Flüchtlingswelle 2022: Hier entsteht das neue Ankunftszentrum für Geflüchtete

09.11.22 - Es ist eine Mammutaufgabe, die der Vogelsbergkreis in diesen Tagen erneut zu stemmen hat: Am 14. November werden aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen die ersten Flüchtlinge im "Ankunftszentrum" in Alsfeld erwartet. Dafür werden aktuell etliche Container auf das Gelände unterhalb der Hessenhalle aufgebaut. 

Kreisbrandinspektor Dr. Sven Holland.

"78 Container werden hier errichtet, 70 davon dienen als Wohnbereich für 420 Personen", erklärt Kreisbrandinspektor Dr. Sven Holland bei einem Vor-Ort-Termin mit OSTHESSEN|NEWS. Bereits ab der kommenden Woche sind etliche beauftragte Firmen im Einsatz, koordinieren und errichten ein komplett neues Ankunftszentrum. Dabei wurde bei den Planungen an alles gedacht: Wohncontainer, Sanitärbereiche und ein Großraumzelt, welches als Aufenthaltsbereich gedacht ist, sollen noch in dieser Woche auf einer Fläche von 4.000 Quadratmetern fertiggestellt werden. "Dann wollen wir fertig sein - die ersten Flüchtlinge erwarten wir am 14. November", so Holland.

Hier kommen die Flüchtlinge an.

Flüchtlinge aus Syrien oder Afghanistan

Viele sprechen schon jetzt davon, dass die kommende Flüchtlingswelle die von 2015 übertreffen werde. Für Holland und den Vogelsbergkreis ist diese Lage schwer einzuschätzen: "Das ist ein Blick in die Glaskugel", sagt er. "Gedanklich müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass es vielleicht mehr werden. Wir hoffen, dass die Unterkünfte ausreichen." Dafür besteht die Möglichkeit, die Container noch einmal aufzustocken, sodass insgesamt 80 Wohncontainer für 480 Flüchtlinge auf dem Gelände unterhalb der Hessenhalle gestellt werden können.

Etliche Container wurden gestellt - allein 70 für Wohnräume.

Der Kreis rechnet erst einmal mit den Kapazitäten bis Ende des Jahres - "wir müssen abwarten und dann situativ handeln". Geplant ist allerdings, dass die Geflüchteten, die von der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen nach Alsfeld verwiesen werden, so kurz wie möglich im Alsfelder Ankunftszentrum sind - "bis sie eben dann in Wohnungen oder Gemeinschaftsunterkünfte ziehen können".

Drei Millionen Euro aus Eigenmitteln

Landrat Manfred Görig hatte zu den Entscheidungen bereits vor wenigen Tagen seinen Unmut kundgetan: "Wir sind bald am Ende unserer Möglichkeiten", sagte er und fordert erneut eine Begrenzung bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Wöchentlich rechne man in Alsfeld mit bis zu 35 Zuweisungen - für Görig sei diese Zahl auf die Dauer nicht zu stemmen. "Das muss die große Politik jetzt endlich kapieren. Wir können nicht die ganze Welt hier aufnehmen und versorgen."

Denn auch hier herrscht Personalnot: Die Grenze des Machbaren sei für das eigene Personal längst erreicht, "das nötige Personal steht auf Dauer nicht mehr zur Verfügung". Mitarbeiter seien schon mit der Betreuung der ukrainischen Flüchtlinge erheblich belastet. Diese Notunterkunft wird ebenfalls an der Hessenhalle vom Regierungspräsidium betrieben. Deshalb wurde für das neue Ankunftszentrum auch erneut Alsfeld als Ort ausgewählt. "Vor diesem Hintergrund blieb uns keine Alternative, was den Standort der Notunterkunft angeht. Infrage kam nur Alsfeld, weil wir dort auf unser Personal vom Verwaltungsstandort an der Hessenhalle zurückgreifen können und sich Synergien durch die Notunterkunft ergeben."

Bei unserem Vor-Ort-Termin heißt es noch einmal vonseiten des Kreises: "Wir stoßen an unsere Grenzen." (ld) +++