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Vor gut zwei Jahren kam es zum ersten Corona-Lockdown an den Schulen. Jörn Sündermann von der Presse-AG der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld hat einen Rückblick auf die letzten beiden Jahre geworfen. - Fotos: Traudi Schlitt

ALSFELD Corona-Pandemie aus Sicht eines Schülers

Wenn der Schulalltag mit Maske und Testen zur Normalität wird

30.03.22 - Vor gut zwei Jahren kam es zum ersten Corona-Lockdown an den Schulen. Jörn Sündermann von der Presse-AG der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld hat einen Rückblick auf die letzten beiden Jahre geworfen – aus der Sicht eines Jugendlichen und Schülers:

Vor ziemlich genau zwei Jahren gingen Schulen und das öffentliche Leben in Deutschland erstmals in den Corona-Lockdown. Ein bisschen unwirklich war es, und so, als käme alles irgendwie zum Stillstand. Zu Beginn der Pandemie hat man sich immer im Internet nach den aktuellen Neuinfektionen und Inzidenzen erkundigt. Jeden Tag gab es neue Meldungen über die Corona-Pandemie. In jeder Nachrichtensendung war Corona fast das einzige Thema.

Das Schulleben ging weiter

Doch auch im Lockdown ging für uns Schüler das Leben weiter: Jeden Morgen fuhr man den Computer hoch, setzte sich an seinen Schreibtisch und startete die Videokonferenz. Am Anfang der Videokonferenz überprüfte der Lehrer die Anwesenheit, ob es alle geschafft hatten, sich einzuloggen. Oft hatte man Nachteile, etwa wenn man in dem ländlichen Raum lebt, wo die Internetgeschwindigkeiten nicht sehr hoch sind. Auch während des Lockdowns im Distanzunterricht gab es immer wieder Aufgaben, bei denen man mit den anderen aus der Klasse zusammenarbeiten konnte. Man hat zusammen digitale Whiteboards erstellt und konnte sich dabei auch über die Videokonferenz-Gruppen austauschen. Anschließend wurde man nach der abgesprochenen Zeit wieder in die Videokonferenz mit der Klasse eingeloggt und hat die Aufgaben verglichen.

Ebenso wie im Präsenzunterricht gab es auch am Stundenende Hausaufgaben. Diese sollte man bis zu einem bestimmten Zeitpunkt bei IServ hochladen. IServ ist ein Schulserver, über den man beispielsweise Mails versenden oder Hausaufgaben hochladen kann. Auch die Videokonferenzen fanden über IServ statt, weshalb IServ während des gesamten Distanzunterrichts eine große Rolle spielte.

Unterricht digital

Nach dem Beschluss der Kontaktbeschränkungen spielte sich ein großer Anteil des Lebens in der digitalen Welt ab. Beispielsweise Klavierunterrichte fanden nur noch online statt oder man hat sich nicht mit seinen Freunden nur online getroffen. Durch die Technik hatte man dabei allerdings auch die Möglichkeit, per Videoanruf miteinander zu reden.

Kurz vor den Sommerferien, nach einer fast unendlichen lang wirkenden Zeitspanne, war es endlich so weit: Durch den Wechselunterricht konnte man wieder in die Schule kommen; doch es gab viele Regeln. Ein Teil der Klasse saß zu Hause am Schreibtisch und wurde zu dem anderen Teil der Klasse in die Schule zugeschaltet. Abwechselnd war immer ein Teil in der Schule, der andere wurde per Videokonferenz zugeschaltet. Manche Schülerinnen und Schüler blieben aber dennoch immer zu Hause, da entweder sie selbst oder ein Familienangehöriger zu einer Risikogruppe gehörten. Diese konnten an dem Unterricht des gesamten Schultags über eine Videokonferenz teilnehmen, da jede Lehrerin oder jeder Lehrer zu Unterrichtsbeginn die Videokonferenz gestartet hat.

10-Punkte-Plan 

Dann kam der Sommer. Noch im Juli 2020 fordert der Lehrerverband einen 10-Punkte-Plan, welcher festlegen sollte, ab wann Schulen wieder in den Distanzunterricht wechseln müssen und wie die Tests geregelt werden. Nach den Sommerferien gab es dann die Regelung, dass in den Klassenräumen regelmäßig gelüftet werden sollte. Einige sorgten sich deshalb schon, dass im Herbst und Winter die Klassenräume völlig auskühlen. Glücklicherweise fiel dies an der Albert-Schweitzer-Schule aus, weil die Schule eine geeignete Lüftungsanlage hat.

Im Herbst 2020 wurde wieder über eventuelle Schulschließungen gesprochen. Auch eine Verlängerung der Weihnachtsferien stand zur Debatte, damit das Ansteckungsrisiko in der Schule vor Ferienbeginn sinken könne und man mit den Großeltern Weihnachten feiern könne. Doch die Kultusminister-Konferenz wollte die Schulen im Oktober weiter offenhalten, da Schüler nach dem Robert-Koch-Institut keine Treiber der Pandemie waren. Die Lehrerverbände beriefen sich auch auf das RKI. Nach ihm sollte ab einer Inzidenz von über 50 Wechselunterricht eingeführt werden. Auch Ende Oktober wurde schließlich wieder ein teilweiser Lockdown beschlossen. In Schulen und Kitas sollte der Regelbetrieb weitergehen. Im November wurde nach einer Beratung der Länderchefs und Kanzlerin Merkel beschlossen, dass Hybridunterricht ab der achten Klasse und einer Inzidenz von 200 möglich sei.

Erneute Schulschließung nach steigenden Zahlen

Doch im Dezember 2020 stiegen die Infektionszahlen wieder an, es gab einen neuen Lockdown; auch die Schulen mussten wieder schließen. Lediglich für die Abschlussklassen gab es, wie in den vorherigen Lockdowns auch, besondere Regelungen. Privat hat man große Feiern mit Verwandten und Freunden vermieden. In manchen Dörfern gab es eine Alternative zu dem Weihnachtsgottesdienst. Zum Beispiel stellten sich die Leute am Abend in der Dämmerung mit einer Laterne oder einer Kerze auf den Bürgersteig und sangen Weihnachtslieder. Anschließend konnte man sich im Internet einen Weihnachtsgottesdienst, der zuvor gefilmt wurde, anschauen. Fast gleich war der Ablauf auch an Silvester und es wurde empfohlen, nur mit seiner Familie in das neue Corona-Jahr zu starten. Ende 2020 konnten in Deutschland auch die Impfungen beginnen – ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Der Lockdown zum Jahreswechsel sollten nach Plan bis zu dem 11. Januar 2021 andauern, doch zum Jahresbeginn 2021 wurde beschlossen, dass der Lockdown verlängert wird – er dauerte an bis zum Mai! Anstatt sich mit anderen zu treffen, fuhr man beispielsweise lieber nachmittags mit dem Fahrrad in die Natur. Morgens saß man mal wieder vor dem Computer und hat Aufgaben erledigt. Klavierunterrichte fanden immer noch online statt, genauso wie Treffen mit Freunden. Nach einer neuen Beratung wurde im April die Rückkehr der Schülerinnen und Schüler ab der Klasse sieben beschlossen. Natürlich nur mit den regelmäßigen Tests in der Schule. Dann kam der zweite Corona-Sommer. Inzwischen hatte man sich schon damit abgefunden, dass man weniger unternehmen konnte. Manchmal wurde ein Tagesausflug in eine größere Stadt unternommen.

Omikron breitete sich aus

Nach dem Sommer mit einigen Öffnungen folgten dann der Herbst und der Winter 2021. Schon im August wurden wieder mehr als 10.000 Neuinfektionen an einem Tag gemeldet. Die höchste Zahl seit Mai dieses Jahres. Die weitaus ansteckendere neue Variante Omikron breitete sich aus. Im November schließlich waren es bis zu 50.000 Neuinfektionen pro Tag. Damit wurde jeden Tag ein neuer Corona-Inzidenz-Höchstwert erreicht, allerdings ermöglichten die Impfungen, an denen im Lauf des Jahres 2021 etwa 55 Millionen Menschen in Deutschland teilgenommen hatten, einen etwas entspannteren Umgang damit.

Dennoch wurden auch diesem Jahr Faschingsveranstaltungen und Weihnachtsmärkte abgesagt. Auch im privaten Bereich gab es wieder Einschränkungsempfehlungen, insbesondere für Menschen, die nicht geimpft waren, wurde das öffentliche Leben im Dezember 2021 per Gesetz bis zum Frühjahr 2022 wieder massiv eingeschränkt. Insgesamt hatte man schon mit Einschränkungen zu der Weihnachtszeit gerechnet – man kannte das Ganze nun ja schon aus dem Vorjahr.

"Gezeigt, dass wir bereit sind, die Krise mitzutragen"

Und jetzt: In den vergangenen Monaten wurden erstmals mehr als 200.000 Neuinfektionen pro Tag gemeldet, und es nicht abzusehen, wie sich die Situation entwickelt. Nach diesen zwei Jahren Corona-Pandemie hat man sich an den Schulalltag mit Masken und Testen gewöhnt. Dreimal in der Woche hat man die Möglichkeit, sich in der Schule zu testen. Seit März wollen Deutschland und Hessen wieder einen Schritt in Richtung Normalität gehen, ob die fünfte Welle allerdings bereits gebrochen ist, ist unklar. Ab dem 7. März durften die Masken an dem Sitzplatz in der Schule abgenommen werden, doch manch einer wird sie wohl zur Vorsicht weitertragen.

Wir Schülerinnen und Schüler haben viele Einschränkungen erlebt und gezeigt, dass wir bereit sind, eine solche Krise mitzutragen. Wir haben uns an einen völlig neuen Schulalltag gewöhnt, sei es Distanz- oder Hybridunterricht oder seien es die vielen Regeln, die wir einhalten mussten. Wir haben auf viel Zusammenleben verzichtet, auf Praktika und Klassenfahrten.

Und nach Corona? Keiner weiß, wie die kommenden Jahre mit oder ohne die Corona-Pandemie aussehen werden. Vielleicht kann niemals wieder alles wie vorher werden oder es geht doch leichter als gedacht. (Jörn Sündermann) +++


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