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Sind alle Zertifikate in den Unterlagen auch wirklich echt? Dafür dürfte es bald sehr zweckmäßige Lösungen geben. - Symbolbild: Pixabay

FULDA Digitale Produktinnovation aus Osthessen

OREXES GmbH und Hochschule erarbeiten Konzept für europaweiten Einsatz

02.03.22 - Wer kennt das Problem nicht: Ein Zeugnis oder eine Urkunde in Papierform soll beglaubigt werden. Um den gewünschten Stempel zu erhalten, muss erst einmal die Authentizität geprüft werden – und das kostet Zeit, Geld und Nerven. Andere Situation: Bei einem Unternehmen geht auf die aktuelle Stellenanzeige eine Flut von digitalen Bewerbungen ein, und es stellt sich die Frage: Sind alle Zertifikate in den Unterlagen auch wirklich echt? Für beide Fallbeispiele dürfte es bald sehr zweckmäßige Lösungen geben.

In Kooperation mit der Hochschule Fulda und dem IDunion Konsortium, das sich unter Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz mit der Entwicklung von zahlreichen SSI-basierten Anwendungen in den unterschiedlichsten Bereichen von Bildung über eGovernment bis hin zu Mobilität oder Gesundheit beschäftigt, will die OREXES GmbH innovative Software zur Fälschungssicherheit von Zeugnissen und anderen wichtigen Unterlagen entwickeln, die europaweit zum Einsatz kommen kann. Hierzu stellt das im Fuldaer Münsterfeld ansässige Unternehmen gerade einen Förderantrag für "Digitale Produktinnovationen" beim Land Hessen.

Florian Heil steht der OREXES GmbH seit der Gründung im Jahr 2018 als einer von drei ...Foto: OREXES

"Auf das IDunion Ökosystem aufmerksam geworden"

Als IT-Spezialist mit Kernkompetenzen im Bereich SAP-Beratung, Bestandssystemanalyse und Datenschutzkonformität beschäftigt sich OREXES bereits seit Jahren mit dem Thema Identitätsmanagement, wie OREXES-Geschäftsführer Florian Heil berichtet. "Ursprünglich hat uns aus unternehmenseigener Sicht eben selbst interessiert, wie wir Zeugnisse und andere wichtige Dokumente unserer Bewerbenden auf ihre Echtheit prüfen können, ohne hierbei den umständlichen Weg über beglaubigte Kopien gehen zu müssen." Während der Suche nach Lösungen dazu habe sich das OREXES-Team intensiv mit dem Thema Self-Sovereign Identity (SSI), also sichere, selbstbestimmte und zugleich vertrauensvolle digitale Identitäten, beschäftigt. "Im Zuge einer Marktanalyse zu unserer Produktidee sind wir dann auf das IDunion Ökosystem aufmerksam geworden, ein Konsortium öffentlicher und privater Institutionen zu genau diesem Thema."

Im Prinzip gehe es um flexible Lösungen zur Identifizierung, Authentifizierung und Autorisierung – und damit um eine neue Art der Datenspeicherung sowie fälschungssicheren Weitergabe dieser Daten, erklärt OREXES-Entwickler Simon Fuchs. "Mit der neuen digitalen Brieftasche sind sichere und zugleich selbstbestimmte Identitäten ein Leichtes, anwendbar in vielen Bereichen des täglichen Lebens." Praktisch für die Anwender, die eigene Nachweise am PC wie am Mobiltelefon verwalten können: Das geplante System basiert auf einer Open-Source-Technologie, die die Kompatibilität mit anderen Lösungen garantiert.

Professor Dr. Jörg Kreiker ist seit Oktober 2021 Vizepräsident für Digitalisierung ...Foto: Salih Usta

Arbeitsprozesse vereinfachen 

Professor Dr. Jörg Kreiker, Vizepräsident für Digitalisierung an der Hochschule Fulda, ist gerne dabei, diese Innovation voranzubringen: "Wir freuen uns sehr, in dem Projekt mitarbeiten und die Anwendung digitaler Zeugnisse, Zertifikate und anderer Nachweise testen zu können. Die Hochschule Fulda hat bereits viele Prozesse rund ums Studium digitalisiert, wie die Einschreibung, die Anmeldung zu Veranstaltungen oder die Abwicklung von Prüfungen." Mit den neuen Anwendungen könnten sich zum Beispiel Schülerinnen und Schüler wie Studierende sicher, unkompliziert und selbstbestimmt mit digitalen Zeugniszertifikaten an der Hochschule oder im Beruf bewerben. "Gleichzeitig erhalten wir die Möglichkeit, Arbeitsprozesse in der Verwaltung zu vereinfachen – auch über die Hochschule hinaus."

Kreiker spricht insgesamt 35 Use Cases, also Anwendungsfälle, an, die im Rahmen der IDunion bearbeitet werden. "Neben digitalen Bildungsnachweisen oder einem digitalen Studierendenausweis geht es zum Beispiel um das sichere Bezahlen im Netz, um Anwendungen für Industrie-Lieferketten oder Arzt-Patienten-Verhältnisse in der Telemedizin, um Impfnachweise oder das selbstständige, einfache Zurücksetzen von Passwörtern."

Mit den neuen Anwendungen könnten sich zum Beispiel Schülerinnen und Schüler wie ...Foto: O|N-Archiv

Neue Maßstäbe für Datenschutz und Privatsphäre

OREXES-Geschäftsführer Florian Heil betont: "Neu ist dabei vor allem, dass bei dieser Softwarelösung die Datenhoheit den Nutzern zurückgegeben wird und sie beim Vorzeigen ihrer digitalen Identität die Möglichkeit haben, nur relevante Daten offenzulegen. Im Anwendungsfall der Alterskontrolle per Personalausweis müsste hier nur die Information des Alters, nicht aber irrelevante persönliche Informationen, wie Adressdaten, preisgegeben werden. Somit werden neue Maßstäbe für Datenschutz und Privatsphäre gesetzt."

OREXES und die Hochschule Fulda konzentrieren sich nun bei ihrem Use Case darauf, Zeugnisse und Zertifikate automatisiert als verifizierte Nachweise für Absolventinnen und Absolventen auszustellen. Professor Dr. Jörg Kreiker: "Im weiteren Entwicklungsprozess planen wir, sukzessive weitere Prozesse der Hochschule mit SSI-Lösungen abzubilden." Die Partner sind sich einig: Das Innovationspotenzial der neuen digitalen Identitäten ist – nicht nur im Bildungsbereich – enorm. (pm) +++


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