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Juliane Höfler liebt und lebt ihren Beruf. Seit 2003 arbeitet sie als Hebamme im Herz-Jesu Krankenhaus - Fotos: Carina Jirsch

FULDA Neuer Geburtenrekord

Das sagen die Kliniken zum Baby Boom - O|N im Gespräch mit den Hebammen

02.03.22 - Die Geburtenrate in Osthessen und der Region folgt dem hessenweiten Aufwärtstrend bei den Geburtenzahlen. Bereits viele Monate vor der Entbindung suchen werdende Mütter verzweifelt nach Hebammen. O|N hat beim Herz-Jesu Krankenhaus Fulda und dem Klinikum Fulda nachgefragt - wie sieht es aus in Osthessens Kreißsälen? 

"Hier in Fulda sind wir glücklicherweise noch sehr gut versorgt. Anders sieht die Lage in den ländlichen Regionen wie der Rhön oder dem Vogelsberg aus. Dort mangelt es immer wieder an Personal", so Hebamme Juliane Höfler von der Geburtshilfe am Herz-Jesu Krankenhaus. "Bei uns kann ab der 36. Schwangerschaftswoche entbunden werden. Die Nachfrage und die Anzahl der Geburten hat noch einmal stark zugenommen". Ein großes Problem in Sachen Hebammenmangel sieht sie in erster Linie im berufspolitischen Bereich. "Besonders was die Wochenbettbesuche angeht, ist die Bezahlung einfach nicht mehr angepasst. Wir verbringen deutlich mehr Zeit bei den Frauen, als uns vergütet wird. Da muss sich definitiv etwas tun". Auch die Haftpflichtversicherung, die Hebammen selbst zahlen müssen, sei "gerade für Berufsanfänger alles andere, als attraktiv". 

Ein Kreißsaal im Herz-Jesu Krankenhaus

Die Geburtenrate folgt dem hessenweiten Aufwärtstrend.

Ein Beruf mit hohem Vertrauensgut

Trotzdem lebt und liebt Juliane ihren Beruf, der für sie eine ganz besondere Bedeutung hat: "Man hat nie wieder die Möglichkeit, zwei Menschen in solch einem intimen Moment begleiten zu dürfen. Das ist ein ganz hohes Vertrauensgut. Wir versuchen, jede Frau dort abzuholen, wo sie gerade steht. Da ist jede werdende Mutter wirklich total individuell. Das macht das Ganze auch so spannend". Seit 2005 ist Frau Höfler als Beleghebamme im Herz-Jesu Krankenhaus tätig. "Der Beruf ist wirklich vielfältig - von Babymassage bis hin zur Beratung in allem rund ums Neugeborene gibt es in diesem Berufsfeld zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten".

Die Klinik verzeichnet bereits zum zweiten Mal in Folge über 1.000 Geburten pro Jahr. 2021 waren es mit 1.068 Geburten so viele wie noch nie, es wurde sogar der Geburtenrekord der vergangenen drei Jahrzehnte deutlich übertroffen, denn 1993 waren es 1038 Geburten. Pro Tag kommen also durchschnittlich zwei bis drei Kinder zur Welt. "Das ist im Vergleich zu den letzten Jahren schon ein enormer Anstieg. Jedoch sind wir im hier im Bereich der Geburtshilfe noch gut versorgt. Besonders erfreulich ist, dass man in Fulda die Möglichkeit hat, Hebammenkunde zu studieren. Nur wenn es auch in diesem Bereich Nachwuchs gibt, kann die Versorgung weiter gewährleistet werden", so Höfler. 

Volontärin Lea im Gespräch mit Hebamme Juliane Höfler

Hebammen werden bei Vor- und Nachsorge dringend benötigt

Trotzdem mache sich bemerkbar, dass werdende Mütter mehr Zeit in Anspruch nehmen. "Vor allem nach der Geburt kommen viele Fragen auf. Hier werden Hebammen dringend benötigt. Steht diese in der Zeit nach der Geburt zur Verfügung, werden wiederum auch die Kinderärzte entlastet, da Anliegen mit der Hebamme geklärt werden können". Findet man auf Anhieb keine Hebamme für Vor- oder Nachsorge, so empfiehlt Juliane Höfler auch die Suche übers Internet zu nutzen. "Auf 'Hebammensuche.de' kann man seine Postleitzahl und den errechneten Geburtstermin angeben und dann nach verfügbaren Hebammen in diesem Zeitraum suchen. Das kann Frauen in der ohnehin schon herausfordernden Situation erleichtern", so Höfler.

Mittlerweile müsse man direkt nach dem positiven Schwangerschaftstest Ausschau halten. Hebammen sind oft Monate vorher ausgebucht (O|N berichtete). "Der Mangel ist deutlich spürbar, da auch viele werdende Mütter aus der ländlichen Region und mit weiteren Anfahrten unser Krankenhaus zur Entbindung aufsuchen", so die Hebamme. Für das gesamte geburtshilfliche Team von Hebammen, Ärzten und Pflegekräften der Wochenstation am Herz-Jesu-Krankenhaus ist es wichtig, dass die Familien sich zu jeder Zeit, von Beginn der Schwangerschaft über die Geburt bis zu der Zeit danach, sicher und gut versorgt fühlen. Das funktioniert laut Kreißsaal im Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda ganz toll mit dem Konzept der ganzheitlichen familienorientierten Geburtshilfe und der individuellen Zuwendung, um auf Wünsche sowie körperlichen und seelischen Bedürfnisse der Schwangeren einzugehen.

Anstieg der Geburtenrate auch im Klinikum

Auch im Klinikum Fulda hat sich der Anstieg der Geburtenzahlen der vergangenen Jahre fortgesetzt. Bereits im Jahr 2020 wurden in der Frauenklinik des Klinikums Fulda bei 1.547 Geburten 1.610 Kinder geboren - ein neuer Rekord. Im Jahr 2021 sind die Zahlen nochmals gestiegen: "Wir freuen uns, dass im Klinikum Fulda im Jahr 2021 bei 1.635 Geburten insgesamt 1.698 Kinder geboren wurden", so das Klinikum Fulda auf O|N-Nachfrage. Auch das neue Jahr 2022 begann sehr erfreulich - bereits um 3.38 Uhr in der Neujahrsnacht kam das erste Neujahres-Baby in Osthessen im Klinikum Fulda zur Welt.

"Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass alle Berufsgruppen - Hebammen, Pflegekräfte oder Ärztinnen und Ärzte - mehr gefordert sind. Die Herausforderung wird vom Team der Frauenklinik gerne angenommen. Schließlich ist das Resultat der geleisteten Arbeit in aller Regel ein freudiges Erlebnis. Dies spiegelt sich auch in den steigenden Geburtenzahlen im Klinikum Fulda wider", so das Klinikum. Ob und inwieweit die Corona-Pandemie zu höheren Geburtenzahlen beigetragen hat, lasse sich laut Klinikum aber gegenwärtig schwer einschätzen. (Lea Hohmann) +++


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