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Allgemeiner Behindertenverband empört über Kommunalpolitiker in Tann
08.05.22 - Der Allgemeine Behindertenverband in Deutschland e.V. (ABiD) kritisiert die Flugblatt-Aktion von mehreren Kommunalpolitikern aus Tann in der Rhön scharf. Nach übereinstimmenden Berichten haben zwei Stadträte und eine Fraktionsvorsitzende in einem öffentlichen Flyer behinderte Menschen als Bremse für den Tourismus der Stadt dargestellt.
Die Drei der FDP zugehörigen oder über ihre Liste gewählten Mandatsträger begründeten ihre Aussagen mit dem Umstand, wonach ein Diakoniezentrum in der Altstadt mittlerweile zu einer "Sonderwelt" geführt habe. Gemeint war offenbar, dass durch die bloße Ansässigkeit des Wohnheims eine "überproportionale" und im "Missverhältnis" zur Gesamtbevölkerung stehende Zahl an behinderten Menschen in der Tanner Kernstadt zu einer Klientelpolitik geführt und den Eindruck einer überalterten und beeinträchtigen Gemeinde befördert habe, die aus Sicht der Verordneten dem Ort touristisch schade.
"Wenngleich die Verfasser des Wurfzettels sich missverstanden fühlen und der Kreisverband der Freien Demokraten sich von den Aussagen distanziert hat, besteht für uns kein Zweifel an einer diskriminierenden, beleidigenden und ausgrenzenden Ausdrucksweise und Formulierung, die zutiefst beschämend und mit nichts zu rechtfertigen ist", erklärt der ABiD-Vorsitzende Marcus Graubner. Und der Sozialberater des ABiD e.V., Dennis Riehle, ergänzt: "Dass das neoliberale Denken mancher FDP-Anhänger auf dem Traum eines idealisierten transhumanistischen und stilisierten Menschen ohne Makel fußt, ist ja nicht wirklich neu. Allerdings sind solch behindertenfeindlichen Aussagen doch erstaunlich."
Ausstellung von Walter Rammler am Frühlingsmarkt in Tann Walter Rammler wird am Sonntag Porträts zum Thema auf dem Tanner Frühlingsmarkt ausstellen. "Das Flugblatt hat mich unglaublich aufgerüttelt. Ich entschied daher meine Porträts von Menschen mit Behinderung auf dem Frühlingsmarkt auszustellen. Ich habe länger überlegt, ob es richtig ist, die Menschen 'zur Schau zu stellen'. Die Einrichtungen waren von der Kampagne damals jedoch sehr überzeugt und ich bin der Meinung, dass es unglaublich wichtig ist, diesen Menschen ein Gesicht zu geben. Sie sind wie du und ich und gehören zur Gesellschaft. Die Ausstellung am Sonntag kann quasi eine Art Stolperstein sein, der die Menschen genau darauf aufmerksam macht", erklärt der Fuldaer Fotograf gegenüber OSTHESSEN|NEWS. (lh/nb/pm) +++