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Rotwildhegegemeinschaft Gieseler Forst: "Artenschutz spielt keine Rolle mehr"
17.08.22 - Der geplante Windpark im Gieseler Forst erhitzt nach wie vor die Gemüter: Während der Eigentümer des Waldes, nämlich Hessenforst darauf verweist, dass der Einfluss auf Flora und Fauna im öffentlich-rechtlichen Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz genauestens untersucht und bewertet werde sowie Eingriffe kompensiert würden, schlagen Naturschützer und Anwohner Alarm.
Dr. Rudolf Leinweber, Vorsitzender der Rotwildhegegemeinschaft Gieseler Forst sieht dem Plan, einen Windpark ausgerechnet in einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Hessens zu errichten, mit gemischten Gefühlen entgegen. "Der Flächenverbrauch lässt sich nicht leugnen, Einstände der Tiere werden meist immer tangiert und durch den notwendigen Wegebau auch zerschnitten." Die Zufahrten zu den Windanlagen würden außerdem im Winter immer geräumt, so dass sich auch in dieser Zeit, in der das Wild wesentlich mehr Ruhe braucht, zwangsläufig zunehmend Störungen durch die vermehrte Besucherzahl und die Arbeiten ergeben. "Obwohl sich das Wild an die Anlagen selbst sicher nach einer Zeit gewöhnt, ist der Erholungswert und die Jagdausübung im Bereich der Anlagen nicht mehr so wie vorher", moniert Dr. Leinweber.
Warum müssen Windräder in den Wald?
Nicht nur durch den festzustellenden Klimawandel stelle sich daher die Frage, warum in Deutschland die Anlagen überhaupt in den Wald gebaut werden müssten. "Durch die Eigentumssituation, der Entfernung zur Wohnbebauung (ca.500 bzw. 1.000 Meter) und insbesondere dem politischen Willen, haben die Standorte natürlich einen besonderen Stellenwert für die Politik, die festgelegten zwei Prozent möglichst bald zu erreichen. Vormals geschützte Arten spielen jetzt keine bzw. nur noch eine sehr untergeordnete Rolle gegen eine Anlage."Obwohl die Zusammenarbeit mit den Sachkundigen der Forstämter gut sei und man sich um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, zum Wohle des Rotwildes bemühe, empfindet Dr. Leinweber die Situation des Rotwildes im Gieseler Forst sowie auch im Michelsrombacher Wald generell als kritisch. Aufgrund der vom Land vorgegebenen Schalenwildrichtlinie würde nicht nur dem Rotwild, sondern auch dem Rehwild, weit weniger Lebensraum zugesprochen werden als früher.
Vertragsunterzeichnung steht kurz bevor
Wie Hessenforst auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS bestätigt, steht die Vertragsunterzeichnung von Hessenforst und Juwi, welche den Windpark im Gieseler Forst betreiben soll, kurz bevor. "Erste Gutachten sind vergeben und werden in Kürze erstellt." Hessenforst geht davon aus, dass die Windräder in vier bis fünf Jahren stehen. Die dadurch entstehenden Eingriffe in die Natur will die Landesbehörde kompensieren. "Unabhängig davon wirkt Hessenforst im Rahmen der Möglichkeiten auf ein möglichst eingriffsminimiertes Parklayout einschließlich Windparkinfrastruktur hin."Der geplante Windpark im Gieseler Forst soll jedoch nur ein erster Schritt sein: "Hessenforst vergibt sukzessive alle Windvorranggebiete mit Staatswaldanteilen. Im Zuständigkeitsbereich des Forstamtes Fulda liegen mehrere größere Windvorranggebiete, von denen bis dato noch keines vergeben war." (mr) +++