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Egal in welcher Pose: Das sieht gut aus, Sarah Rau - Fotos: Carina Jirsch

FULDA/EBERSBURG Osthessens größte Sporttalente

Sarah Rau: Erlebnisreise zwischen Schmalnau, Annen und Portugal

14.03.23 - Es ist nicht überliefert, ob Sarah Rau die bekannteste Sportlerin des Ebersburger Ortsteils Schmalnau ist. Ihre Persönlichkeit taugt in jedem Fall dazu. Vor Kurzem ist sie 18 geworden, hat ihren Führerschein gemacht - und ihre sportlichen Fixpunkte schmücken den Briefkopf und lesen sich wie ein Empfehlungsschreiben. Sarah ist aktuell die Nummer Eins im Tischtennis der U19 in Hessen, gehört dem Nationalkader an, feierte mit ihm beachtliche Erfolge - und spielt aktuell für den Zweitligisten DJK Blau-Weiß Annen, einem Stadtteil von Witten. OSTHESSEN|NEWS hat die junge Sportlerin beim Training in der Hubtex Arena besucht. 

Gerade ist Sarah aus Portugal zurückgekehrt. Zwei Tage vor unserem Termin. Sie nahm an einem dreitägigen WTT-Contender Turnier teil. In ein Trikot mit dem Bundesadler zu schlüpfen, das ist für die 18-Jährige nicht neu. "Es lief nicht so wie erhofft, war aber trotzdem okay", sagt sie. Doch beginnen wir unsere Reise in Fulda. Hier, im hessischen Landesleistungs-Stützpunkt, trainiert Sarah zweimal in der Woche. Qing Yu Meng, Coach des Bundesligisten TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell und seit vier Jahren auch Verbandstrainer, nimmt sich ihr an. 

Training mit Qing Yu Meng

Qing Yu Meng und Oliver Weber bringen Sarah voran

"Mit ihm verstehe ich mich sehr gut. Er ist ein guter Trainer", bemerkt Sarah. Meng - in dem Ehrgeiz und Anspruchsdenken zu Hause sind -, spricht aus, wie sein Schützling vorankommen würde in seiner Entwicklung. "Ihr fehlt Training. Sie trainiert zu wenig. Wenn du nach oben willst, musst du mehr trainieren" - um Sekunden später hinzuzufügen: "Das weiß sie selbst. Schule ist auch wichtig." Die 18-Jährige habe sich zu einer starken Abwehrspielerin entwickelt - müsse aber mehr im Angriff arbeiten. Noch sei sie zu passiv.

Auch er ist oft Trainingspartner: Florian Hans

Sarah mit Mutter Ute

Auch Oliver Weber ist in der Halle. Sarahs erster Trainer im Stützpunkt. Aus Aschaffenburg reist er zweimal pro Woche an. "Auch er hat mir viel geholfen. Gerade in meiner Anfangszeit", lobt Sarah. Als sie neuneinhalb oder zehn Jahre jung war, sei sie in den Stützpunkt gekommen, bemerkt Weber. "Sarah arbeitet unheimlich akribisch, ist sehr fleißig und konzentriert", stellt er ihr ein gutes Zeugnis aus. Hilfreich wäre es natürlich, könnte sie zweimal am Tag trainieren und auf mehr Einheiten kommen. 

Groß ist der Aufwand, den Sarah betreibt. Ihre Woche ist vollgepackt. Die 18-Jährige ist ausgelastet. Montags und mittwochs trainiert sie im Olympia-Stützpunkt in Frankfurt, dienstags und donnerstags in Fulda - und am Wochenende, von Freitag bis Sonntag, in Bad Soden-Salmünster. Dort aber muss sie sich ihre Trainingspartner selbst organisieren. Die kommen auch mal aus Chile oder Amerika. Trainer in Bad Soden: Björn Stelzing. 

Diszipliniert. Organisiert. Strukturiert. Motiviert

Stichwort Organisation. Das klappt gut und ist eine von Sarahs Stärken. Strukturiert ist sie in ihrer Planung. Ihrem Vorgehen. Sie weiß, was sie will. Es kommt nicht so oft vor, dass eine junge Frau ihres Alters so selbstbewusst und nachhaltig auftritt. Und passende Worte wählt. "Ich bin sehr diszipliniert und organisiert. Während der Corona-Zeit habe ich mir einen Wochenplan geschrieben. Ich brauche einen Plan." Oder nehmen wir dies. "Ich bin ein Arbeits-Typ. Immer motiviert."

Als Achtjährige begann Sarah mit dem Tischtennis. In Schmalnau und Hettenhausen, Weyhers folgte. "Das wurde in der Schule angeboten. Ich hatte Spaß. Und es hat seinen Lauf genommen. Mich hat der Ehrgeiz gepackt." Viele Worte benötigt sie nicht, um etwas auf den Punkt zu bringen. Sarah besucht die Freiherr-vom-Stein-Schule in Fulda, in der 12. Klasse ist sie angelangt. Chemie und Englisch sind ihre Leistungsfächer, ihr Notendurchschnitt ist sehr gut. Studieren? "Ja. Wohl in Richtung Chemie", bemerkt sie. 

Während der Corona-Zeit erstellt sie sich einen Wochenplan

Vor Corona, in 2019, machte sich die Idee breit, in ein Tischtennis-Internat zu wechseln, nach Frankfurt oder Düsseldorf. "Ein Probetag. Das hat mir nicht so gefallen", sagt sie. Um ihre Entwicklung voranzutreiben, zog es sie dennoch nach NRW. Sarah spielt für den Zweitligisten DJK Blau Weiß Annen, einem Wittener Stadtteil. Dort spielt sie an Position drei. "Mein Ziel ist es, vorn mitzuspielen." Im vorderen Paarkreuz also. Na ja, der Verein hat auf seiner Homepage formuliert: "Um Sarah Rau hat sich in dieser Saison ein neues Team geformt", hört sich das nicht schlecht an für Ego und Selbstwertgefühl. 

"Natürlich würde ich gern mal in der 1. Bundesliga spielen. Doch derzeit fühle ich mich gut aufgehoben in Annen." Es ist ihre zweite Saison dort. Wie sie nach Annen kam? "Der Verein hat mich für die 2. Bundesliga angefragt. Zu der Zeit habe ich noch in der Regionalliga gespielt." In Niestetal nahe Kassel. Trainer damals: Eike Oliv. 

"Hausaufgaben mache ich im Zug" - vor halb elf Uhr abends nicht zu Hause

Viel Freizeit bleibt der jungen Frau aus Schmalnau nicht. "Ich brauche ein bisschen Ausgleich zu Schule und Tischtennis", weiß sie, "ich habe viel weniger Freizeit als der normale Mensch. Doch ich mach' auch mal was mit Freunden. Auch wenn das eher seltener vorkommt". Denn ein Tag im Leben der 18-Jährigen ist kein Zuckerschlecken. Trainiert sie in Frankfurt, steht sie um sechs Uhr auf. Direkt nach der Schule geht sie ins Training. Hausaufgaben macht sie im Zug. Vor halb elf Uhr abends ist sie nicht zu Hause. 

Was sie wohl wählen würde, wenn sie drei Wünsche freihätte? "Ich würde gern mal wieder Urlaub machen", sagt sie. "Auf 'ne Insel. Madeira oder Sizilien. Wir waren schon lange nicht mehr mit der Familie weg. Es war zuletzt viel los." Doch irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass sich Sarah Rau das wünscht. 

Erfolge

Sarah Rau ist mehrfache Hessenmeisterin im Tischtennis. Zuletzt wurde sie bei den "Hessischen" Dritte im Doppel - und erreichte im Einzel das Viertelfinale. 2019 wurde sie - als 15-Jährige - für die EM nominiert. In den Vorbereitungslehrgängen zu diesem Großereignis war sie vom Pech verfolgt: Sarah erlitt zwei Bänderrisse, und in 2020 fand die EM wegen Corona nicht statt. 2021 nahm sie dann an der Team-WM in Portugal teil. 2019 war sie Dritte des Top-24-Turniers, kürzlich nahm sie am Top-12-Turnier in Neuhof teil.
Mit der deutschen Nationalmannschaft gewann sie einst Gold beim Sechs-Nationen-Turnier. 

Zur Person

SARAH RAU wurde in Fulda geboren, stammt aber aus Ebersburg-Schmalnau, wuchs dort auf und lebt auch dort. Sie besucht die 12. Klasse der Freiherr-vom-Stein-Schule in Fulda. Ihre Eltern heißen Ute und Reinhard, ihre Schwester ist Anna (21). Trainer ihrer Kindheit und Jugendzeit im Tischtennis waren: Paul Bleul, Kenny Dittmann, Rolf Bohle und Eike Oliv (in Niestetal). Derzeit spielt sie für DJK Blau-Weiß Annen in der 2. Bundesliga. (wk) +++

Oliver Weber (links)


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