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"Ich verlasse doch wegen Ihrer Schmerzen nicht meinen gemütlichen Sessel"
26.05.21 - "Wir helfen Ihnen, wenn Sie krank sind!" Damit wirbt die freundliche Computer-Stimme hinter der Hotline 116 117 des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes (ÄBD). Doch wie toll das in der Theorie klingen mag, so schlecht funktioniert das in der Praxis. Diese Erfahrung musste vor Kurzem auch OSTHESSEN|NEWS-Reporter Christian P. Stadtfeld machen. Auf seinen Bericht hin meldeten sich zahlreiche O|N-Leser und teilten der Redaktion ihre persönlichen Erfahrungen mit dem ÄBD mit. Wir veröffentlichen hier eine Auswahl.
Anonyme Zuschrift: "Ich arbeite in einem Pflegeheim und habe schon sehr oft schlechte Erfahrungen mit dem ÄBD machen müssen, egal ob privat oder beruflich. Erst letzte Woche habe ich versucht, den ÄBD zu kontaktieren. Da muss man erst einmal eine Ansprache von ca. zwei Minuten anhören und diverse Zahlen wählen, damit man besser zugeordnet werden kann. Anschließend ist man in der Warteschleife, dort bekommt man voraussichtliche Wartezeiten in Minuten oder Sekunden angesagt, die der Realität gar nicht entsprechen. Mein Beispiel: Mir wurde eine voraussichtliche Wartezeit von fünf Minuten angesagt, kurze Zeit später waren es plötzlich sieben Minuten. Dann gingen die Zeitangaben kontinuierlich nach unten, ich war im Sekundenbereich angekommen (nach 35 Minuten!), hatte mich schon gefreut. Plötzlich sind mir wieder acht Minuten angesagt worden. Ich hatte dann die Nase voll und musste mich auch weiter um die Bewohner kümmern, es war Mittagessenszeit. Ich habe es später noch einmal versucht, da wurde mir gesagt, dass ich es wegen zu hohem Gesprächsaufkommen zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen soll. Ich hatte es dann mittags an meine Kollegin von der Spätschicht übergeben, sie sollte auch noch mal versuchen, dort jemanden zu erreichen. Ihr ging es am Nachmittag genauso wie es mir am Vormittag. Sie übergab es an die Nachtschicht und siehe da: Die hat dann irgendwann gegen 24 Uhr jemanden erreicht."
Anonyme Zuschrift: "Mir ist am letzten Wochenende folgende Geschichte passiert: Ich bin sei mehr als 20 Jahren Schmerzpatientin und hatte vor dem Wochenende versäumt, meine Tabletten zu holen. Daraufhin habe ich nachts versucht die 116 117 zu wählen, um direkte Hilfe zu bekommen. Leider hat der Arzt am Telefon wortwörtlich gesagt: ,Sie glauben ja wohl nicht, dass ich mich jetzt aus meinem gemütlichen Sessel begebe, um nach ihren Schmerzen zu gucken. Da warten Sie mal noch zwei Tage und gehen am Montag in die Apotheke und holen sich Ibuprofen.‘ Ich war sehr wütend über diese Antwort und fühlte mich überhaupt nicht ernst genommen. Ich musste dann das ganze Wochenende meine Schmerzen ertragen."
Hanni Zurowski:
Anonyme Zuschrift: "Vor drei Jahren hatte ich starken Husten und 38,5 Temperatur. Mein Arzt hatte Feierabend und mich an den Bereitschaftsdienst verwiesen. Ich habe dort angerufen, die Sache geschildert. Da entgegnete mir der unfreundliche Herr, bei 38,5 Grad habe man noch kein Fieber. Wenn es nicht besser wird, sollte ich nochmal anrufen. Nach einer Stunde habe ich dann nochmal angerufen. Daraufhin sagte man mir, man rufe die Brereitschaft in Schlüchtern an. Nach langer Zeit kam der Krankendienst, da hatte ich schon 40 Fieber und musste sofort in eine Klinik. Ergebnis: Ich hatte eine starke Lungenentzündung. Das war inzwischen mit der 116 117 die zweite Enttäuschung."
Anonyme Zuschrift: