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Bestsellerautorin Nena Schink präsentiert ihr neustes Werk: ICH BIN NICHT GRÜN - Foto: Nils Schwarz

REGION Sollen Menschen Geld ohne Leistung erhalten?

Nena Schink: Warum wir die soziale Schere brauchen

25.07.21 - Bestsellerautorin Nena Schink entfachte bereits mit ihren beiden ersten Werken UNFOLLOW und PRETTY HAPPY gesellschaftliche Debatten. Beide Bücher landeten direkt auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Nun wagt sich die 28-jährige Moderatorin und Wirtschaftsreporterin an ihr erstes politisches Werk: ICH BIN NICHT GRÜN - Ein Plädoyer für Freiheit.

OSTHESSEN|NEWS bietet bereits vor dem Erscheinungstag am 27. Juli (hier vorbestellbar) exklusive Einblicke und zeigt einen Auszug aus dem Kapitel "Warum wir die soziale Schere brauchen". 

Das neueste Werk der Düsseldorferin: ICH BIN NICHT GRÜN Foto: FBV

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ICH BIN NICHT GRÜN: Warum wir die soziale Schere brauchen

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Der öffentlichen Meinung zufolge darf NIEMAND sagen, dass die soziale Schere durchaus ihre Vorteile hat. Ja, dass wir sie als führende Industrienation brauchen. Die »Privilegierten« dürfen es schon gar nicht behaupten, ohne schief angeschaut zu werden. Politische Floskeln wie: »Wir müssen den Wohlstand gerechter verteilen«, oder Aussagen wie diese des grünen Parteivorsitzenden Robert Habeck: »In unserer Gesellschaft hat oft schamloser Reichtum stark zugenommen«, kommen bei den meisten Bürgern besser an.

Fraglich bleibt jedoch, ob man sich im Sinne Habecks wirklich für Reichtum schämen sollte. Neben der Umverteilung des »schamlosen« Reichtums wollen die Grünen, ebenso wie die Linken, mit denen sie eine Koalition auf Bundesebene erwägen, Hartz-IV-Empfänger, die Jobangebote ablehnen, nicht länger sanktionieren. Stattdessen sollen sie mehr Geld beziehen.

Aber wie sähe das in der Realität, fern des grünen Luftschlosses, aus? Sollen Menschen in Deutschland Geld ohne Leistung erhalten?

Ich finde es ist nicht verwerflich, dass wir von Kindesbeinen an lernen: Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir etwas dafür tun.

Und wenn wir das Erreichte behalten möchten, erst recht. Viele Väter sagen ihren Kindern beim Schulabschluss: »Mach was aus deinem Leben.« Damit ist selbstverständlich auch der spätere berufliche Erfolg gemeint. Denn das Auto, von dem wir träumen, müssen wir erstmal verdienen, den Urlaub mit den Freunden genauso. Und wer im Beruf erfolgreich sein will, sollte hart dafür arbeiten, sich weiterbilden und Überstunden schieben.

Warum sollte diese Gesetzmäßigkeit nicht mehr gelten? Warum sollte jemand, der irgendwann dank harter Arbeit ein Jahresgehalt von über 100.000 Euro verdient, 45 Prozent (später sogar ab 200.000 Euro 48 Prozent) Steuern zahlen, wie die Grünen es in ihrem aktuellen Parteiprogramm fordern? Insbesondere mit Blick darauf, dass nach zusätzlichen Abgaben (Soli, Krankenversicherung, Rentenversicherung, Pflegeversicherung) eventuell weniger als 50 Prozent netto vom Brutto bleiben?

Wir sollten auch einmal auf andere Länder schauen. Schon heute sind wir in Deutschland das Land mit den zweithöchsten Belastungen hinter Belgien im Ranking der OECD, dem Zusammenschluss von 38 führenden Volkswirtschaften weltweit. Mit den grünen Erhöhungen wären wir Weltmeister... nur leider in einer Disziplin, die es nicht zu gewinnen gilt.

Das grüne und auch das linke Lager behauptet gerne, dass diese 3 Prozent Steuererhöhung keinen so großen Unterschied machen und dass sich die Besserverdiener nicht so anstellen sollen. Nun hören sich 3 Prozent zunächst mal wirklich wenig an, sind sie aber nicht. Denn wenn 3 Prozent fehlen, muss der Sommerurlaub von zwei auf eine Woche verkürzt werden, und man muss auf das neue Sofa verzichten und auf dem alten sitzen bleiben. Und das nicht nur dieses Jahr, sondern jedes Jahr, für immer. Wenn man in der glücklichen Lage ist, Geld sparen zu können, ohne sich einschränken zu müssen, wirken sich die 3 Prozent aber ebenfalls deutlich aus: Wenn man Mitte 30 ist und bis zur Rente jedes Jahr 3 Prozent weniger Netto übrig hat, muss man am Ende mindestens ein Jahr (wenn man einigermaßen gescheit sein Geld anlegt, sogar zwei Jahre) länger arbeiten, um auf dieselben Rücklagen zu kommen, wie ohne die grüne Steuererhöhung.

Die Behauptung, dass 3 Prozent nicht so viel sei, finde ich ziemlich anmaßend!

Nena Schink bei einem TV-Auftritt Foto: Screenshot Maischberger

Und dass es unter einer grün-rot-roten Regierung zu vermutlich noch höheren Belastungen kommen würde, sollte uns allen bewusst sein.

Ist das fair, dass jemand, der viel arbeitet und damit viel erschafft, immer weiter abkassiert wird? Womit wiegen wir dann auf, dass Person X während ihrer Jugend länger im Büro saß, härter gearbeitet hat, weniger Zeit mit ihrer Familie verbringen konnte und für ihr berufliches Weiterkommen vielleicht gar von Stadt zu Stadt zog, während manche Altersgenossen täglich um 17 Uhr ihre Freizeit genießen konnten?

Im Übrigen halte ich von Umverteilung durch Vermögenssteuer auch nichts. Clemens Fuest, Chef des ifo-Instituts, entzauberte diese Seifenblase der Gerechtigkeit kürzlich im Gespräch mit der Wirtschaftswoche: »Dieser Schritt wäre ein deutliches Signal an Investoren im In- und Ausland, nicht in Deutschland zu investieren.«

Damit wird der Wirtschaftsstandort Deutschland gefährdet. Frankreich hat es bewiesen. Dort hat eine Vermögenssteuer gar zur Abwanderung von Personen und Betrieben geführt, und am Ende hatte das Land weniger Steuereinnahmen. Frankreich hat deshalb die Vermögenssteuer weitgehend zurückgenommen.

Es käme einem Super-GAU gleich, wenn unsere Topunternehmer und erfolgreichen Manager, die Millionen von Arbeitsplätzen bereitstellen, abwanderten. Was gewännen wir dadurch?

Aber die Grünen wären nicht die Grünen, wenn ihnen das schon reichte. Den Jungen Grünen geht die Vermögenssteuer nicht weit genug. Im Jahr 2013 – ja, das ist schon eine Weile her – forderten sie etwas für mich so Absurdes, dass ich es trotz des zeitlichen Abstands erwähnen möchte: »Auf ihrem 40. Bundeskongress im März 2013 beschloss die Grüne Jugend einen Antrag zur »solidarischen Erbschaftssteuer«. Darin heißt es: »Ab einer Summe von 1 000 000 Euro pro Erblasser/ in soll Schluss sein. Alle Beträge, die darüber liegen, sollen mit 100 Prozent besteuert werden, um so der Konzentration von Vermögen vorzubeugen und die Staatskasse langfristig zu entlasten.« Dies entspräche der Enteignung von Erben, die mehr als eine Million erhalten.

Auch heute noch möchten die Grünen Hinterbliebene gerne bluten sehen.

Nena Schink ist Moderatorin und Wirtschaftsjournalistin Foto: Nils Schwarz

Nur sind sie im Jahr 2021 klug genug, keine Zahlen mehr in ihr Wahlprogramm zu schreiben. Aktuell liest man auf der Website der Grünen: »Wir teilen den Wohlstand gerechter – Superreiche sollen über eine verfassungsfeste, ergiebige und umsetzbare Vermögenssteuer mehr als bisher zu unserem Gemeinwesen beitragen. Auch eine reformierte Erbschaftssteuer könnte zur Stärkung unseres Gemeinwesens beitragen.« Reformiert bedeutet in diesem Fall nichts anderes als erhöht.

Ich frage mich schon seit Längerem, was das Reichen-Bashing soll. Denn Vermögen ist nicht plakativ mit Porsche, Scampis und Champagner gleichzusetzen, wie es die Linken oft deuten. Von der aktuell niedrigen Erbschaftssteuer profitieren insbesondere Familienunternehmen, die Arbeitsplätze sichern, in die Zukunft investieren und die Firmen an die nächste Generation weitergeben.

Deutschland ist die Nation der Hidden Champions. Hierzulande beträgt die Anzahl der mittelständischen Weltmarktführer 1.307 pro Mio. Einwohner. In den USA, die auf dem zweiten Platz rangieren, sind es nur 366.9 Deutschland als Weltmeister soll sich den Grünen zufolge also mit reformierter Erbschaftssteuer und Vermögenssteuer den Familienunternehmen, einem der größten Assets unserer Industrienation, entledigen?

(...)

(Nena Schink) +++


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