosen, die im Kopf auftreten. "Daran kann man direkt sterben." 

Untersuchung des Impfstoffes 

Der springende Punkt beim Pausieren des Impfstoffes von AstraZeneca: Es werde nun ganz neutral der Zusammenhang mit den Vorfällen untersucht. "Es weiß niemand, ob es statistisch signifikant ist oder ob es ein generelles Auftreten in der Bevölkerung gibt", so der 31-Jährige. Beispielsweise werde in Großbritannien bereits länger damit geimpft und es seien keine Fälle bekannt. Allgemein sind besonders Frauen um 30 Jahre von Hirnvenenthrombosen betroffen. Normalerweise treten vier Thrombosen bei 1 Million Menschen auf (danwang, et. al 2018)

Risiko-Nutzen-Abwägung

Die Entscheidungsträger stehen momentan vor keiner leichten Aufgabe. "Einerseits steht natürlich die Sicherheit der Impflinge im Vordergrund - andererseits gerät jedoch das Vertrauen in den Impfstoff in der Bevölkerung ins Wanken", erklärt Böhm. Das größte Problem: 1,3 Millionen Impfstoffdosen befinden sich jetzt in der Warteschleife. "Bei der ersten Impfung kann bereits ein 94-prozentiger Schutz geboten und schwere Verläufe gemindert werden." Die Menschen, die jetzt länger warten müssten und sich in der Zeit infizierten, werde die Chance auf einen milderen Verlauf genommen. "Die gefürchtetste Komplikation sind Thrombosen im ganzen Körper."

Böhm zieht Bilanz: Insgesamt müsse bei allen Entscheidungen eine Risiko-Nutzen-Abwägung in Betracht gezogen werden. "Ein Mittelweg wäre ebenfalls möglich gewesen, wie es einige Gesundheitspolitiker gefordert hatten: Eine Risiko-Aufklärung vorab. Der Impfwillige hätte dann selber entscheiden können, ob er dem zustimmt oder nicht. Es ist schließlich bei anderen Eingriffen das gleiche Verfahren, dass im Vorfeld aufgeklärt wird." Das Paul-Ehrlich-Institut empfiehlt nun bereits Geimpften: "Ist die normale Impfreaktion abgeklungen und es treten nach vier bis sechzehn Tagen starke, anhaltende Kopfschmerzen oder punktförmige Hauteinblutungen auf, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden." (mkr) +++


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