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Ein Abschied, der zu Tränen rührte: "Brückenbauer" Bouffier dankt den Hessen
31.05.22 - Es war ein bewegender Abschied, bei dem Volker Bouffier und Ehefrau Ursula sichtbar mit den Tränen kämpften: Der "Brückenbauer" Bouffier wurde am Montagabend feierlich verabschiedet. Zu diesem Anlass sprachen in Wiesbaden vor rund 600 geladenen Gästen der stellvertretende hessische Ministerpräsident Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/die Grünen), NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (die Linke) sowie der hessische Ministerpräsident selbst.
Tarek Al Wazir
Bouffier sei und bleibe ein Konservativer und könne mitunter anstrengend sein. "Beispielsweise dann, wenn er uns an seiner reichhaltigen Lebenserfahrung teilhaben lässt. Aber er will wirklich Brücken bauen, Parteien zusammenbringen. Vielleicht braucht man genau diese Einstellung, um zu regieren."
Niemand habe mit der Flüchtlingskrise oder Corona gerechnet. "Volker Bouffier hat auch in schwierigen Zeiten regiert, sich selbst nie geschont. In 2019 erkrankte er schwer und war trotzdem immer da. Morgens Bestrahlung, nachmittags Kabinett. Persönliche Befindlichkeiten oder Gefühle spielten keine Rolle." Al-Wazir lobte das hohe Verantwortungsbewusstsein des Ministerpräsidenten. "Du wirst uns fehlen, Dein Einsatz verdienst allerhöchsten Respekt." Hendrik Wüst:
Der schwarze Sheriff aus Wiesbaden, der Chef der Dregger-CDU: Das war die Wahrnehmung, die Deutschland von Dir früher hatte. Diese Fehleinschätzung hast Du mit deiner ersten Rede als Ministerpräsident widerlegt. Du hast Respekt vor der Position anderer und die Bereitschaft, deine eigene zu hinterfragen, um gemeinsam etwas zu bewirken. Wir können nur gemeinsam wachsen, wenn es mehr solche Geister gibt, wie Dich. Du hast gezeigt, wie CDU und Grüne gemeinsam regieren können. Genieße alles, was vor Dir liegt, vor allem Gesundheit."
Bodo Ramelow:
Bouffier habe immer darauf geachtet, dass die neuen Bundesländer nicht unter die Räder kämen. "Ich betone, ich möchte Dir wirklich danken. Vor 32 Jahren ist etwas passiert was viele gehofft, manche geglaubt haben. Die innerdeutsche Grenze öffnete sich ohne einen Schuss, das hätte auch anders sein können." Die Solidarität der Hessen sei enorm gewesen.
"Vor 50 Jahren war er der Lackel eine Etage über mir, ich nur der kleine Dicke. Trotzdem warf er mir freundliche Worte rüber und meinte, geh doch einfach rüber! Das habe ich dann auch gemacht. Eigentlich bin ich der dienstälteste Aufbauhelfer von Volker Bouffier in Thüringen." Politisch hätte beide kaum mehr trennen können, dennoch sei Bouffier der Mann gewesen, der das Eis gebrochen habe, als Ramelow Ministerpräsident wurde. "Mit ihm konnte man sich nur wohlfühlen."
Ministerpräsident Volker Bouffier:
Ich habe immer versucht, Brücken zu bauen. Kompromissfähig zu sein, ist kein Mangel an Überzeugung oder gar Wankelmut: Es ist die Einsicht, manche Dinge nur so politisch umsetzen zu können. Blockaden bedeuten Stillstand, man muss immer versuchen, aufeinander zuzugehen und Kompromisse zu schaffen. Zumindest war das immer meine Überzeug, wenn ich das manchmal geschafft habe, freut mich das sehr.
Nach 50 Jahren politischer Arbeit schließt sich für mich heute ein Kreis. Viele von Ihnen haben mich in dieser Zeit begleitet und unterstützt. Dafür danke ich. Mich werden viele Erinnerungen begleiten. Schöne und herausragende Momente, aber auch bittere und traurige Ereignisse, prägten meine Jahre als Politiker. Ämter kommen und gehen zwar, die persönliche Verbundenheit aber bleibt. Ich bin dankbar, dass ich meine Arbeit leisten durfte. Ich sage danke und auf Wiedersehen!" (mr) +++