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Erschreckende Zahlen: Hälfte der Gastronomen sehen ihre Existenz bedroht
05.09.22 - Die Preisexplosionen bei Energie und Gas treffen nicht nur den Privathaushalt mit aller Härte. Auch Unternehmen schlagen Alarm - darunter auch Besitzer von Hotels und Restaurants in Hessen. Nach einer Umfrage der DEHOGA sehen sich aktuell 50 Prozent in ihrer Existenz gefährdet.
"Die Rückmeldungen der rund 500 Betriebe des hessischen Gastgewerbes sind alarmierend", so die DEHOGA Hessen in einer Pressemitteilung. Hoffnung stifte jedoch das dritte Entlastungspaket der Bundesregierung. Dennoch: Die Zahlen seien ein Hilferuf an die Politik, wie Julius Wagner, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Hessen, in Hinblick auf die vielen persönlichen Rückmeldungen sagte. "Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage zu den Energiekosten im hessischen Gastgewerbe mache die Dramatik nun flächendeckend deutlich."
"Todesstoß für den Betrieb"
Rekord-Preissteigerungen sind keine Seltenheit: 34 Prozent der Betriebe gaben an, bereits Preissteigerungen von mindestens 50 Prozent ab Oktober 2022 von ihrem Versorger erhalten zu haben - 21 Prozent sogar über 100 bzw. 125 Prozent. Dabei heizten rund 63 Prozent der Betriebe aus Hotellerie und Gastronomie mit Gas, 26 Prozent mit Öl. Bereits im August 2022 hätten sich die Kosten um bis zu 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht.
Bei den Stromkosten sähe es nicht anders aus: 31 Prozent beklagten Preiserhöhungen ab Oktober 2021 von über 50 Prozent, 17 Prozent sogar von 100 Prozent und mehr. "Und es haben längst nicht alle Unternehmen schon Preiserhöhungen erhalten. Viele Betriebe haben noch bestehende Verträge, die bis zum Jahresende laufen." Deren Sorgen um noch massivere Preissteigerungen, denen sie vollkommen hilflos ausgeliefert sein würden, seien deutlich spürbar. "Dies gilt umso mehr, wenn wir Einzelfälle erleben, in denen es zu einer Versechsfachung, ja sogar bis zu einer Verzehnfachung der Preise beim Strom kommt. Das ist der Todesstoß für den Betrieb." Es sei im Übrigen selbstverständlich, dass die Unternehmen alle Energieeinsparpotentiale in vollem Umfang ausschöpften.
Gefährliche Spirale
Wagner dazu: "Die schon jetzt greifbaren explodierenden Energiekosten und die Ungewissheit weiterer ungebremster Preissteigerungen treffen auf eine anhaltend hohe Inflation im Übrigen sowie steigende Lohnkosten. Die Unternehmen können die Dimension dieser Erhöhung nicht auf ihre Preise für Zimmer oder Speisen aufschlagen, ohne dabei Gefahr zu laufen, die Gäste, die selbst von steigenden Kosten betroffen sind, zu verlieren. Es ist eine gefährliche Spirale nach oben."Dabei waren die letzten Monate nach den Corona-Lockdowns ein Lichtblick - die Geschäfte liefen in den meisten Betrieben gut. Dennoch: Die Verluste konnten bislang laut DEHOGA nicht annähernd aufgeholt werden. Auch deshalb sei die aktuelle Entwicklung für die Hälfte der Betriebe existenzbedrohend.
Maßnahmenpaket III bringt Hoffnung
Alle Hoffnungen der Gastronomen liegen nun bei der Bundesregierung - genauer gesagt beim Maßnahmenpaket III, welches am Sonntag vorgestellt wurde. Vor allem die Freude über den Beibehalt der reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen ist groß.
"Es ist richtig, aber auch dringend erforderlich, seitens der Bundesregierung den Höhenflug der Energiekosten gegenüber den Unternehmen auszubremsen. Daher begrüßen wir die kurzfristige Bildung einer Expertenkommission, die die verschiedenen Preisdämpfungsmodelle für den Wärmemarkt in Europa beurteilt und Empfehlungen für den deutschen Markt findet", kommentiert der Verbandsgeschäftsführer. "Entwarnung" könne man hingegen keinesfalls geben. Es komme nun auf zügige und kraftvolle Umsetzung aller Maßnahmen und deren tatsächliche Effekte an. (ld) +++