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Landratswahl 2023: SPD stellt keinen Kandidaten, jetzt hängt's an den anderen
15.09.22 - Die Überraschung war groß, als die Vogelsberger SPD am Dienstagnachmittag offiziell bekannt gegeben hat, für die Landratswahl im kommenden Jahr keinen Kandidaten stellen zu wollen. Anders als bei der CDU: Die Christdemokraten wollen den aktuellen Vize-Landrat Dr. Jens Mischak ins Rennen schicken. Doch wie sieht es bei den anderen Parteien aus? O|N hat nachgehakt.
Seit Juni 2012, also genau zehn Jahren, wird der Vogelsbergkreis von einem SPD-Politiker regiert. Manfred Görig trat bei der Stichwahl zum Landrat im November 2011 gegen CDU-Kandidaten Rainer-Hans Vollmöller an und setzte sich mit 53,7 Prozent der Stimmen durch. Etwa ein halbes Jahr später wurde er ins Amt eingeführt. Die Wiederwahl erfolgte im Jahre 2017, als er sich mit 78,6 Prozent durchsetzte. Doch die Ära Görig hat im nächsten Jahr ein Ende - noch einmal will er nämlich nicht zur Wahl antreten: "Zum Ende meiner Amtszeit werde ich im November 65 Jahre alt. Ich gehe dann nach 45 Arbeitsjahren in den Ruhestand", begründet er seine Entscheidung kurz und knapp im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.
SPD: Keine Kandidatur wegen guter Zusammenarbeit mit der CDU
Bereits ein Jahr vor der Wahl steht fest: Der kommende Landrat oder die kommende Landrätin wird dieses Mal nicht von der SPD gestellt. Die Sozialdemokraten hatten am Dienstag bekannt gegeben, keinen Kandidaten zu nominieren. "Das Herz sagt ja, der Kopf sagt nein", so SPD-Vorsitzender Patrick Krug. Einfluss auf die SPD-Entscheidung habe tatsächlich die gute Zusammenarbeit mit der CDU als Kreiskoalition und deren Landratskandidaten Dr. Jens Mischak gehabt: "Ein Wahlkampf um das Amt des Landrats zwischen zwei Bewerbern aus der Kreiskoalition birgt natürlich die Gefahr, dass die gute Arbeit ins Stocken gerät und es zu Konflikten und Reibungen kommt. Das kann der Vogelsbergkreis nicht gebrauchen."
Kandidat aus anderer Partei?
Bei der vergangenen Landratswahl stellte keiner der anderen Vogelsberger Parteien einen Kandidaten. Einzig Friedel Kappes ging damals als parteiunabhängiger Kandidat ins Rennen. Doch wie sieht es für die kommende Wahlperiode aus?Die Vogelsberger Linke hat bislang noch nicht darüber entschieden, ob jemand aus den eigenen Reihen antritt. "Vorstellen kann ich mir vieles. Ich hoffe sehr, dass wir auf jeden Fall noch weitere Kandidaten aus dem demokratischen Spektrum sehen werden", sagt Dietmar Schnell auf O|N-Nachfrage. Das Verhalten der SPD bezeichnet er als "Trauerspiel und absolut falsch": "Möglicherweise gab es doch eine entsprechende Absprache (die CDU stellte beim letzten Mal keinen Kandidaten, die SPD jetzt). Die beiden Parteien sind ja derzeit, wir sehen das im Kreis wie auch im ZOV, kaum unterscheidbar."
Mario Döweling, Fraktionsvorsitzender der Vogelsberger FDP, könne die Frage nach einem FDP-Landratskandidaten noch nicht abschließend beantworten, da der parteiinterne Diskussionsprozess aktuell noch laufe. "Aber soviel vorab: Es gibt eine deutliche Tendenz zum Aufstellen eines FDP-Landratskandidaten als demokratische und politische Alternative zu Dr. Mischak und zur Politik der Großen Koalition im Vogelsbergkreis, die aus unserer Sicht nach wie vor für Stillstand und verkrustete Strukturen steht", so die klare Aussage des Freien Demokraten. Es gäbe durchaus interessierte Personen für eine Kandidatur, Namen wolle er noch keine nennen.
Auch bei den Freien Wählern ist wohl eine Kandidatur nicht auszuschließen, wie Fraktionsvorsitzender Lars Wicke auf Nachfrage unserer Redaktion andeutet: "Als traditionell drittstärkste politische Kraft im Vogelsbergkreis ist mit den Freien Wählern grundsätzlich immer zu rechen. In dieser frühen Phase sind die Überlegungen in unseren Gremien zur Landratswahl allerdings noch nicht abgeschlossen", heißt es vonseiten der Freien Wähler.
Bei der Vogelsberger AfD geht die Tendenz eher dazu, keinen Kandidaten zu stellen: "Da erst am heutigen Donnerstag unsere nächste Vorstandssitzung ansteht und das Thema "Landratswahl 2023" dort auf der Tagesordnung steht, möchte und kann ich den Beschlüssen dieser Sitzung natürlich nicht vorgreifen. Es sieht allerdings aktuell danach aus, dass die AfD keinen eigenen Landratskandidaten zur Wahl aufstellen wird", sagt uns Vorsitzender Gerhard Bärsch. "Das Amt des Landrats ist in erster Linie weniger ein politisches Amt, als vielmehr das höchste Verwaltungsamt eines Landkreises. Die Interessen des Vogelsbergkreises sollten dabei grundsätzlich über parteipolitischen Interessen und Erwägungen stehen. Wir, als AfD Vogelsberg, sehen unsere politischen Gestaltungsmöglichkeiten derzeit vorrangig in den kommunalen Kreisgremien und vertreten dort die Interessen der Bürgerinnen und Bürger. "