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Marco Sell unter Tränen aus Medyka: "Es macht einen fix und fertig"
05.03.22 - "Wir sind bereits in Polen und fahren zunächst nach Krakau", berichtet Marco Sell am Freitagabend via Sprachnachricht. Er berichtet von Tankstellen, wo es kein Benzin mehr gibt, sie hatten aber Glück und konnten tanken. Mit "wir" meint Sell den imposanten Hilfskonvoi von zwölf Transportern. Sie sind am Freitagnachmittag von Friedewald (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) aus gestartet. Darunter auch vier Transporter mit Hilfsgütern, welche die Schülerinnen und Schüler der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld gesammelt haben.
UPDATE 11:35 Uhr: "Es macht einen fix und fertig. Wir müssen entscheiden, wen wir nachher mitnehmen und wen nicht", sagt Marco Sell via Sprachnachricht. Er habe so etwas noch nie erlebt. Er beschreibt unter Tränen, dass die Menschen an die Fensterscheiben der Transporter klopfen. Bewaffnete Menschen - offenbar laut Sell Söldner-Truppen - seien zu sehen. Es sei kalt, es gebe keinerlei Lebensmittel. Die Menschen hätten ihnen die Decken aus der Hand gerissen. Sie wollen so viele Menschen mitnehmen, wie möglich.
UPDATE 10:25 Uhr: In einem Live-Video berichtet Marco Sell auf dem Lager vom Roten Kreuz in Krakau. "Drei Transporter sind bereits an der Grenze in Medyka. Es ist so erschreckend, was die Fahrer berichten. Die Menschen klopfen anden Fahrzeugscheiben, wollen mitgenommen werden. Es gibt dort kein Holz mehr, keine Kohle. Es ist kalt, die Menschen frieren. Hinter der Grenze sind offenbar viele verletzte Menschen", sagt Sell und er bittet: "Es hört sich schon fast wie betteln an. Aber wir brauchen dringend Geldspenden, um hier weiter einkaufen zu können", sagt Sell und berichtet von der katastrophalen Situation. Die Menschen in Krakau seien so hilfsbereit und freundlich, aber auch sie haben Angst vor einem Krieg in Polen. PayPall Marco Sell: https://www.paypal.com/pools/c/8HENCWLI8P . Sell ist über Whatsapp unter der Mobilrufnummer 0172 6044604 erreichbar.
Sell, dessen Sohn Lucian vor knapp einer Woche die Hilfsaktion angestoßen hatte, ist überwältigt von der Unterstützung. Ob Privatleute, Unternehmen, Kommunen und Bürgermeister, die selbst mitfahren."Die Solidarität und Hilfsbereitschaft sind unwahrscheinlich groß, das ist der absolute Wahnsinn, da fehlen mir fast die Worte", sagt Bürgermeister Andre Stenda (Hohenroda) stellvertretend.
Sell und seine Mitfahrer haben Kontakte zu Ukrainern und zum Roten Kreuz in Polen, sind mit ihnen in permanenten Austausch. "In Medyka sieht es katastrophal aus. Ein Freund von uns ist dort unten, er versorgt uns mit Informationen. Dort gibt es fast nichts mehr zu essen, zu trinken. Kindernahrung, Taschenlampen, Decken sind ebenfalls dringend notwendig. Wir haben unsere Transporter so voll gepackt, wie es nur geht", sagt Sell am späten Freitagabend. Medyka liegt an der polnisch-ukrainischen Grenze rund 257 Kilometer östlich von Krakau.
"Wir brauchen kurzfristig Geldspenden, um in Krakau einzukaufen"
In Erfurt haben sie für einen fünfstelligen Betrag, welche aus Geldspenden finanziert wurde, weitere Lebensmitteln, palettenweise Windeln und Kindernahrung sowie Medikamente eingekauft. Drei Transporter werden direkt nach Medyka fahren, die weiteren neun Transporter werden vom Roten Kreuz Polen in Krakau in Empfang genommen. "Sie freuen sich auf uns, haben kurzfristig eine Übernachtungsmöglichkeit für uns organisiert. Ein Koordinator wird extra zu uns kommen", sagt Sell. Dort werden die Transporter ausgeladen und die Hilfsgüter vom Roten Kreuz Polen weiter in der Ukraine verteilt.
"Wir wollen in Krakau möglichst viele Lebensmittel und Waren einkaufen, welche in Medyka dringend gebraucht werden. Dafür benötigen wir weitere Geldspenden", sagt Sell von unterwegs via Sprachnachricht. Weitere Informationen dazu gibt es auf der Facebookseite von Marco Sell im Internet unter der Adresse https://www.facebook.com/marco.sell.58 . Sell ist über Whatsapp unter der Mobilrufnummer 0172 6044604 erreichbar.
Auf dem Rückweg wollen sie geflüchtete Menschen mitnehmen. Sie klären fortlaufend, wie dies möglich ist. "Wir haben Zusagen für 30 Betten von Privatleuten", sagt Sell. (Hans-Hubertus Braune) +++